Rotwild R.C1000 Tour SUV-E-Bike im Test: Rotwild ist für seine Premium-E-Mountainbikes bekannt und lässt sich auch bei seinem neuesten SUV-E-Bike nicht lumpen. Das Bike kommt mit einem großen, integrierten Akku von sagenhaften 960 Wh, einer erlesenen Teileliste und einem leichten Carbonrahmen. Doch wie schlägt sich der Luxus-Schlitten in der Praxis? Wir haben es im Rahmen unseres großen SUV-E-Bike-Vergleichstests herausgefunden.
Video: Rotwild R.C1000 Tour SUV-E-Bike im Test
Steckbrief: Rotwild R.C1000 Tour
Einsatzbereich | Commute, Freizeit |
---|---|
Rahmenmaterial | Carbon |
Motor | Pinion E1.12 |
Akkukapazität | 960 Wh |
Gabel | Aluminium |
Gewicht (o. Pedale) | 26,9 kg |
max. Systemgewicht | 130,0 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL (im Test: L) |
Besonderheiten | Pinion MGU, Carbonrahmen, 960 Wh-Akku, Packtaschenhalter aus Carbon, Fern- & Bremslicht |
Website | www.rotwild.com |
Das Rotwild R.C1000 Tour ist ein hochwertiges SUV-E-Bike, das sich sowohl für den täglichen Gebrauch als auch für anspruchsvolle Trailtouren qualifiziert. Ausgestattet mit einem leistungsstarken 960 Wh-Akku, der innovativen Pinion Motor-Getriebe-Einheit (MGU) und einem handgefertigten Vollcarbon-Rahmen bietet es eine ausgewogene Balance zwischen Leistung, Komfort und einer gewissen Prise Prestige. Die hochwertige Ausstattung und die ausgewogene All-Mountain-Geometrie wollen jede Art von Abenteuer möglich machen, egal ob auf dem Radweg, in der Stadt oder auf dem Trail. Preislich bewegt sich das SUV-E-Bike des deutschen Kultherstellers in luftig hohen Sphären: 9.999 € ist die unverbindliche Preisempfehlung der Dieburger. Dabei handelt es sich bei dem handgefertigten Carbonrahmen allerdings auch um High Modulus Carbonfasern und ein Design, das im südhessischen Hauptquartier der Marke entwickelt, getestet und mit jahrzehntelanger Erfahrung und vielen in Europa gesourcten Anbauteilen angereichert wurde.
Im Detail
Der Carbonrahmen des R.C1000 Tour ist mit einer matten und glänzenden schwarzen Lackierung versehen, die einen zeitlosen Eindruck vermittelt. Der Rahmen ist handgefertigt und besteht aus über 1.000 einzelnen Zuschnitten. Die gesamte Zugverlegung verläuft durch das Unterrohr und das Motorgehäuse, was für eine aufgeräumte Optik sorgt. Am Vorbau befindet sich zudem als smartes Detail eine USB-Schnittstelle, etwa zum Laden des Smartphones, welches mittels SP Connect-Halterung über dem Vorbau positioniert werden kann.
Das Pinion E1.12-Motorsystem mit integrierter 12-Gang-Schaltung und langlebiger Pinion X1-Kette ist gleich unterhalb des großen FIT-Akkus in den Rahmen integriert. Der Akku kann entnommen und an einer externen Stromquelle geladen werden. Ein ABUS-Schloss sichert den wertvollen Akku im Unterrohr. Im Gegensatz zu anderen Herstellern, die bei ihren Fahrrädern mit Pinion-Motorsystem auf Riemen setzen, verwendet Rotwild hier eine Kette. Diese Kette, ebenfalls von Pinion entwickelt, zeichnet sich durch eine besonders lange Lebensdauer aus und soll den sportlichen Background der Marke unterstreichen. Der Vorteil, dass bei der Konstruktion des Rahmens so kein Rahmenschloss vonnöten ist, wird aber sicher auch mit zu dieser Entscheidung beigetragen haben.
Ausstattung
- Motor Pinion E1.12 MGU
- Akku 960-Wh-FIT-Akku
- Display Pinion LCD RD1.2 Display-Remote-Einheit
- Federgabel DT Swiss F535, 140 mm Federweg
- Dämpfer DT Swiss R535, 140 mm Federweg
- Bremsen TRP C2.3
- Schaltung Pinion E1.12
- Scheinwerfer Supernova M99 Mini Pro High Beam
- Rücklicht Supernova TL3 Pro LED
- Laufräder DT Swiss H1900 Spline
- Reifen Schwalbe Racing Ray
- Sattelstütze Crankbrothers Highline
Für den nötigen Komfort im Alltag und die Fahrsicherheit im Gelände sorgt beim E-SUV von Rotwild ein Fahrwerk mit 140/140 mm Federweg, bereitgestellt von hochwertigen Luftfederelementen von DT Swiss. Diese sprechen sensibel an und lassen sich sehr fein auf das eigene Gewicht und die Vorlieben einstellen. Weiter sorgen die TRP C2.3-Scheibenbremsen mit 203 mm großen und 2,3 mm dicken Bremsscheiben für eine zuverlässige Bremsleistung.
Das R.C1000 Tour rollt auf großen 29-Zoll-Laufrädern, die mit einer Kombo aus Schwalbe Racing Ralph und Racing Ray ausgestattet sind. Diese leichten XC-Reifen verfügen über gute Abrolleigenschaften, können allerdings in puncto Grip und Pannensicherheit mit den meisten anderen Modellen im Test nicht mithalten.
Sowohl die Schutzbleche als auch der minimalistische Packtaschenhalter sind Eigenentwicklungen von Rotwild. Während die Aluminiumschutzbleche vor allem auf geschottertem Untergrund ziemlich laut sind und breiter und länger sein könnten, ist der stromlinienförmige Packtaschenhalter optisch und technisch sehr überzeugend. Die Streben, an welchen der werkzeuglos demontierbare Taschenhalter verschraubt ist, bestehen sogar aus Carbon. Wenngleich er natürlich nicht mit einem vollwertigen Gepäckträger, wie ihn die meisten anderen Bikes im Testfeld nutzen, mithalten kann, reicht er völlig aus, um daran beidseitig Packtaschen zu befestigen, die mit den wichtigsten Utensilien für den Tag befüllt sind. Und wenn man ihn mal nicht benötigt, fällt er kaum auf.
Die im Cockpit verbaute Supernova M99 Mini Pro High Beam-Lampe sorgt durch ihre hohe Sichtbarkeit für Sicherheit im Straßenverkehr und das Fernlicht leuchtet dunkle Waldwege in einem weiten Radius aus. Ergänzt wird sie durch das Supernova TL3 Pro LED-Rücklicht, das in das einzigartige Carbon-Trägersystem im Hinterbau integriert ist. Großes Sicherheits-Plus hier: Das Rücklicht a R.C1000 verfügt über ein Bremslicht.
Motor & Akku
Im Rotwild R.C1000 ist die Pinion E1.12 MGU verbaut. MGU steht für Motor Gearbox Unit, eine der Innovationen der letzten Jahre im E-Bike-Bereich. E1 bezeichnet den Motor, während 12 die Anzahl der Gänge angibt. Diese Gänge sind in drei hintereinander geschalteten Getriebesätzen mit Stirnradverzahnung untergebracht. Schaltet man von einem in den nächsten Getriebesatz, spürt man das jeweils durch einen minimal längeren Schaltvorgang. Auch sind die Gangsprünge, so zum Beispiel vom vierten in den fünften Gang, teils recht groß, was etwa an steilen Rampen schon mal für eine Überraschung sorgen kann. Die MGU ermöglicht überdies automatisches Schalten, gesteuert durch eine empfindliche Sensorik, die Pinion als SMART.SHIFT bezeichnet. Dies erlaubt Schaltvorgänge im Stillstand, was vor allem beim Stop-and-Go in der Stadt von großem Vorteil fürs erneute Anfahren ist. Zudem können bevorzugte Gänge zum Anfahren vorgewählt und die favorisierte Trittfrequenz eingestellt werden.
Leistungsdaten Pinion E1.12 MGU
- Unterstützungsmodi Eco, Flow, Flex, Fly
- Akku 960 Wh
- Drehmoment 85 Nm
- Max. Leistung 600 W
Die MGU ist wartungsarm, da alle beweglichen Teile im Magnesiumgehäuse vor äußeren Einflüssen und Schlägen geschützt sind. Die Leistungsdaten umfassen ein Drehmoment von bis zu 85 Nm, eine Spitzenleistung von 600 W und vier Fahrstufen. Der Motor ist von der gefühlten Power her der stärkste im Test, allerdings auch der lauteste. Der große Akku ist ein bedeutender Vorteil, wenn es darum geht, weite Strecken ohne Zwischenladen zurücklegen zu müssen.
Für die Bedieneinheit, den Akku, die App und das Display greift Pinion auf das System des Schweizer Anbieters FIT zurück. FIT entwickelt modulare und moderne Systemlösungen für E-Bikes, die miteinander kombinierbar sind, um je nach Anwendung optimale Ergebnisse zu erzielen. Hersteller haben dadurch verschiedene Optionen, insbesondere bei den Akkus. Rotwild hat sich fürs R.C1000 für den größten entschieden, der satte 960 Wh an Kapazität bietet. Diese ließen sich theoretisch noch mal um weitere 460 Wh mittels Range Extender erweitern, was das endgültige Ende der deutschen Reichweitenangst bedeuten dürfte.
So fährt sich das Rotwild R.C1000 Tour
In Aktion überzeugt das R.C1000 Tour mit seinen sportlichen und direkten Fahreigenschaften. Das leichte Gewicht und das hochwertige Fahrwerk tragen zu einem ausgezeichneten Handling bei. Die Bremsen greifen zuverlässig, und das Bike liegt stabil auf dem Trail, bietet dabei aber eine hohe Wendigkeit. Die Mountainbike-Enthusiasten und -Enthusiastinnen unseres Testteams fühlten sich also sofort wohl. Der breite Lenker mit 780 mm sorgt für hohe Kontrolle abseits befestigter Straßen. Neulinge könnten sich jedoch durch den für ein tourentaugliches Rad sehr breiten Lenker und die sportliche Sitzposition verunsichert fühlen. Trotzdem punktet das R.C1000 mit einem aufgeräumten Cockpit und guter Ergonomie, abgesehen von der etwas klobigen FIT-Remote, deren Joystick in der Handhabung gewöhnungsbedürftig ist.
Erstaunlich ist, dass das Rotwild, abgesehen vom Motor und dem gelegentlichen Rasseln des Schutzbleches selbst, auf dem ruppigen Testtrail keinerlei Geräusche von sich gab. Wer also mit seinem SUV-E-Bike gerne und häufig auf Trailtour gehen möchte, ist mit dem R.C1000 gut ausgestattet und das auch, ohne vorher Schutzblech und Gepäckträger abzumontieren. Dies wird auf der Herstellerseite zwar suggeriert, ist aber unserer Meinung nach nicht nötig und auch gar nicht so ohne Weiteres möglich, wegen der Verkabelung des Rücklichtes.
Die starke Offroad-Performance des 10.000-€-Bikes beeinträchtigen lediglich die unterdimensionierten Reifen. Diese sind selbst für ein vergleichbar leichtes SUV-E-Bike zu schmal und zu dünnhäutig, was öfter in fehlendem Grip resultierte. Hier könnte man noch mal ordentliches Potential heben, indem man etwa den Johnny Watts von Schwalbe, der beispielsweise am Haibike oder Riese & Müller verbaut wird, oder den Metropass AT von Maxxis nachrüstet. Auf der Straße fielen die Reifen natürlich weniger ins Gewicht, wobei hier eine schwerere Alternative mit mehr Grip und Pannenschutz aufgrund der satten Power des Motors auch nicht weiter ins Gewicht fallen würde.
Aber hat das Rotwild mit seinem edlen Design, den sportlichen Fahreigenschaften und der herausragenden Qualität von Rahmen und Ausstattung das Zeug zum Testsieg? Im abschließenden Zusammenfassungsartikel werdet ihr’s erfahren. Um die vielschichtigen Fahreindrücke und Beurteilungen der verschiedenen Räder hierfür auf eine prägnante Art und Weise herunterzubrechen, haben wir uns folgende Sternchen-Bewertung überlegt: Passend zum Grundwesen dieser Bike-Kategorie bewerten wir die beiden Kernbereiche, die ein gutes SUV-E-Bike abdecken muss – und zwar Alltags- sowie Offroadtauglichkeit – jeweils auf einer Skala von 0 bis 5 möglichen Sternen.
Beim Rotwild R.C1000 Tour ist das Ergebnis hier folgendermaßen ausgefallen:
- Alltagstauglichkeit ⭐️⭐️⭐️ (3/5)
- Offroadtauglichkeit ⭐️⭐️⭐️⭐️ (4/5)
Das ist uns aufgefallen
- Schutzbleche Optisch sind sie uns zuerst sehr positiv aufgefallen. Im Gelände können die Aluminiumschutzbleche einen allerdings ziemlich erschrecken: Sobald das Reifenprofil dort die kleinen Steine hineinfeuert, wird’s laut. Außerdem könnten sie für mehr Regenschutz etwas breiter und länger sein.
- Bereifung Die leichte Schwalbe XC-Bereifung ist unterdimensioniert für ein Bike dieser Gewichtsklasse. Vor allem auf unbefestigten Wegen kostet das einiges an Bremstraktion und Spurtreue in Kurven.
- TRP C2.3-Bremsen Die Vierkolbenbremse ist alles andere als unterdimensioniert und beißt in Kombination mit den großen 200-mm-Bremsscheiben richtig kräftig zu. Dosierbarkeit und Ergonomie lassen ebenfalls keine Wünsche offen.
- Pinion MGU Wir lieben das eingekapselte Motor-Getriebe-System dafür, dass es so wartungsarm und kompakt ist. Die großen Schaltsprünge vom vierten in den fünften und vom achten in den neunten Gang sowie die Lautstärke können allerdings auch schon mal stören.
- Packtaschenhalter Der selbst entwickelte Packtaschenhalter, der optisch ein wenig an einen X-Wing erinnert, hat uns visuell wie technisch begeistert.
- Fahrwerk Das hochwertige DT Swiss-Fahrwerk war das sensibelste im Test und glänzte ebenfalls durch gute Einstellbarkeit. Mit 140 mm Federweg vorn und hinten lieferte es außerdem stets genügend Reserven für härtere Schläge oder größere Stufen.
- Der Preis Ja, der Preis ist uns auch aufgefallen. Er ist sehr hoch. Allerdings ist so ein Rotwild aus den heimischen Gefilden auch alles andere als Stangenware und in Zeiten von Dienstrad-Leasing nicht mehr nur für Aufsichtsratsmitglieder finanzierbar.
Das Rotwild R.C1000 Tour ist das richtige Bike für alle, die Wert auf Exklusivität in Qualität und Performance legen, denn es nimmt nicht nur wegen seines Preises eine Exklusivstellung innerhalb des Testfeldes ein. Dank seines leichten, per Hand gefertigten Carbonrahmens fährt es sich mit am sportlichsten und direktesten, sowohl On- als auch Offroad. Der mit Abstand größte Akku im Testfeld lässt einen jede Reichweitenangst vergessen und hält das SUV-E-Bike des deutschen Kultherstellers dennoch nicht davon ab, das leichteste Bike im Test zu sein – chapeau! Während die Schutzbleche und die schmalen Reifen leider ein Abturner sind, begeistert das hochwertige DT-Swiss-Fahrwerk mit sensiblem Ansprechverhalten und feiner Einstellbarkeit. Ebenso kann der selbst entwickelte Packtaschenhalter optisch wie funktional begeistern. Die leistungsstarke, aber auch sehr laute Pinion MGU komplettiert das Luxus-Paket und unterstreicht wieder einmal den exklusiven Charakter dieses Bikes, das uns nicht nur von seinen Fahreigenschaften, sondern vor allem auch von seiner Optik vollends überzeugen konnte.Fazit – Rotwild R.C1000
Rotwild R.C1000 Pro / Contra
Pro
Contra
Preisvergleich
Was sagst du zum luxuriösen Rotwild R.C1000 Tour?
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