Wasserstoff-Fahrräder? Ja, es gibt sie und sie könnten schon bald auch über deutscher Straßen rollen. Im Nachbarland Frankreich gibt es mit Pragma Industries bereits einen Hersteller und im Oktober sollen dort die ersten Wasserstoff-Bikes vom Band rollen.

E-Bikes sind in Deutschland zu einem festen Bestandteil des Straßenverkehrs geworden. Insbesondere in Großstädten erfreuen sie sich zunehmender Beliebtheit. Überdies sind motorisierte Fahrräder auch ideal für Fahrten, speziell in hügeligen Gegenden. In absehbarer Zukunft könnten konventionelle batterieelektrische E-Bikes, gespeist durch Lithium-Akkus, allerdings Konkurrenz bekommen – und zwar durch Wasserstoff! In Frankreich will der erste Hersteller nun genau damit auf den Markt kommen – aber eins nach dem Anderen: Wasserstoff – hat das nicht, wenn überhaupt, was mit Autos zu tun?

Wasserstoff als Alternative zu Akkus

Ein Wasserstoff-Fahrrad – das klingt doch völlig verrückt? Aber denken wir mal für einen Moment technologieoffen: In chinesischen Großstädten wie etwa Shanghai sind Stationen mit E-Bikes des Herstellers für Wasserstoff-Fahrräder Youon tatsächlich bereits ein vertrauter Anblick im Alltag. Die Fahrräder des Modells Y200 erreichen eine maximale Geschwindigkeit von 23 km/h und haben eine Reichweite von bis zu 70 Kilometern, ähnlich wie ihre elektrischen Pendants – mit einem entscheidenden Unterschied: Sie tanken eben Wasserstoff und keinen Strom.

In einem mit Wasserstoff betriebenen Fahrzeug wird das komprimierte, reaktive Gas mittels einer Brennstoffzelle zur Erzeugung elektrischer Energie genutzt. Mit dieser kann dann ein Elektromotor versorgt werden. Wasserstofftank und Brennstoffzelle ersetzen gewissermaßen den Akku als Energiespeicher eines batterieelektrischen Fahrzeugs.

In China gehören sie bereits zum Alltag
# In China gehören sie bereits zum Alltag - Ganze Flotten von Sharingbikes, die mit Wasserstoff laufen

Auch in Deutschland wird bereits an Wasserstoff-Fahrrädern geforscht. Und in China arbeitet Hersteller Youon bereits an seinem Y600-Modell, das sich auch zusammenklappen lässt.

H₂-E-Bikes: Wo ist der Haken?

Wasserstoff-Fahrräder sollen in Bezug auf Geschwindigkeit und Reichweite ebenso leistungsfähig wie ihre batterieelektrischen Gegenstücke sein. Hinzu kommt eine zügige Ladezeit: Im Vergleich zu E-Bikes und E-Lastenrädern, die in der Regel mehrere Stunden zum Aufladen benötigen, kann Wasserstoff in nur wenigen Minuten nachgetankt werden.

Genau wie E-Bikes mit Akku, das klingt zunächst vielversprechend, erzeugen Wasserstoff-Fahrräder bei ihrer Nutzung keine Treibhausgasemissionen. Es gibt jedoch auch einige Nachteile: Obwohl Wasserstoff ein weit verbreitetes Element ist, kommt es in der Natur nicht in reiner Form vor und muss mittels Elektrolyse aus Wasser gewonnen werden – was wiederum Energie erfordert. Und zwar ein Mehrfaches der Energie, die dann später in Form von Wasserstoff zur Verfügung steht. Zudem werden Edelmetalle als Katalysator in den Brennstoffzellen benötigt, die im Fahrzeug dann nach Bedarf aus Wasserstoff wieder Strom erzeugen, der dann den Elektro-Motor antreibt. Und was bei der Handhabung von Wasserstoffgas so alles schiefgehen kann, zeigt in eindrucksvoller Weise das Schicksal des Zeppelins Hindenburg.

Abgesehen von den Kosten und dem Aufwand, Wasserstoff herzustellen sowie den technischen Schwierigkeiten bei Handling und Transport des heiklen Gases, würde es hierzulande – wir Radfahrenden kennen es – natürlich auch an der entsprechenden Infrastruktur hapern: Während batterieelektrische E-Bikes an jeder Steckdose geladen werden können, wäre die Verfügbarkeit entsprechender Tankstellen eine Voraussetzung für die flächendeckende Nutzung von H₂-Fahrrädern.

Pragma Industries baut Wasserstoff-Fahrräder in Frankreich

All das hält den französischen Hersteller Pragma Industries nicht von der Produktion seiner Wasserstoff-Fahrräder für die breite Masse ab. Schon ab Herbst sollen die futuristisch anmutenden Fahrräder in Frankreich erhältlich sein. Das FC-Pedelec (für Fuel Cell-Pedelec) Alpha von Pragma Industries soll eine Reichweite von bis zu 150 km haben, nach zwei Minuten voll getankt sein und über einen E-Bike-Antrieb des Herstellers Brose verfügen und rund 30 Kg wiegen. In erster Linie richtet sich das Modell an Städte und Unternehmen, die Interesse an einer Flotte haben, aber wer weiß, vielleicht können sich auch schon bald Privatpersonen ein solches Rad in die Garage stellen?

Das Modell Alpha von Pragma Industries verfügt über einen Brose Mittelmotor, eine 150 W Wasserstoffzelle und einen 150 Wh Li-Ion-Akku zur Überbrückung.
# Das Modell Alpha von Pragma Industries verfügt über einen Brose Mittelmotor, eine 150 W Wasserstoffzelle und einen 150 Wh Li-Ion-Akku zur Überbrückung.
Bildschirmfoto 2023-05-22 um 17.01
# Bildschirmfoto 2023-05-22 um 17.01

Weitere Informationen zum Wasserstoff-Fahrrad Alpha von Pragma Industries findest du auch auf der Website von Pragma Industries.

Was hältst du von der neuen Technologie – hat Wasserstoff das Zeug, die heutigen E-Bikes abzulösen?

Infos: Youon Bikeshare & Pragma Industries  | Bilder: Youon Bikeshare & Pragma Industries
  1. benutzerbild

    schlaurenz

    dabei seit 02/2022

    Pragma-Fahrrad fährt mit Wasserstoff: Sind H₂-Bikes die neuen E-Bikes?

    Wasserstoff-Fahrräder? Ja, es gibt sie und sie könnten schon bald auch über deutscher Straßen rollen. Im Nachbarland Frankreich gibt es mit Pragma Industries bereits einen Hersteller und im Oktober sollen da die ersten Wasserstoff-Bikes vom Band rollen.

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    Pragma-Fahrrad fährt mit Wasserstoff: Sind H₂-Bikes die neuen E-Bikes?

    Was hältst du von der neuen Technologie – hat Wasserstoff das Zeug, die heutigen E-Bikes abzulösen?
  2. benutzerbild

    01goeran

    dabei seit 09/2022

    Ist ja ganz nett, aber mir fehlt so ein bisschen der Bezug zum eigentlichen Grundgedanken eines Fahrrades.

    Fehlt eigentlich nur noch ein Rad mit E-Fuel.

    Ne mal Spaß beiseite. Wenn man sowas als Motorrad baut, dann würde das für mich Sinn ergeben, aber hier macht man aus meiner Sicht den Vorteil des E-Bikes durch den Wasserstoff zu nichte.

    Wenn wir mal dazu kommen, dass Wasserstoff in rauen Mengen vorhanden ist, dann ist sowas eine gute Idee zur Nutzung, aber damit verknappen wir das kostbare Gut nur noch weiter.

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