Neues von Anne Hidalgo: Nachdem die Pariser Bürgermeisterin via Volksentscheid Miet-Elektroroller aus ihrer Stadt verbannt hatte, geht es nun der nächsten urbanen Plage an den Kragen: SUV! Schon im Februar soll in der Stadt der Liebe abgestimmt werden.
Mehr oder weniger SUV? Paris entscheidet
SUV, mit vollem Namen „Sport Utility Vehicles“ sind eine seit Jahren bei Autokäufer:innen und Autoherstellern gleichermaßen beliebte automobile Erscheinung – irgendwo zwischen Modetrend und Volkskrankheit: Die Pseudo-Geländefahrzeuge sind schwerer (plus 250 kg in dreißig Jahren), breiter, höher, durstiger – und nicht zuletzt deutlich gefährlicher als herkömmliche Pkw. Für Städte und deren Bewohner:innen bringt „Autopositas“ insofern längst massive Probleme mit sich.
Die sozialistische Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo ist dafür bekannt, die Verkehrswende in ihrer Stadt mit Siebenmeilenstiefeln voranzutreiben und hat innerhalb weniger Jahre die Innenstadt der französischen Metropole zumindest teilweise vom automobilen Moloch in ein Fahrrad-Eldorado verwandeln können. In einem ersten Referendum durften die Parisiennes im April 2023 zudem darüber entscheiden, ob sie die free floating Flotten von Miet-E-Scootern behalten oder aus der Stadt verbannen wollten – und 90 % der Wählenden stimmten für ein Verbot.
Nun sind also SUV an der Reihe. Schon im kommenden Februar möchte Anne Hidalgo von den Pariser Bürger:innen wissen: „Mehr oder weniger SUV?“ Der Plan hinter diesem zweiten Volksentscheid – die drastische Erhöhung von Parkgebühren für auswärtige (!) SUV und allradgetriebene Pkw im Pariser Stadtgebiet.
Video: Anne Hidalgo zum neuen Referendum

Als Gründe für ihre Initiative nennt Anne Hidalgo im Video den hohen Platzbedarf von SUV, deren schlechte Energiebilanz und die hohe Gefahr für Fußgänger:innen und Radfahrende bei Kollisionen mit den Monster-Pkw: Studien belegen, dass SUV eine um etwa 20 % schlechtere Energieeffizienz sowie ein drastisch höheres Risiko für schwere oder gar tödliche Verletzungen bei der Kollision mit Fußgänger:innen oder Radfahrenden aufweisen, begründet im höheren Gewicht und der höheren Front dieser Fahrzeuge.
Wer wäre betroffen, wer nicht?
Betroffen von der vorgeschlagenen Regelung wären laut Entwurf
- Besitzer eines Verbrenner- oder Plug-in-Hybridfahrzeugs ab 1,6 t
- Besitzer eines Elektrofahrzeugs mit 2 t oder mehr
- Nicht-Pariser Besucher:innen mit einem SUV, der das o.g. Gewicht überschreitet
- Pariser Bürger:innen, die außerhalb ihrer Wohnparkzone einen SUV besitzen, der das gesetzliche Gewicht überschreitet
Nicht unter die neue Regelung sollen fallen
- Pariser Einwohner:innen und sesshafte Berufstätige in ihrer Wohnparkzone
- Taxis an speziellen Stationen
- Handwerker:innen, Angehörige der Gesundheitsberufe und Anspruchsberechtigte auf den Pro-Parktarif
- Personen mit eingeschränkter Mobilität und Inhaber:innen einer Mobilitätskarte Inklusion – Parken
- Besitzer:innen eines Verbrenner- oder Plug-in-Hybridfahrzeugs mit weniger als 1,6 Tonnen
- Besitzer:innen eines Elektrofahrzeugs mit weniger als 2 t
Meinung @ Nimms-Rad.de
Egal, ob SUV in Paris bald höhere Parkgebühren zahlen müssen oder nicht – die Diskussion um immer größere, immer breitere und immer ressourcenfressendere private Mobilität halten wir auch im Heimatland der Autobahn für längst überfällig und weder im Kontext der Klimakatastrophe noch im Hinblick auf die Verkehrs-Unfallstatistiken für ein Luxusproblem. Wir jedenfalls sind sehr gespannt auf den Ausgang dieses zweiten Pariser Referendums zu grundlegenden Fragen von Mobilität und der Hegemonie im urbanen Raum.
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