Supernova M99 DY Pro Test: Wie hell kann ein Fahrradscheinwerfer für den Nabendynamo sein? Die Chancen, dass der StVZO-konforme M99 DY Pro die Grenze markiert, stehen gut. Er bietet Fernlicht und ist nicht bei Highspeed „abgeregelt“. Wir haben den Überflieger-Scheinwerfer der Gundelfinger Lichtspezialisten für euch ausprobiert.
Supernova M99 DY Pro: Infos und Preise
Der Supernova M99 DY Pro ist das einzige uns bekannte StVZO Fahrradlicht für Dynamobetrieb, das immer heller wird, je schneller man fährt. Dazu besitzt der Scheinwerfer Fernlicht und verspricht viel Licht aus einem großen Reflektor mit 9 Power-LED – bis zu 1.000 Lumen und 200 Lux gibt Supernova an. Das liefert Grund genug für einen Praxistest.
- Lichtleistung / Helligkeit bis 1.000 Lumen / 2000 Lux
- Material Lampenkopf Aluminium, CNC-gefräst
- Leuchtstufen < 1.000 Lumen (Fernlicht), < 700 Lumen (Abblendlicht)
- Lieferumfang Lampenkopf, Fernbedienung mit Halter, Kabel für Anschluss Rücklicht (1.080 mm) und Dynamo (980 mm)
- Montage über Schellen und Adapter (nicht inklusive), z.B. für runde Lenker (31,8 mm), GoPro, GPS-Geräte-Halter, Gabelkrone, Spacer.
- Zulassung StVZO ja
- Gewicht 159 g (Lampenkopf inkl. Kabel, selbst gewogen)
- Besonderheiten Fernlicht über Taster am Lenker, nicht mit USB-Ladern kompatibel, 5 Jahre Garantie
- https://supernova-lights.com
- Preis (UVP) 325 €
Dynamo-Fahrradlicht vs. Batterie-Fahrradlicht
Vorab eine Abwägung: Es gibt gute Gründe, Fahrrad-Licht mit Strom aus dem Dynamo zu betreiben. Die wichtigsten aus meiner Sicht sind:
- Wenn man losfährt, ist das Licht bereit – keine Energielogistik und Akkuchecks vorab nötig.
- Tagfahrlicht.
- Unbegrenzte Leuchtdauer. Das zählt weniger für mich, als mehr für Bikepackende und Ultracyclists – letztere haben häufig ohnehin einen Nabendynamo an Bord, um diverses Equipment unterwegs zu laden.
- Set-up schont Umweltressourcen.
Gegen Fahrradlicht aus dem Nabendynamo gibt es am Rennrad aber ebenfalls Gründe, die nicht außer Acht gelassen werden sollen:
- Aufwendigere Montage: Vor allem die Frage, wie das Kabel zum Scheinwerfer optisch ansprechend und funktional verlegt werden kann, ist nicht immer befriedigend zu lösen.
- Erhöhter Fahrwiderstand: Wenn das Licht an ist, muss die Leistung aus dem Rollen kommen. Bei 30 km/h und guten Nabendynamos muss man laut einem Laborversuch der Zeitschrift Fahrradzukunft rund 7 bis 8 Watt Leistung aufbringen, um rund 4 bis 5 Watt aus dem Dynamo zu erhalten – in der Praxis liefert ein Nabendynamo je nach Verbraucher mehr als die in der StVZO geforderten 3 Watt. Wenn der Scheinwerfer keine Begrenzung besitzt, wie beim Supernova M99 DY Pro der Fall, kann die geschluckte Leistung noch höher sein. Rund 10 bis 11 Watt ermittelte Fahrradzukunft bei 30 km/h und stärkerem Verbraucher.
Supernova M99 DY Pro in der Hand
Zum Test erhielten wir den Supernova M99 DY Pro Scheinwerfer sowie das passende Supernova E3 Taillight für Dynamobetrieb. Letzteres ist eine sinnvolle Option, wenn man Dynamo-Rücklicht kombinieren will. Denn der Frontscheinwerfert liefert Gleichstrom „nach hinten“, so dass viele Standard-Rücklichter nicht kompatibel sind.
Sehr lobenswert ist, dass Supernova wertige Verpackungen aus Blech für Scheinwerfer und Rücklicht einsetzt. Sie finden leicht ein zweites Leben in der Werkstatt oder können recycelt werden. Eingepackt sind der Scheinwerfer nebst Taster für das Fernlicht. Halterungen sind nicht dabei – sie müssen je nach eigenem Bedarf separat gekauft werden. Das macht einerseits Sinn, da die Anbau-Wünsche sich häufig unterscheiden, andererseits wäre eine Schelle für runde Lenker bei einem teuren Highend-Scheinwerfer eine willkommene Dreingabe.
In der Hand wirkt der Supernova M99 DY Pro sehr wertig und perfekt verarbeitet. Der Reflektor mit seinen 99 speziell berechneten Spiegeln (daher der Name) ist im Vergleich zum üblichen Fahrradscheinwerfer deutlich breiter. Auch auf der Waage merkt man die solide Bauweise aus Aluminium für eine gute Kühlung: 159 g mit Kabeln wiegt unser Testscheinwerfer.
Montage
Wer den Supernova M99 DY Pro mit Dynamo-Rücklicht fahren will, sollte die Verkabelung zuerst erledigen. Dabei haben die beiden an Scheinwerfer und Rücklicht fest verbundenen Kabel genug Länge, auch für weiter entfernte Positionen. Das Verbinden der beiden Kabelenden ist in der Supernova-Anleitung gut erklärt, aber nicht ganz so einfach, wie es aussieht. Als weniger versierter Elektriker benötigte ich 2 Versuche. Ich musste also am Ende das Kabel noch einmal kürzen, um die Verbindung zu wiederholen und bekam sie schließlich zuverlässig haltbar und abgeschirmt hin. Wehe, wenn das Kabel nach dem zweiten Kürzen schon zu kurz gewesen wäre!
Auch am Dynamo-Anschluss ist noch etwas Arbeit gefragt. Angeschlossen habe ich den M99 DY Pro für die Lichtaufnahmen an einem Shutter-Precision PV8-Nabendynamo – hier genügen Hausmittel für die Verbindung mit dem Stecker. Außerdem testete ich den Scheinwerfer zum Vergleich an einem SON-Nabendynamo in einem Acros Allroad Disc-Carbon Laufradsatz, den wir Probefahren. Hier ist für die Montage eine Crimpzange hilfreich. Wer eine Gabel mit Lichtkabelführung hat, erledigt das „Besteckern“ natürlich nach dem Durchführen der Stromleitung.
Wer keine spezielle Gabel hat, steht vor der Frage: Wohin mit den Kabeln? Ich entschied mich am Ende für die simple, leicht rückgängig zu machende Lösung über Kabelbinder an Gabelscheiden und weiter entlang der Bremsleitung. Bei integrierten Leitungen ist das Stromkabel allerdings ein optischer Makel und hängt etwas verloren im Wind.
Den runden Fernlichttaster rückte ich nach einigem Probieren neben die Hoods. Dort war er nicht im Weg und ließ sich aus Oberlenker-, Unterlenker- und Bremsgriff-Position gut bedienen. Und das Kabel verschwand unter dem Lenkerband.
Die Montage des Supernova M99 DY Pro Scheinwerfers erfolgte über die Alu-Schelle für runde Lenker. Die Klemmung ist fest. Auch im stundenlangen Fahrbetrieb über Gravelpisten verstellte sich der Scheinwerfer nicht; der Lichtkegel blieb da, wo er sein sollte. Richtig eingestellt ist er übrigens, wenn der Lichtstrahl an einer parallelen Wand ganz leicht nach unten verläuft (Fahrradlicht richtig einstellen).
Kleiner Kritikpunkt: Die Aufnahme für den Halter ist am Scheinwerfer unten angebracht. Wer ihn unter einem GPS-Geräte-Mount einsetzen will, benötigt eventuell einen recht langen Adapter, was zu ungünstigen Hebelverhältnissen führen kann (muss aber nicht).
Video: Supernova M99 DY Pro vs. b+m IQ-X vs. Lupine Nano SL AF
Auf dem Kurs
Vielleicht wichtig zu wissen ist: Mit ausgeschaltetem Licht ist der Nabendynamo-Widerstand beim Fahren nicht spürbar. Laut den erwähnten Messungen der Zeitschrift Fahrradzukunft ist er tatsächlich kaum vorhanden. Wenn Modelle wie von Shutter-Precision PV8, von SON oder Shimano (DH-3N72 oder DH-3N80) zum Einsatz kommen, liegt er zwischen circa 1,5 Watt und 3 Watt bei 30 km/h.
Bedienung
Der Supernova M99 DY Pro schaltet sich nach dem Losfahren automatisch ein und geht dann in einen Tagfahrmodus, je nach Außenlicht auch direkt in den Abblendlicht-Modus. Dafür sorgt ein eingebauter Lichtsensor. Zum Ausschalten muss der Fernlichttaster 3 Sekunden lang gedrückt werden.
Fernlicht kann nur ab einer Geschwindigkeit von 10 km/h eingeschaltet werden. Ob es bereit ist, signalisiert der Taster. Er leuchtet dann weiß. Eingeschaltetes Fernlicht erkennt man wie beim Auto am blauen Leuchten. Bei zu geringer Geschwindigkeit schaltet sich das Fernlicht automatisch aus. In der Praxis ist das seltener der Fall, als man vermuten würde – kurze Abschnitte mit weniger als 10 km/h wurden bei meinen Testfahrten einfach überbrückt.
Auffällig war für mich, dass der Supernova M99 DY Pro am Shutter Precision Dynamo bei geringeren Geschwindigkeiten im Abblendlicht offensichtlich weniger Leistung aufnahm als der Busch und Müller IQ-X Scheinwerfer, der zuvor am Testrad montiert war. Das war gut spürbar, weil dieser Dynamo an der dünnen Stahlgabel leichte Vibrationen verursacht, die stärker werden bei höherer Leistungsabgabe (höheren Geschwindigkeiten).
Supernova M99 DY Pro Lichtbild
Lichtbilder des Supernova M99 DY Pro habe ich während der Fahrt erzeugt und mit der GoPro Kamera bei fixierten Einstellungen für Weißabgleich und ISO aufgenommen. Die Bilder sind Aufnahmen aus dem Video. Sie zeigen Schlüsselstellen einer Testrunde mit einer Abfahrt über einen Wirtschaftsweg und Auffahrt über eine Straße. Zum Vergleich bin ich die gleiche Runde auch mit einem Busch und Müller IQ-X gefahren. Er besitzt keine Fernlichtfunktion, war aber der leistungsstärkste Dynamo-Scheinwerfer der Meinerzhagener Firma, bevor der IQ XL erschien, der nun ebenfalls Fernlicht am Dynamo bietet. Außerdem war eine Lupine Nano SL AF als Batterielicht mit Fernlichtfunktion auf dem Kurs.
Abblendlicht
Positiv am Lichtkegel des M99 DY Pro im Abblendlicht-Modus fällt zunächst die Breite auf. Er deckt auf der Straße seitlich größere Bereiche der Fahrbahn ab und leuchtet in Kurvenlage etwas weiter in die Kurve hinein – allerdings nicht so weit, dass der Verlauf bei hohen Geschwindigkeiten vorhersehbar ist. Dennoch lassen der IQ-X und auch die Lupine Nano SL AF im Abblendlicht mehr im Dunkeln.
Für das Erkennen der Fahrbahnbeschaffenheit ist ein gleichmäßiges Lichtbild ohne große Helligkeitsunterschiede wichtig. In diesem Punkt fällt das Lichtbild des Supernova M99 DY Pro ebenfalls gut aus, kann aber nicht so glänzen wie in der Breite. So gibt es etwa in der Mitte des Leuchtfeldes einen helleren Bereich, der die angrenzenden Bereiche dunkler erscheinen lässt.
Korrekt eingestellt, ist die Sicht in die Weite im Abblendlicht-Modus begrenzt. Wer so mit vollem Tempo eine schnelle Abfahrt auf einem schmalen Wirtschaftsweg fährt, wünscht sich einen weiter reichenden Lichtkegel. Auf der Landstraße ist man dagegen auch mit Abblendlicht gut unterwegs – in diesem Punkt unterscheidet sich der M99 DY Pro nicht von anderen StVZO-Scheinwerfern. Nur: Hier lässt sich das Fernlicht zuschalten.
Fernlicht
Und was passiert, wenn man den weißen Taster betätigt? Zunächst vielleicht: Wann habe ich das Fernlicht betätigt? Die einfache Antwort: Wann immer es die Situation zuließ. Es ist einfach angenehmer, früher zu sehen, was auf einen zukommt und etwas mehr Licht im Dunkeln zu haben. Am Pedal ist der Unterschied zwischen Fernlicht und Abblendlicht nicht zu spüren – anders als der Unterschied von „Licht an“ zu „Licht aus“.
Damit zum Lichtbild: Tatsächlich ist es vor allem die Leuchtweite, die den großen Unterschied macht. Breite und Helligkeit ändern sich gefühlt nicht. Aber der Straßenverlauf wird einfach viel früher sichtbar, was gerade beim Schnellen Fahren ein viel besseres Gefühl gibt, auch wenn der Abblendlicht-Kegel eigentlich genügen würde.
Ein großes Plus ist die größere Abstrahlung nach oben auch in Kurven. Gerade in Kombination mit der Breite seines Lichtbildes leuchtet der M99 DY Pro weiter in die Kurve hinein, was ebenfalls mehr Sicherheit verleiht und viele Kurven erst bei unvermindertem Tempo fahrbar macht (wenn auch nicht jede).
Wäre mir die zusätzliche Lichtleistung des Supernova M99 DY Pro die rund 150 € Aufpreis gegenüber anderen guten Dynamo-Scheinwerfern wert? Für ernsthaftes Outdoor-Wintertraining oder zum Pendeln mit dem Rad: ja.
Ist die Lichtleistung vergleichbar mit sehr guten Batterie-Fahrradscheinwerfern? Ebenfalls: ja. Hier kommt aber eine andere entscheidendere Frage ins Spiel. Sind die oben genannten generellen Vorteile den höheren Gesamtpreis wert. Circa 400 € müssen für ein neues Laufrad mit Nabendynamo plus M99 DY Pro Scheinwerfer mindestens kalkuliert werden. Ein Batterie-Fahrradscheinwerfer mit Fernlicht ist sogar minimal günstiger (circa 350 €) und an mehreren Bikes anzubringen. Das gilt es letztlich persönlich abzuwägen.
Bleibt noch zu erwähnen, dass der Supernova M99 DY Pro nicht zusammen mit Dynamo-Ladeschaltungen am Fahrrad betrieben werden kann, was für Bikepacker entscheidend sein könnte.
Ausprobiert! Supernova M99 DY Pro
Genug Licht in wirklich allen Situationen aus dem Nabendynamo, das ist es, was den Supernova M99 DY Pro vor anderen Dynamo-Scheinwerfern auszeichnet. Vorteil gegenüber Batterielicht: Die Energiequelle versiegt nicht, solange man fährt. Bonus: Man kann Aufblenden, wenn Autos nicht Abblenden. Etwas Zusatzkrafteinsatz ist vorhanden, aber vernachlässigbar, wenn es nicht um Wettbewerbe geht. Finish und Verarbeitung sind Supernova typisch hervorragend. Dafür ist der (Straßen-)Preis nicht überzogen.
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