S-Pedelecs gelten als Kleinkrafträder und hatten auf deutschen Radwegen nichts zu suchen. Bisher! In Nordrhein-Westfalen erhalten Städte und Gemeinden jetzt grünes Licht, um bestimmte Radwege für die bis zu 45 km/h schnellen S-Pedelecs freizugeben. Nicht jede(n) freut das.
Was sind S-Pedelecs?
S-Pedelecs, schnelle E-Bikes, sind hierzulande im rechtlichen Sinne keine Fahrräder, sondern werden als Kleinkrafträder eingestuft. Sie verfügen über einen Elektromotor, der erst bei 45 km/h die Tretunterstützung abschaltet. Wie bei einem Moped oder Mofa ist für ihren Betrieb ein Versicherungskennzeichen nötig und es gilt eine Helmpflicht. Während in anderen Ländern, etwa Belgien und der Schweiz, S-Pedelecs längst auf Radwegen unterwegs sind, dürfen S-Pedelecs laut deutscher StVO ausschließlich auf der Fahrbahn bewegt werden. Wie Medienberichten vom WDR entnommen werden kann, soll ein Erlass der Landesregierung NRW nun genau das ändern.
Verkaufszahlen und Freigabeentscheidung
Die Verkaufszahlen von S-Pedelecs in Deutschland sind bislang überschaubar, ihr Marktanteil liegt laut ADFC bei unter fünf Prozent. Die Attraktivität dieser Fahrzeuggattung litt bislang aber nach Expertenmeinung primär darunter, dass man mit 45 km/h im Stadtverkehr auf der Fahrbahn oft nicht sinnvoll „mitschwimmen“ kann, aber die Nutzung von Radwegen gleichermaßen tabu ist: So hatte die EU-Kommission bereits Ende 2022 einheitliche und länderübergreifende Regelungen für die Nutzung elektrisch angetriebener Kleinfahrzeuge angemahnt. Fachleute sehen, neben dem fehlenden politischen Willen mancher Entscheidungsträgerinnen auch unzureichende Rahmengesetzgebungen als einen Hauptgrund für die längst überfällige, aber schleppend verlaufende Mobilitätswende.
Mit der Freigabe der Radwege für S-Pedelecs will das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium den Umstieg vom Auto auf das Rad erleichtern, insbesondere für das Pendeln auf längeren Strecken.
Die finale Entscheidung, ob und welcher Radweg freigegeben wird, liegt nun bei Nordrhein-Westfalens Städten und Gemeinden. Geeignete Wege sind laut Erlass solche, auf denen S-Pedelecs keine Gefahr für zu Fuß Gehende darstellen und die breit genug sowie ausreichend markiert sind.
Reaktionen auf die Freigabe
Nicht alle Beteiligten sehen die neue Radweg-Freigabe positiv. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) und der Fußgängerverband FUSS äußern Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und befürchten, dass S-Pedelecs den unmotorisierten Radverkehr verdrängen oder gefährden könnten. Andererseits begrüßen Kommunalzusammenschlüsse wie die AGFS die neue Flexibilität.
Wie geht es weiter?
Die Unfallzahlen, insbesondere die steigende Anzahl an Pedelec-Fahrenden unter den Verkehrstoten, werden genau beobachtet. Politiker betonen die Wichtigkeit der Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden. Christin-Marie Stamm, SPD-Verkehrspolitikerin, fordert in jüngster Vergangenheit ein Gesamtkonzept für die Mobilitätswende von NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne).
Meinung @Nimms-Rad.de
Die Freigabe von Radwegen für S-Pedelecs in NRW ist ein interessanter Schritt in Richtung Mobilitätswende. Dabei sind noch viele Fragen offen, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden zu gewährleisten. Es wird spannend, zu sehen, wie die Maßnahme aufgenommen wird.
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