Es ist der erste Industry Insights-Podcast des Jahres und er startet direkt fulminant, mit Feenstaub und Lichtjahren, mit Leichtigkeit, die andere Branchen vor Rätsel stellt und mit der These, dass wir einen starken Kulturwandel durchleben. Es geht von Kanada in das Land südlich davon, vom Gardasee nach China und es geht natürlich auch um Deutschland, dem New York der Welt.
Unruhen und Übernahmen
Noch im vergangenen Jahr meldeten GT Bicycles einen Produktionsstopp und Rocky Mountain Insolvenz an. Die Deutsche Marke Advanced Bikes – auf der anderen Seite wurde der Leuchtenhersteller Lupine von einem Private Equity Investor mehrheitsanteilig übernommen. Wie ordnet Alex diese News ein, plaudert aus dem Nähkästchen der VC-Beratung und erläutert, warum die Rad-Industrie zum einen extrem unterschätzt, zum anderen extrem überschätzt wird.
Ex-CEO und Ex-CEO
Stefan Pierer hat seinen CEO-Posten bei Pierer Mobility im Zuge des laufenden Sanierungsprozesses abgegeben. Alex, der Pierer persönlich kennt (auch als Arbeitgeber), ordnet für uns die Lage ein und zeichnet den Hintergrund für den steilen Aufstieg des Unternehmens – und das Ende einer 33-jährigen Ära. Wie kam es zum Interesse Pierers an der (E-)Fahrradindustrie – und wie verlief der Weg hin zum heutigen Tag, wo die Marken Syntace und Liteville wieder auf der Suche nach neuen Partnern sind?
Und eine weitere Ex-CEO-Ikone hat die Wochen einen erneuten Rückschlag erfahren: Der Schweizer Beat Zaugg, der über die letzten Jahrzehnte SCOTT Sports aufgebaut und geformt hat, dann vergangenes Jahr die Führung an den koreanischen Mehranteilseigner Youngone abgeben musste, wird nun auch mit einem Gerichtsurteil der Internationalen Handelskammer seine Rest-Anteile von 47% an Youngone abtreten müssen. Kann es sein, dass auch die neue koreanische Leitung das europäische Fahrrad-Business falsch einschätzt?
Gier und Geopolitik
Und zum Schluss sprechen wir noch über einen kurzweiligen Aufruhr in Riva, gewissermaßen Erschütterungen des Signa-Bebens. Dem legendären BIKE Festival am Gardasee drohte die Absage – wegen laufender Ermittlungen gegen Heinz Peter Hager und Paolo Signoretti, den Eigentümern der Ausstellungsflächen. Die Flächennutzung wurde nicht genehmigt, es fand sich allerdings ein alternatives Areal. Dennoch: Alex spricht über Mitreißeffekte, die über den Lago hinausgehen – und hat auch eine Meinung zur Absage der OutDoor-Messe in München.
Und schließlich müssen wir leider noch die Präsidenten der USA streifen. Nur kurz. Versprochen. Aber die Frage steht im Raum, welche Auswirkungen die Trump’sche Zollpolitik auch auf die Rad-Industrie haben wird, ob ein Reshoring generell möglich wäre – und ob all dies möglicherweise auch spannende Innovationen triggern könnte #gespritztercarbonrahmen.
Hör dir jetzt die neueste Folge Industry Insights an und bringe dich auf den neuesten Stand in der Rad-Branche!
Musik: Adi Kudos & MaexMusic
Hier ist eine Transkription des Podcasts ohne Anspruch auf hundertprozentige Richtigkeit:
Nimm’s Rad, der Podcast. Heute mit
Alex Tuspas.
Tulpen oder Krokus?
Tulpen.
Das war’s mit dem Winter oder da kommt noch mal was?
Also nachdem jetzt alles besser wird, wird es jetzt ein schöner milder Frühling. Es kommt noch mal ein kurzer Wintereinbruch und dann wird es ein richtig
schöner Fahrrad. Frühling, Sommer, Herbst und ein ganz später Winter.
Barhocker oder Lounge-Sessel?
Ja, ganz klar Lounge-Sessel. Wir sind momentan auf Händlertour. Ich habe die
letzten drei Tage 2000 Kilometer gefahren und jetzt so ein Lounge-Sessel hat gerade
unglaubliche Anziehungskraft. Mit was bist du gefahren? Bist du mit deinem Tesla gefahren?
Nein, nein, nein. Wir sind tatsächlich mit Multivans gefahren, weil wir die Vollpack-Räder
dabei haben. Übrigens, wenn jemand jemanden kennt, der unbedingt einen Tesla kaufen will,
der hat einen. Genau, ich würde ihn sehr gerne hergeben. Jetzt ist es wirklich so weit.
Lange hat es nicht gehalten. Weg damit mit der blöden Kiste. Ich kann es nicht mehr sehen.
Überraschung des Monats? Was soll ich jetzt auf diese Frage antworten? Geopolitisch lassen
wir es jetzt erstmal aus. Wir nehmen vor der Wahl auf. Wer weiß, was am Sonntag alles noch kommt.
Also lassen wir mal diese Seite weg. Für mich gibt es mehrere Überraschungen. Das erste ist,
ganz zu Anfang, eigentlich noch Ende Januar, Stefan Pirer, CEO, weg. Da geht eine Riesen-Ära
zu Ende. Da glaube ich, Sprechmann hat später auch noch einmal kurz darüber. Dann auf der
anderen Seite XDS, also einer der größten chinesischen, also wahrscheinlich einer der
größten Rahmenhersteller der Welt, die selber Fahrräder bauen, steigt in die Tour de France
und ist mit dem XDS Astana Team. Er ist der erste Chinese, der, weil es ein Rahmenbauer
einsteigt. Das zeigt das neue Selbstbewusstsein der Chinesen. Und China, das ist total interessant,
da sprechen wir später drüber, vielleicht auch. In China ist Rennradfahren extrem en vogue und
das ist tatsächlich eine ganz interessante Entwicklung. Spannend, davon wusste ich jetzt
noch nichts. Da muss man drüber sprechen, auf jeden Fall. Aber es lässt sich überall einbauen.
Es lässt sich überall einbauen. Erst mal, welcome back nach langer Zeit. Wie steht’s?
Wie steht’s? Aber jetzt zu später Stunde, am Ende einer wirklich langen Woche für uns beide,
glaube ich, haben wir uns einen gefunden, um unglaublich viele Themen aufzubereiten. In
kürzester Zeit natürlich, wie wir so drauf sind. Und passend dazu habe ich heute nicht drei kleine
Fragezeichen mitgebracht, sondern drei größere Cluster. Ich habe es jetzt mal genannt. Warte,
Unruhen und Übernahmen, Ex-CEO und Ex-CEO, Gier und Geopolitik. Ja, da kriegen wir auf jeden Fall
auch China unter. Unruhen und Übernahmen. Wir müssen noch ein bisschen darüber sprechen,
was so Ende des letzten Jahres eigentlich passiert ist. Produktionsstopp bei GT Bicycles und auch die
Insolvenz bei Rocky Mountain. Jetzt zwei Mountainbike-Marken, nicht urbaner Raum. Dennoch,
dein Urteil, warst du sehr überrascht? Ich war bei Rocky schon sehr überrascht.
Ja, ich bin für fast allen überrascht. Also eigentlich erschrocken, aber nicht überrascht,
sagen wir es mal so. Weil es doch immer so ist, Rocky Mountain ist ein dickes Brett GT,
aber ehrlich gesagt nicht überrascht. Und ich glaube, das ist ja noch nicht ganz das Ende der
Fahnenstange. Wir erleben einfach jetzt, da können wir jetzt nicht weiter drüber sprechen,
einfach eine durch die Corona-Situation ausgelöste Mauser oder wie Sie sagen,
Konsolidierung der Markt- und Industrie. Der war schon überfällig und das E-Bike hat es lange
rausgezögert. Jetzt ist es aber tatsächlich so, dass die Einschläge einfach ziemlich nahe kommen.
Also da wird es schon den einen oder anderen das Deck zerreißen und so manches Schiff wird dann
leider einmal sinken. Ja, GT jetzt erst mal Produktionsstopp, Rocky Mountain wird weiter
gehen, da bin ich mir sehr sicher. Es sind halt sehr, sehr viele Menschen, ich glaube so bis auf
zwei oder so, haben ihren Job in Kanada verloren. Viele Menschen, die ich auch kenne, das trifft
einen dann schon. Ich hoffe, dass es trotzdem für alle geht es immer irgendwie weiter. Sie
kommen irgendwo unter und das freut mich dann auch. Manchmal, Breakups lead to Breakthroughs,
das muss man auch sehen, hier und da, auch wenn es gerade sehr schmerzhaft ist.
Und du darfst, also ich habe erst vor kurzem in einem sehr, sehr spannenden Vortrag gesessen,
weil ich war eigentlich der in Anführungszeichen irigen Meinung, also ich habe jetzt gelernt,
dass ich irig war, dass in Deutschland jetzt und grundsätzlich jetzt hier in Europa,
wird die Beschäftigungslücke dadurch geschlossen, dass einfach sehr viele Menschen jetzt auf der
Straße stehen, dass viele jetzt in unsere Vans gehen und ich habe jetzt gelernt, dass das diese
strukturellen Probleme des Arbeitsmarktes nicht lösen werden. Das heißt, wir können gar nicht
so viele Leute in Anführungszeichen, so schlecht kann es der Wirtschaft gar nicht gehen, dass wir
diese Fachkräftelücke wirklich schließen. Das heißt, die gute Nachricht in dem und speziell
im Fahrradmarkt, der Fahrradmarkt ist ein sehr spezialisierter Markt mit sehr spezialisierten
Berufsbildern. Das heißt, wenn eine Marke über ein Jahr dann geht, dann ist die Chance, dass du
woanders unterkommst, doch relativ groß. Das ist jetzt momentan schwierig, weil alle sehr vorsichtig
sind, aber der Markt wird aufgehen, das heißt, diese Arbeitskräfte gehen zu einem kleinen Teil
verloren, die werden dann relativ schnell wieder gebraucht. Also ich merke es bei uns, wir suchen
auch und keine andere, die jetzt noch vorsichtig sind, aber eigentlich offene Stellen haben und
von dem her ist es glaube ich ein bisschen anders bei sehr generischen Industrien oder generischen
Jobs, dass die Arbeitnehmer dann total auf der Straße sitzen. Zumindest das wird nicht in dem
Maße passieren. Was man aber schon sagen muss, das wird jetzt auch dann für KTM Motorrad sehr
spannend. Es gibt Marken, die wenn, das sind wir in Anführungszeichen, ich vergleiche es mit
Wirtshäusern. Es gibt Wirtshäusern, die laufen verdammt gut, wirtschaften, dann plötzlich ist
irgendwas, sie gehen ins Event und dann kommen sie aus diesem Strudel nicht mehr raus und das hat
dann immer ein bisschen damit zu tun, dass dann die Glücksritter kommen, die Marke nicht verstehen,
die Markenhistorien nicht verstehen. Sobald eine Markeninsolvenz geht, dann verlassen immer die
besten Mitarbeiter sofort das Schiff. Das ist dann wirklich ganz dieart hart und damit, das ist
meistens für die Qualität auch nicht immer das Allerbeste und dann kommen die meistens schon
in so einen unguten Strudel rein. Du hast es ja auch gesagt, also auch schon mit Advanced. Advanced
ist ja jemand, die jetzt auch insolvent gegangen sind und dann hat es auch geklappt, okay sie sind
wieder da, aber das wird tatsächlich, wenn man genau schaut, was denn wieder da ist, wie es denn
weitergeht, dann ist es schon ein ganz anderes Bild, wie das, was man eigentlich gemeinem denkt.
Ja, auch sehr schmerzhaft. Ich habe tatsächlich an dem Tag eigentlich einen Podcast, also an dem
Tag, an dem es die Mannschaft erfahren hat, an dem Tag einen Podcast aufnehmen sollen oder das
war unser Plan und dann hieß es erst in der Früh, sie können wir heute Mittag aufnehmen. Es gab wohl
in der Früh dann eben die Kundgebung und mittags hieß es dann, sie sind rein, wir müssen uns
komplett streichen. Also das ist schon der Schöntand. Ich hoffe, die kommen alle wirklich
auch an netten Plätzen unter. Vielleicht auch mal branchenfremd, das habe ich auch beeilt.
Ja, das schadet auch nicht. Das Problem ist nur, wenn du einmal in der Fahrradindustrie warst,
dann bist du, also ich glaube, ich bin mittlerweile extrem schwer vermittelbar und
du wirst ja gar nicht mehr irgendwo anders hin.
Nicht nur, weil du in der Fahrradindustrie so lange bist. Wir zwei, ich habe auch letztens mit
einem Freund gesprochen, der eine Agentur hat und er hat gesagt, er würde jetzt keine
Selbstständigen mehr einstellen mit seinen Erfahrungen. Das ist schon auch so eine,
also wenn man mal weiß, wohin mit seinem Kopf formen und gestalten durfte. Aber naja, jeder.
Aber was auch ganz interessant war, Lupine, der Leuchtenhersteller, der ist übernommen worden
von einem Private Equity Investor oder die sind zumindest mit einer Mehrheitsbeteiligung
eingestiegen. GIMMY heißt G-I-M-Y, ich weiß gar nicht genau, wie man es ausspricht. Ist auf
jeden Fall börsennotiert, auch ein europäischer Private Equity Investor und da wollte ich dich
fragen, ist das so ein Zeichen, das dann doch noch draußen gesucht wird in der Fahrradindustrie nach
Übernahmekandidaten oder wieder? Ja, also ich halte das auch für gar kein so schlechtes Zeichen,
also dass dieser Kapitalabfluss und diese ganz große Überforschung im Fahrradbereich ein Stück
weit sich unter Umständen wieder drehen könnte. Ich bin bloß ehrlicherweise, ich habe meine Zeit
lang auch so Investoren beraten und habe dann festgestellt, es ist ganz, ganz schwer, denen es
verständlich zu machen, dass die Fahrradindustrie tatsächlich nach schon einigen sehr eigenen
Regeln spielt. Das Problem ist, das sagt dann jeder von seinem Markt, aber das geht im Fahrradbereich
sehr, sehr, würde ich mal sagen, sehr, sehr klar und sehr speziell. Also Private Equity oder die
VCs, die haben es immer sehr eilig, also die wollen immer sehr schnell sein und wenn man
irgendwas im Fahrradmarkt nicht ist, dann ist das schnell, vor allen Dingen in Deutschland.
Deutschland ist der schwerste, ist ohnehin ein schwerer Markt für alle Industrien,
aber im Fahrradmarkt ist er wahrscheinlich der mit Abstand schwerste. Und das Problem ist immer,
die kommen rein und denen muss man im Grunde genommen nur drei Fragen stellen und was ich
unfassbar schockierend fand, ist diese Frage, wie groß ist denn der Markt, wisst ihr wie viel
Umsatz dieser Markt gesamt macht, das zweite, wisst ihr wie viele Spieler in eurem Feld unterwegs
sind und die dritte Frage ist, was ist denn genau das von dem Ding, das ihr kaufen wollt,
das das so speziell macht oder was bringt es mit, dass ihr diesen Feenstaub darüber stauben könnt.
Und die erste Frage, da waren die völlig blank, die haben sich diesen Markt nie angeschaut.
Und das Erstaunliche ist, ich glaube der Fahrradmarkt oder speziell der E-Bike-Markt,
es gibt kaum einen Markt, der so extrem unterschätzt und so extrem überschätzt wird.
Überschätzt vom Marktpotenzial, von der Marktgröße und so dermaßen unterschätzt von der Komplexität
des Produkts, weil ich führe es immer ein bisschen so darauf zurück, das erste Mobilitätsprojekt
deines Lebens ist ein Fahrrad, also du wächst auf mit einem Fahrrad und diesen Kinderspielzeugstatus,
den kriegen wir alle irgendwie nicht los. Und dann kommt also ein Aspekt dazu,
dass Motorräder, Mofas, also Mopeds und alles was führerscheinpflichtig ist, da musst du 18 sein.
Das ist im Grunde genommen so ein Ritual des Erwachsenwerdens. Fahrrad kann jeder fahren,
das ist das Schöne, das Offene. Hat aber auch damit zu tun, dass praktisch alle von Autoingenieuren,
von Motorradingenieuren das Thema vollständig die Komplexität unterschätzen. Und was ich immer
versuche, denen zu erklären ist, dass die Fahrradindustrie eher näher an der Avionik ist,
als an der Luftfahrtindustrie, als an der Fahrzeugindustrie. Warum? Für die Fahrzeugindustrie
sind Stückzahlen von 100.000, 500.000, 1 Million komplett in Serie produzierten Produkten,
auch wenn sie ziemlich diversisiert sind, sind für die, würde ich mal sagen, da reden wir über Serie.
Aber selbst die größten Hersteller, wenn du das mal runterrechnest, haben teilweise Losgrößen,
Chargen, wo sie Einzelprodukte produzieren von ein paar Hundert. Und das ist von der
Serienfertigung Lichtjahre entfernt, extrem viel Handarbeit. Und das Zweite ist, das ist
extremer Leichtbau. Selbst diese 25 Kilo E-Bikes, die für uns wahnsinnig schwer wirken,
ist für einen Motorradhersteller grotesk leicht. Oder ein Rennrad von 6 Kilogramm, mit dem du die
Tour de France fahren könntest, wenn es denn tatsächlich nicht zu leicht ist für die Tour de
France. Das ist genau das Gewicht einer Bremsscheibe beim Auto. Und das war meine Zeit damals bei Pira
und ich habe mit den KTM-Ingenieuren und auch mit BPS, mit deren Federungshersteller, die haben
gesagt, sie können problemlos so eine Federgabel bauen. Also so eine Rockshox oder Foxgabel,
das ist für sie überhaupt kein Problem, so eine Gabel zu bauen. Wo sie absolut keine Chance sehen,
wo sie sich überhaupt nicht erklären können, wie die das so leicht hinkriegen. Sie können es bauen,
aber auf gar keinen Fall so leicht. Und es wird mindestens drei- bis vierfach gekostet.
Und daher muss man ganz ehrlich sagen, und das versuche ich mir gebetsmühlenartig alle,
zu sagen, Freunde, wenn ihr in das Markt geht, du kannst in dem Markt schnell ein kleines Vermögen
machen. Voraussetzung ist, dass du ein großes zuvor hattest. Also es ist, the best way to burn
money ist im Fahrradmarkt. Es ist aber auch der beste Markt, bei dem du langfristig,
gerade mit dem Zugriff des E-Bikes, wirklich die goldene Nase verdienen kannst. Aber du
brauchst einen sehr, sehr langen Atem. Es ist doppelt bis dreifach so teuer, wie du geglaubt
hast. Und es wird mindestens zwei- bis dreimal, wenn nicht noch länger dauern, als du gehofft
hast. Und wenn man das durchsteht, und da ist Bosch zum Beispiel, muss man ganz ehrlich sagen,
ein gutes, gutes Beispiel. Und Bosch ist eben kein Visier.
Genau. Und die Bringer haben sich viel mitgebracht. Aber ein Großkonzern ist auch durch Höhen und
Tiefen gegangen. Aber trotzdem, die hatten damals von den einfach die Rückendeckung gesagt,
wir gehen in der Reihe und bleiben da drin at all costs. Und die haben einfach den langen Atem
gehabt. Und den brauchst du in diesem Markt. Das Problem ist, wie sie es und viel Private Equity
es teilweise auch, haben diesen Atem nicht. Und sie geben auch, see one move, den Firmen dann
teilweise nicht den Atem. Auch ein Problem der Chinesen. Also die Chinesen kommen jetzt in die
Reihe und die werden, die holen sich blutige Nasenende nie.
Ja, interessant. Also ganz kurz noch meine Frage, warum ist der deutsche Markt so schwer?
Der deutsche Markt ist, also grundsätzlich sind die Deutschen sehr, sehr konservativ,
sehr, sehr vorsichtig, sehr, wie soll ich sagen, gerade was neue Technologien betrifft sind wir,
lustigerweise, wir sind immer extrem gut in der Forschung. Da sind wir ganz weit vorn,
aber im Markt bringen scheitert in Deutschland immer ganz oft an der Akzeptanz für Neues bei
den Kunden. Und ich habe da mal eine wilde Theorie, zumindest bei dem Thema Digitalisierung,
geboren. Die mag ein bisschen verrückt klingen und ich weiß auch nicht, ob sie stimmt, aber ich glaube,
wir haben ja schon mal vor zwei Podcasts gesprochen. Also im Grunde genommen,
wir haben es zweimal erlebt in der Nazidiktatur und der SED, wie gefährlich es wird, wenn völlige
Datentransparenz herrscht. Also wenn es jemanden gibt, der wirklich rein über Verbrauchsanalysen
vorausfindet, nein, in diesem Haushalt lebt nur einer, das könnte Jude sein. Und das, glaube ich,
könnte, hat ein bisschen damit zu tun, dass wir sehr, sehr vorsichtig sind.
Dass wir da das Trauma in uns tragen.
Dass wir ein Trauma in uns tragen.
Gleichzeitig schreien die Menschen oft am lautesten, die es sich fast wieder eine Diktatur wünschen.
Ja.
Aber das ist ein anderes Thema. Ja, ganz interessant. Auf der anderen Seite sagen ganz
viele Marken, dass Deutschland für sie einfach der entscheidende Markt war, wenn er dann mal
geknackt war. Also sowas wie Walmart ist an uns gescheitert, aber diejenigen, die es geknackt
haben, für die ist tatsächlich Deutschland. Und das merkt man dann auch in so Produktentwicklungen,
wenn man sieht, wie viele ja eigentlich nur für ihren Heimatmarkt Dinge entwickeln. Weil so ist
es halt. Ja, also die Umstände sind so. Hier regnet es halt immer, deswegen regnet es überall
in der Welt auch ständig, so Vancouver-Style. Oder die Menschen sind so und so groß oder so
und so klein. Und dann entdecken sie so diesen deutschen Markt und über den deutschen Markt
werden sie irgendwann mal gezwungen, sich auch zu adaptieren und zu öffnen und vielleicht auch
sich bereichern zu lassen. Also das habe ich bei Bekleidungsmarken sowie auch bei Hardware-Marken
so erlebt. Also wir sagen, wir haben ja hier ganz bewusst in Deutschland, wir sind in Deutschland
und der Heimatmarkt ist normal immer der einfachste. Aber wir haben uns tatsächlich
den schwierigsten Markt insgesamt ausgesucht. Wir haben gesagt, if you can do it there,
you can do it everywhere. Und es ist tatsächlich so. Wenn du es in Deutschland schaffst…
Wir sind des New York Europas. Oder der Weltmeister.
Ja, genau. Und ich glaube, es hat ein bisschen damit zu tun, Deutschland ist genau in der Mitte
zwischen Ost und West, zwischen Nord und Süd. Also das ist so schmätzig. Wir haben ziemlich
viele unterschiedliche Klimazonen. Der Grund, warum deutsche Autos immer unglaublich hohe
Qualität erreicht haben, hat auch damit zu tun, dass wir sehr viel Winter, sehr viel Salz haben.
Das heißt, unsere Autos waren immer dafür ausgelegt. Deswegen in Kalifornien ein Porsche
zu fahren, ist erstens zwar gründlich ein Traum. Erstens, da kann Schneiden was will,
wenn es überhaupt mal irgendwann mal gesalzen wird oder sonst irgendwas. Der wird ja nicht
verrosten, weil der wirklich für unsere harte Kondition ausgelegt ist. Und das zweite ist,
wir haben ganz enge Straßen. Bei uns gibt es ganz viele enge Straßen. Die Infrastruktur war noch
sehr, möchte ich mal sagen, noch nicht für lange, gerade Straßen ausgelegt. Das heißt,
unsere Autos waren immer von den Fahrwerken her sehr, sehr gut. Warum? Weil es eben eng war. Das
hat den Grund, warum die terrenischen Autos immer sehr gut sind, weil die einfach enge
Straßen eingelegt haben. Und amerikanische waren sehr, sehr, sehr, sehr konvenient. Und
die sind wirklich einfach nur immer geradeaus gefahren. Ich habe eine Diskussion gehabt mit
einem amerikanischen Pärchen, die gesagt haben, sie können nie, nie, nie wieder nach Europa kommen,
weil sie hochgradig traumatisiert sind, was sie für einen Leihwagen bekommen haben und mit was
sie dort gefahren sind. Die waren in Italien. Und was sie mit diesem kleinen Leihwagen ohne
Knautsch zu, alles erlebt haben. Und die waren ganz schockiert. Also das war so,
ah, you’re from Europe. Und dann ging es los. Ja, absolut. Jetzt haben wir uns eine Reise gemacht
von der Frage. Total. Das ist einmal um die Welt. Und jetzt kommen wir zu zwei Personen. Ex-CEO und
Ex-CEO. Wir wollten über ein Österreich, von der Welt nach Österreich, von Deutschland nach
Österreich. Wir wollten über zwei Ex-CEOs sprechen und zwar einmal den Herrn Pira, der seinen CEO
Posten abgegeben hat in dem Unternehmen, das nach ihm benannt wurde. Und ich glaube, ich übergebe
dir da einfach das Wort, weil du diesen Menschen und dieses Umfeld sehr gut kennst. Ja, ich kenne
natürlich den Stephan Pira. Also ich habe, ich muss ehrlicherweise sagen, auch das Vergnügen gehabt,
mit ihm direkt zusammenzuarbeiten. Er ist ein schwieriger Mensch, also ein unglaublich schlauer
Mensch. Er ist unfassbar schnell. Mir wundert es nicht, dass der also dorthin gekommen ist,
wo er hinkommen ist. Ich habe immer Angst gehabt, um ehrlich zu sein. Ich war immer auf
Abachtstellung, weil er ist ein sehr mächtiger Mensch, muss man ehrlicherweise sagen. Und was
ich Wahnsinn finde, ist, dass da wirklich jetzt bei KTM eine Ära zu Ende geht. Und ich glaube,
man muss ein bisschen einen Hintergrund geben zu Stephan Pira. Stephan Pira wird immer mit KTM
verbunden. Es ist nur so, dass KTM einer seiner, glaube ich, 35 Firmen war, weil Stephan Pira
eigentlich aus der Unternehmensrestrukturierung kommt. Also der hat im Grunde genommen marode
Unternehmen gekauft, saniert und dann wieder verkauft. Und von dem Gewinn, von dem Plus,
das war dann, so hat er im Grunde genommen sein Imperium aufgebaut. Und vor langer Zeit gab es
auch in Österreich einen Motorradhersteller, einen Motorrad-Mofa-Hersteller, auch mit Rechten an
Fahrrädern. Und der war plötzlich in der Krise und Stephan Pira hat den damals dann einfach gekauft.
Und um es zu restrukturieren, darf man es sich nicht besonders romantisch vorstellen. Also das
ist wirklich so, da gab es dann wirklich Eingreiftruppe, wenn das Ding gekauft worden ist,
dann sind die angerufen worden, die sind dann in die Firmen gegangen und haben die Firmen dann
wirklich wie einen Kommandostab übernommen, mit Kommunikationssperre und so weiter und so fort.
Also es ist nicht sehr romantisch. Man kann es sich ungefähr so vorstellen, es ist, glaube ich,
ein bisschen wie der Richard Gere bei Pretty Woman. Nur, das ist so, es ist nur so, dass ich
glaube, dass Richard Gere das ein bisschen weich gespült hat, weil es ist normalerweise ein wahnsinnig
hartes Business. Und Stephan Pira hat dann auch KTM übernommen und hat das restrukturieren. Und
diese Restrukturierung ist immer weiter gediegen, so hat es mir zumindest mein Ex-Chef erzählt.
Und was da passiert ist, dass der dann über die Zeit, haben es dann KTM restrukturiert,
alle waren an die Produkte gearbeitet, es kam dann ein Designer, der Gerald Kiska,
dann haben sie irgendwann die Idee gekauft, sie machen es orange und plötzlich hat das Ding
Eigendynamik geworden und der Stephan Pira hat dann irgendwann mal mehr oder weniger beschlossen,
die Restrukturierung ein bisschen rauszuschieben. Bis er dann irgendwann einfach wirklich, ja klar,
er war dann CEO und das plötzlich hat KTM unglaubliche, die haben es gut gemacht,
also auch mit Kiska zusammen, die haben es wirklich richtig gut gemacht. Also das hat
sehr starke Eigendynamik angenommen und jetzt passen die Persönlichkeiten gut zusammen. Also
Stephan Pira ist schon ein Performer, also das ist schon jemand, der will immer gewinnen und
meistens Gewinner. Und das hat dann auch diese Marke beeinflusst, da merkt man schon, da passen
die beiden Dinge schon ganz gut zusammen. Und dann ist das plötzlich daraus, der KTM,
ist die KTM eine Erfolgsgeschichte geworden und KTM, das habe ich mir mal falsch eingeschätzt,
für mich war KTM immer eine Marketingmaschine und derweil war das überhaupt nicht der Fall. Also
KTM hat kaum was für Werbung ausgeben. Deren Werbung war, also der Marketingkonzept war „Win
on Sunday, sell on Monday“. Das heißt, die haben 400 WM-Titel gewonnen, also absoluter Out-Performer,
also die haben wirklich alles gewonnen und haben die Marke extrem spitz positioniert.
Und jetzt ist natürlich KTM und Stephan Pira immer stärker eins geworden und jetzt kann man
von Stephan Pira halten, was man will, aber diese Edginess und dieser Extremismus und dieses Ready
to Race, also egal wo er drin ist, wir müssen immer gewinnen. Das war natürlich, das hat wie
die Faust aufs Auge auf die Marke gepasst und KTM war zu dem Zeitpunkt bei weitem nicht so sportiv,
aber da ist wirklich so, Nomen ist Omen, da sind beide Kulturen ineinander gewachsen und haben sie
dann so befruchtet, dass der extreme Erfolg von KTM lange Zeit angehalten hat und die waren extrem
erfolgreich. Und wie kam der Schritt in Zweirad ohne Motor? Der kam ehrlicherweise… Also da kommt
dieses Interesse her, das muss dann irgendwann mal angestupfelt haben und sagen, das ist jetzt
die sportliche Richtung, die Zweiradrichtung, die Scheinschlage. Also ich habe mal gefragt,
warum, und er hat gesagt, naja, weil wir mussten, weil wir gesehen haben, die Motorräder werden
immer… Du meinst den Einstieg jetzt ins Fahrradbusiness oder meinst du, wie KTM Fahrrad
zustande gekommen ist, wie das war? Ja, warum? Also warum er dann eingestiegen ist, also er erstmal,
genau, vielleicht damit wir die Geschichte rund kriegen, das wissen ja viele nicht, KTM Fahrrad
und KTM Motorrad haben überhaupt nichts gemeinsam. Und ganz wichtig, der lokale Fahrradhändler hat
damals die Markenrechte fürs Fahrrad abgekauft und Stefan Pirri ist ein Verwerter und da gab es die
Anfrage, da sagt er, okay, dann verkaufen wir diese Markenrechte fürs Fahrrad, also alles,
was kein Motor hat, was rechtlich nicht als Motorrad, als Fahrzeug gilt, darf sich KTM
nennen. Und andersherum, der Fahrradhändler, der örtliche Fahrradhändler hat sich dann aufgemacht,
ist nach Taiwan und hat da einen Partner gesucht und ist mit einer Partnerin, mit der Carol Chen
Urkauf, nach Hause gekommen und wie es dann so ist, ist er dann irgendwann weg gewesen und sie hat
das übernommen und hat sich das extrem gut gemacht. Wie alt ist sie inzwischen? Ich weiß es nicht,
ich weiß es nicht, aber… Über 70, oder? Über 70, ja. Und mittlerweile auch Generationenwechsel,
der glaube ich ganz gut geklappt hat, also die haben das gut hingekriegt. Und das war lange
Zeit überhaupt kein Thema, also KTM-Fahrrad ist immer so auch, die waren immer sehr ähnlich. Ich
habe dann auch mal an Stefan Peter gefragt, wie sie das erlaubt haben, weil KTM-Fahrrad doch immer
relativ ähnlich war. Gleiches Logo, das gleiche Orange und so weiter. Und dann hat er zu mir
gesagt, ihnen war es lieber, dass wir die Kunden da draußen nicht total verwirren, dass der eine
grün und der andere orange ist, dass es ein Bilder gibt. Dann aber kam es zur Situation,
dass die Motorräder immer weniger Leistung und die Fahrräder durchs E-Bike immer mehr Leistung
boten. Und es gab so einen Moment, da waren wir mit Highbike auf dem Erzberg-Rodeo und das ist
so die Home-Show, so einer der härtesten Enduro-Rennen, das klassischerweise immer
komplett von KTM dominiert wird, weil die Fahrräder einfach alle Wahnsinn sind. Und da waren wir als
Fahrradhersteller die ersten, wir waren einfach völlig irre und haben gesagt, da gehen wir hin.
Und das war ein super Erfolg für uns. Und da hat der Stefan Pierer und die KTMler haben das aus
dem Augenwinkel betrachtet, dass plötzlich so ein frecher kleiner deutscher Fahrradhersteller
sich da hinstellt und die Dinger waren alle weg. Also wir waren ständig ausverliehen. Warum? Weil
die Leute immer da hinfahren wollten, wo sie sich zuschauen haben können und da durfte man nur mit
dem Fahrrad fahren. Fahrrad ist E-Bike. Und dann sind die zurückgekommen und haben gesagt, das ist
total geil, macht total Spaß. Sie haben eh so Riesenprobleme, weil sie den Motorradsport nichts
mehr ausüben dürfen durch die Lärmbelastung. Da haben sie jetzt auch motorisiert das Ding und das
finden sie cool. Da können sie jetzt Offroad fahren und stören keinen und haben nicht die
Probleme. Und das war sicher nicht das Weckungsende. Das war nicht der Grund, warum der Stefan Pierer
gesagt hat, juhu, jetzt geht es da hin. Es war aber eins der Bausteine, die dazu geführt haben,
dass er gesagt hat, wir müssen, wir können gar nicht drum herum, wir müssen diese Lücke schließen.
Wir können das Thema nicht überlassen. Und da, long story short, ich habe dann irgendwann mal
einen Anruf gekriegt von meinem Ex-Chef und Gerald Kiska, nachdem wir alle bei Halberg
ausgestiegen sind, dass sie der Stefan Pierer mit uns, Susi, Felix und mir gerne unterhalten würde,
weil sie würden einsteigen und sie suchen da ein Team mehr oder weniger. Und so ist das dann
alles zustande gekommen. Und ja, der Rest ist, würde ich mal sagen, ein bisschen History.
Ja, aber die History ist ja dann so ein bisschen ausgearbeitet mit Akquisitionen,
die dann noch ganz schnell getätigt wurden. Feld, Synthesis und Lightwheel. Lightwheel damals in
meinem Heimatdorf, in einem kleinen Dorf in Allgäu zu Hause. Und von heute auf morgen standen
plötzlich Sprinter vor der Tür und haben gesagt, übrigens, wir haben euch übernommen und entweder
kommt ihr mit oder nicht. Und Homeoffice ist auch nicht mehr. Es war, ja, ich weiß nicht,
wie man es heutzutage würde, dass man wahrscheinlich als maskuline Energie bezeichnen
mit welcher Bulldogger-Mentalität da auch vorgegangen ist. Jetzt wurde vor kurzem,
ich glaube vor zwei, drei Tagen verkündet, dass Synthesis und Lightwheel auf dem Weg sind zu
einer Neuausrichtung, wie es ganz vorsichtig in der Pressemitteilung formuliert wurde. Also
sie signalisieren Offenheit für Gespräche, mögliche Partnerschaften. Ja, also offensichtlich
eine einvernehmliche Trennung von Pira möglicherweise. Was steckt da dahinter? Weißt
du irgendwas? Nee, ehrlicherweise… Hast du Kaufinteresse? Das vielleicht,
aber das Kleingeld würde nicht ganz reichen. Also es ist… Also Joe Cleaver sucht sozusagen
für seine Marken hier auch neue Partnerschaften. Dass jemand wie KTM dann tatsächlich auch andere
Marken dazu kauft, das ist nicht ganz ungewöhnlich. Während der Zeit mit Axel,
die haben wirklich alles gekauft, was nicht bei Tram und Wamm drum war. Und teilweise auch,
also ich möchte jetzt mal sagen, nicht jeder Kauf oder seltener Kauf war wirklich so überlegt,
wie das vielleicht sein hätte sollen. Und das ist gang und gäbe. Es gibt kaum wirklich echt
so größere Konzerne, die strategisch sehr viel Gedanken machen, was sie denn alles kaufen. Ich
habe bis heute den Porsche-Fazur-Deal überhaupt nicht verstanden. Also für mich ist das ein
völliger Rätsel. Ich werde mich erhellen lassen. Wahrscheinlich bin ich einfach zu dämlich dafür.
Also wir werden es sehen. Von dem her möchte ich… Das war dabei, glaube ich, bei KTM war es da auch
nicht recht für anders. Aber man muss schon eines sagen. Also ich glaube, das Ziel damals war schon
nicht die totale Marktbeherrschung, sondern wirklich ein relevanter Spieler zu werden.
Und auch dann waren auch Firmen dabei, bei denen es, glaube ich, dann schon einen Plan
gab, wie man die entwickelt. Also das war, das glaube ich, darf man nicht falsch verstehen.
Und ich muss da auch ein bisschen eine Lanze für KTM brechen. Da war sehr viel Gutes auch dabei.
Es war wirklich Gutes. Und das KTM-Konzern hat wirklich extrem gute Leute da drin. Aber,
und das ist das große Aber, das ist genau der Punkt, den wir vorhin schon besprochen haben,
diese kulturellen Unterschiede zwischen Fahrrad und den „erwachsenen“ Industrien,
den unterschätzen praktisch immer alle. Und wir haben ehrlicherweise immer das Problem,
wir haben gesagt, Vorsicht Leute, langsam und, und, und. Und plötzlich stehst du dann in der Ecke,
die Fahrradleute, die trauen sich nicht, die sind vorsichtig. Nicht nur bei KTM,
also auch bei ganz vielen anderen Situationen. Und wir haben immer versucht zu warnen,
dass der Markt, also so schnell, so schnell in Anfängszeichen Wachstum,
dass der Markt das ganz schwer erträgt. Und der Umgang mit den Händlern und so weiter,
da tun sie viele, viele, und da war KTM eh noch, die haben zumindest Händler, die wissen,
wie man mit Händlern umgeht, auch wenn der Motorradhändler ein ganz anderes Verhältnis
zur Marke hat, zum Hersteller hat, wie der Fahrradhändler. Aber da zeigt sich eines,
und ich glaube, das ist genau der Punkt, diese kulturellen Unterschiede. Was man aber ganz
unbedingt feststellen muss, KTM ist nicht wegen dem Fahrrad gescheitert. Das Fahrrad war im Grunde
genommen, die hat die Sache sicher nicht besser gemacht, aber KTM hat tatsächlich wegen unglaublicher
Überbestände einen sehr großen Schuldenberg angehäuft, bis sie einfach in finanzielle
Schwierigkeiten kamen. Es ist, so wie ich es verstanden habe, keine totale Insolvenz und
soweit ich gesehen habe, versuchen sie, was ich gehört habe, versuchen sie wirklich allen ihren
Forderungen nachzukommen. Das ist, glaube ich, ein bisschen… Das muss man schon sagen…
Und gleichzeitig kauft Pira gemeinsam mit Matteschitz Junior ein Löschfahrzeughersteller
jetzt gerade in Österreich. Der Deal ist durchgegangen.
Ja, das ist tatsächlich auch so. Da muss man einmal vorsichtig sein, weil er ist immer noch…
Das ist sein Business. Also das ist schon so… Also wie gesagt, man muss immer so sehen,
dass KTM, das ist nicht sein Herzensangelegenheit, aber nicht das Kernbusiness. Und das ist immer
schwer von außen zu beurteilen. Wie gesagt, es ist ein schwieriges Bild. Ich kann es ehrlicherweise,
also all meine ganzen Kollegen, die jetzt aus dieser ganzen Welt kommen, wir haben es tatsächlich
nicht gewusst. Also ich bin oft gefragt worden, ob wir das irgendwie… Ich war ja nicht direkt bei
Pira, sondern meistens bei einer seiner Firmen. Und ich habe nie… Also wir haben es nicht gewusst.
Also wir waren wirklich… Ich bin wirklich aus der Presse komplett überrascht worden. Dass es im
Fahrrad nicht gut läuft, das haben wir natürlich gewusst, ist klar. Aber das ist auch der Situation
geschuldet draußen im Markt. Das ist momentan extremst schwierig. Das ist für alle schwierig.
Aber dass wirklich das große Problem auf der Motorradseite, die eigentlich wirklich über
Jahrzehnte nur wirklich nur von einem Rekord zum anderen gehangelt sind, das war wirklich für uns
alle extrem erstaunlich. Ja, und auch interessant, dass eben Menschen, die immer bold agieren und
dadurch eine Strähne haben, die sich durchzieht und eine Erfolgssträhne haben, die sich durchzieht,
aber dann eben auch scheitern können, dass diese Boldness nicht immer in Erfolg endet. Und dass es
da auch Schranken gibt oder Situationen, wo sie scheitern können. Das zeigt sich eben nicht nur
bei ihm, sondern auch bei einigen anderen. Aber vielleicht diese kulturelle Graben, das ist ja
ganz spannend jetzt zu übertragen auf den anderen Ex-CEO beziehungsweise seinen Nachfolger. Beat
Saug von Österreich in die Schweiz hat in den letzten über 20 Jahren langsam Scott auf mehr
oder weniger übernommen, Schritt für Schritt. Scott auch aufgebaut, so wie wir es kennen,
Scott’s Boards. Und wurde ja, also da haben wir jetzt ausführlich davon berichtet, immer wieder
mit Finanzspritzen von Young One, einem Anteilnehmer, der dann mehrheitseigener wurde,
ausgebotet Anfang des Jahres. Wohl auch so, dass auf jeden Fall die Polizei auch anrücken musste
eines Tages. Und jetzt ist ein Gerichtsurteil wirksam geworden von der Internationalen
Handelskammer, dass er auch seine Restanteile von 47 Prozent an Young One abtreten muss. Aber
bevor wir da jetzt tiefer drauf eingehen, siehst du hier auch die mögliche, die potenzielle Gefahr,
dass die Koreaner von Young One unterschätzen, was jetzt auf sie zukommt? Scott’s Boards ist
jetzt nicht nur Fahrrad, aber sie kommen primär aus dem Bekleidungsbereich. North Face und Co.
sind ein großer Produzent auch in Korea von all den Marken, also nicht in Korea,
aber von aus Korea heraus. Wie beurteilst du das? Also super schwierige Frage. Ja,
ich fürchte, es gibt eine relativ einfache Antwort. Es gibt, nehmt Surfmarken, also wirklich
alle Marken, also eine Marke wächst immer von innen nach außen. Und gerade deswegen bin ich
vorhin so, ich habe die große Reise bei Stefan Pira gemacht. Aber interessant, sehr interessant.
Stefans Piras Persönlichkeit hat KTM geformt. Und zwar, das war noch sehr, sehr pyramidaler Aufbau.
Wäre Stefan Pira ein sehr, sehr bedächtiger, sehr langsamer, sehr, wie soll ich sagen,
zögerlicher Mensch gewesen, dann wäre er wahrscheinlich aus KTM eine ganz andere Marke
geworden. Und ich bin wahnsinnig gespannt, wie es mit KTM weitergeht, weil erstmal eine Marke,
die so vom Erfolg lebt, der ganze Mythos ist dauerhaftes Gewinnen. Der muss entweder komplett,
also wirklich komplett im Feuer untergehen, um dann wie ein Phönix wieder zu erstrahlen,
oder er muss vergehen. Als Sachverwaltung, wie ich fürchte, dass jetzt kommen wird,
kann so eine Marke eigentlich, das ist wirklich das, was die Marke ausmacht, ist weg.
Die emotionale Aufladung, okay.
Und wenn das fehlt, dann wird die Marke zum Klischee. Dann wird die Marke so ein Nachhalt
seiner selbst. Und die gleiche Frage, die man sich stellen muss, ist, ich habe Beate tatsächlich
noch nie getroffen. Wir sind immer irgendwann aneinander vorbeigerennt. Aber ich würde mal
meinen, dass wenn man sich Scott anschaut und so die prägende Figur Beate Zaug, dann haben
die wahrscheinlich emotional ziemlich die gleiche Drehzahl. Und ersetzt man diese Drehzahl jetzt
durch Konzernmanager, dann hast du eine extreme Drehzahldiskrepanz und eine kulturelle Diskrepanz
und die kann sich im Grunde genommen, die wird eine gewisse Zeit unter Umständen nicht auffallen,
aber irgendwann mal gibt das Ding einen different spin. Ich möchte es ehrlicherweise sagen,
so etwas ein bisschen aus der eigenen Historie mit Highbike. Highbike, wer Susi und Felix Poelow
kennt und uns, wir waren ja schon angriffslustig. A-Performance, wirklich immer der Go-For-It.
So richtig, also eigentlich, ja, was soll ich sagen. Und das hat die Marke ausgemacht. Wir
waren wirklich extrem, absolut mutig extrem. Und dann waren wir weg und dann hat Accel das
übernommen. Und die haben es eh ganz gut gemacht, aber es ist ehrlicherweise, die Marke hat ihr
Schärfe und ihr Kontrast verloren. Und das sage ich jetzt nicht, weil wir die tollen Helden waren.
Und es geht nicht darum, dass wir das besser gemacht haben, sondern es war eine Geschichte,
die aus sich selbst entstanden ist. Und bei Scott, bitte, der hat Scott,
Beat Zaug hat Scott gemacht, so was es ist. Und meine große, große Frage, meine große Frage
sage ich, bei beiden Marken wäre, wie um alles in der Welt, wie ein koreanischer Konzern,
eine Lifestyle-Marke, also eine Marke mit starkem Lifestyle in einem völlig fremden Land,
wie wollen sie das verstehen? Weil das sind diese ganzen Millionen von Mikroentscheidungen. Was du
vorlebst, prägt diese Marke. Und von dem her hätte ich da ein bisschen Sorge, dass diese wirklich
tolle, tolle, tolle, tolle Marke Scott einen ähnlichen Weg nimmt wie bei Flyer. Flyer ist
genau das gleiche Beispiel. Da waren wirklich, da waren total die Überzeugungstäter am Anfang,
bei Flyer. Das war die Marke, das war wirklich, das war die Schweizerische Präzision plus Panasonic
damals, das war die E-Bike-Marke schlechthin. Jetzt ist sie praktisch abgewickelt. Und ich
fürchte, dass wir solche, solche Situationen zukünftig öfter sehen werden und dann verkommen
Marken oder Unternehmen, verkommen dann zu Labels, zu Marken. Und die kann man eine gewisse Zeit
ausreiten, weil es einfach so ein Parabolflug ist. Aber hast du keine eigenen emotionalen
Triebwerke mehr, sei es Innovation, sei es Agileness, sei es Persönlichkeit, dann kann
diese Marke oft bloß noch segeln. Ich hoffe es ganz, ganz tief, dass das bei Scott nicht so ist,
weil ich hoffe, dass Scott einfach nicht komplett pyramidal ist, sondern dass da ganz,
in zweiter, dritter Ebene ganz, ganz viel starkes, starkes, starkes emotionales Potenzial da ist.
Und Management ist ja auch schon seit Jahrzehnten dabei.
Genau. Und ehrlicherweise, wenn jemand ein sehr starker Patriarch ist, es dann aber vermissen
lässt, diese Marke weiterzuentwickeln, weil sie, man sagt, pass auf, ich war edgy, meine ganzen
Burschen sind nicht edgy, jetzt lasst uns diese Marke jetzt schon zu meinen Lebzeiten, zu meinen
aktiven Zeiten, dort rüberführen, dass wir sagen, wir finden einen neuen Spin für diese Marke,
der glaubwürdig ist. Warum? Weil es ihr jetzt hat. Aber wenn ich dann plötzlich weg bin,
plötzlich die Emotionalität, dieser Spin weg ist und jetzt jemand ist, der völlig anders dreht,
dieser Kontrast wird an so einem lebendigen Gebilde einer Marke auffallen. Und wir Konsumenten
sind mittlerweile so fein in der Wahrnehmung, dass wir „we smell bullshit“. Und sobald es
Bullshit wird, wird eine Marke, gerade in unserer jetzigen Zeit, wo wir an Bullshit wirklich keinen
Mangel haben, wir haben eine Arte Marken und das Ding dann irgendwo aussortieren. Also bei Scott,
hätte jetzt Scott, ich glaube, Scott war vielleicht nicht so extrem pyramidal, bei KTM war es sehr,
sehr pyramidal und es ist eine sehr edgy Marke, da würde man schon ein bisschen Sorgen machen,
gerade wenn jetzt, ich weiß nicht, wer es übernimmt, wenn es z.B. Inder, Bajaj übernimmt,
dann tatsächlich, das sind alle schlaue Leute, überhaupt kein Thema, aber das ist,
dass die mit einer österreichischen, mit einer europäischen, internationalen Sportmarke,
mit so einer Extremmarke umgehen können, würde mich ein bisschen wundern.
We will see. Spannendes Verhältnis.
I hope the best.
Let’s hope the best. Super Übergang mit dem Bullshit. Kommen wir zu Geo und Geopolitik.
Bedingt sich auch ein bisschen gegenseitig. Wir haben zum einen ein wenig Aufruhr gehabt in Riva,
wo traditionellerweise im Anfang Mai immer das Riva Bike Festival stattfindet und vor ein paar
Wochen hieß es, dass es möglicherweise abgesagt werden muss, weil die Ausstellungsflächen nicht
genehmigt wurden bzw. von der Eigentümergesellschaft verweigert wurden. Und Hintergrund sind ja auch
laufende Ermittlungen gegen einen gewissen Heinz-Peter Hager. Und Heinz-Peter Hager ist
zu Hause in Bozen und dem gehört er auch sehr, sehr viel, alles was blinkt und noch mehr. Und
Heinz-Peter Hager ist jetzt uns bekannt worden als ein Good Buddy von Herrn Benko. Das heißt,
wegen Signa und Co. kam es jetzt zu Problemen in Riva. Es ist alles geklärt inzwischen. Es gibt
eine neue Ausstellungsfläche, wohl auch näher am See. Also gute Lagolage und das ist geregelt
worden. Aber jetzt haben wir schon mit Fahrrad.de so unsere Erfahrungen gemacht mit Benko. Jetzt
kommt es noch dazu. Was sind deine Gedanken hier zu Signa’s Wellen, die in die Fahrradindustrie
schlagen? Also ich sage, was ich mir wahrscheinlich unglaublich unbeliebt mache. Also ob das Riva
jetzt links oder rechts stattfindet, das würde ich mal sagen, da wird die Welt jetzt nicht
straucheln. Ich finde es ein wahnsinnig schönes Beispiel, weil es ein schöner Ausdruck für die
Situation ist, in der wir stecken. Genau. Weil alte Strukturen werden jetzt wahrscheinlich extrem
unter Druck geraten. Schau mal hin, ich bin ein alter Hase in der Industrie. Bea Zaug weg,
dann der Jörg Müsse von Baikonko, das werden viele nicht kennen, das ist eine große Händler-
Vereinigung, 800 Händler. Der Hongkong weg von der ZTG. Also das sind alles, die Namen,
Insider kennen die Namen. Sind sie immer mehr freiwillig gegangen? Da sind jetzt keine
Koreaner gekommen und haben an die Tür geklopft. Teils, teils, teils, teils. Also was passiert ist,
auf der einen Seite werden Investoren immer nervöser, muss man ganz klar sagen, teilweise
agierig oder sie straucheln. Also Fahrrad.de war ja im Grunde genommen ein Mitreißopfer,
vom Luftzug, wirklich des kollabierenden Benco Imperiums und da ist Fahrrad.de mitgerissen
worden. Die haben ja wirklich nichts dazu beitragen. Also das war…
Rieh war auch nicht. Rieh war auch nicht.
Also das sind eben diese Wellen oder dieser Luftzug, wie du meintest.
Und in den Situationen, es gibt viele Mitreiseffekte, es gibt viele total enttäuschte
Investorenhoffnungen. Es war sehr viel Hot Money unterwegs in den letzten Jahrzehnten,
das dann auch so zu einen Ruhm geführt hat. Und du siehst aber eins, das habe ich unendlichst mit
einem nicht herrnamenlich genannten CEO, der auch wirklich entsorgt worden ist, der hat zu mir einen
schönen Satz gesagt, den habe ich vorhin vergessen zu sagen, das Wort Pira und Beat Saug. Die beiden
sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass die dieses Imperium aufgebaut haben. Ohne die wäre
es nicht weit gekommen. Aber in der Finanzwelt gibt es sowas wie Loyalität, das ist wirklich
völlige Fehlanzeige. Du bist einfach der Trainer. Das ist wirklich so, wenn der FC Bayern mal drei,
mal viermal hintereinander verliert, dann ist der Trainer weg. Das erwarten Investoren von dir,
das erwarten die Fans von dir, du musst irgendwie reagieren. Und dann ist es auch völlig wurscht,
ob der Mensch, die wirklich in alle Ehren gebracht hat, drei, viermal gestrauchelt.
Und da sind CEOs mittlerweile sehr, sehr abschussgefährdet.
Ja, darf ich da kurz nachhaken, weil für mich das auch so ein bisschen ein Rätsel ist bei
Beat Saug. Also ich habe versucht, das mal so ein bisschen für mich aufzudröseln,
ich habe es aber trotzdem nicht verstanden, weil also das Urteil, das jetzt gefällt worden ist,
dass er 47 Prozent Anteile, die er noch hält, abgeben muss. Den Antrag für diese Gerichtsverhandlung,
den Antrag hat Young One schon im September 2022 gestellt. Er hat, also das geht irgendwie um
Aktionärsbindungsvertrag, keine Ahnung. Er hat Gegenklage eingereicht 2022, hat aber im Januar
2024 nochmal ein Darlehen aufgenommen von Young One. Und das waren ja nochmal 160,
150 Millionen. Und daraufhin kam es ja zu diesem Dreh, dass sie gesagt haben, also jetzt reicht’s,
wir werden hier einen kleinen Manager-CEO-Tausch vornehmen. Also wie man vor Gericht stehen kann
und gleichzeitig dann doch ein Darlehen. Also an Beats Stelle war er zu naiv, hat er gedacht,
oh mein Gott, die Gerichtsverhandlung läuft hier irgendwie mit irgendjemandem, aber ich sitze ja
hier Menschen gegenüber und wir verhandeln, wir brauchen diese Finanzspritze und ihr habt ja auch
Interesse, also lasst mal. Sisi, ihr habt da Situationen erlebt, die auf gar keinen Fall
in irgendeinem Detail wiedergeben kann und will, wo wie unglaublich komplex diese Pokerspiele sind,
gerade in der Finanzwelt. Und da sitzen Leute, die wirklich den tiefsten Rechtsstreit miteinander
verbunden sind und machen linksrum gleich wieder das nächste Geschäft. Das ist tatsächlich wenig
Emotionalität, sondern es ist wirklich jetzt Hart-Business. Und ich glaube, was wir erleben,
ist, dass einfach jetzt die harte Businesswelt einfach, und das wird die nächsten Jahre noch
stärker werden, das wird den Fahrrad- und E-Bike-Markt stark verändern. Warum? Weil
die ganze Industrie jetzt erwachsen wird. Jetzt kommen die großen Burschenreihe, die einfach mit
großen Strategien spielen und da ist das schon ein Gang im Geben. Und man darf eines auch immer
nie vergessen, die Wahrheit liegt immer irgendwo in der Mitte. Also, weißt, auch Investor verzeiht
gewisse Fehler, aber irgendwann, wenn sich die Fehler häufen, dann verlieren die auch irgendwann
mal das Vertrauen. Das heißt, man muss immer vorsichtig sein. Das habe ich auch gelernt,
dass auf den ersten Blick war für mich die Sache völlig klar und dann hat mir jemand das ganze
Bild gesehen und dann plötzlich war die Sache völlig unklar. Und von dem her ist es ganz schwer,
ohne dass wir wirklich die ganzen Hintergründe wirklich ins kleinste Detail kennen. Und dazu
müsste man wirklich tief da einsteigen und da sind so Geschäftsgeheimnisse, die uns dann auch
oft nichts angehen. Weil jedes Unternehmen hat auch das Recht, Dinge geheim zu halten. Die haben
auch Art Privacy. Und von dem her ist es schwer zu sagen, das schaut jetzt erstmal so aus,
okay, die Koreaner sind einfach gierig und scheiß drauf und schmeißen einen altgedienten CEO raus.
Also ganz zum Spaß, während sie es nicht gemacht haben. Und ja, mir würde es jetzt ganz stark
wundern, dass die Overstock-Pandemie an Scott komplett spurlos vorbeigegangen ist, dass die
wirklich alles richtig gemacht haben. Das hat nämlich im Markt praktisch niemand. Es gibt
kaum jemand, der das wirklich irgendwie richtig gemacht hat. Und dann stellt sich schon ein bisschen
die Frage, irgendwann mal der Punkt, wenn jemand, du bist der Investor und plötzlich ist dieser
Manager, übernimmt dann mehr oder weniger die Firma, hält sich an keine Regeln, verbrennt
deine Kohle. Dann kommt es schon irgendwann an den Punkt, wo du sagst, jetzt müssen wir reagieren.
Der zwingt uns dazu zu reagieren, weil sonst wir plötzlich zum Beifall in unserem eigenen
Unternehmen, wo wir stark investiert sind. Das ist die zweite Perspektive. Die ist nicht sehr
populär. Und ich muss ehrlicherweise sagen, ich müsste jetzt wirklich lügen, wenn ich sage,
das wäre halt so. Aber höchstwahrscheinlich liegt die Wahrheit da ganz, ganz stark in der Mitte.
Und es gibt schon immer einen Grund, warum diese Dinge dann so passieren. Beim Benco ist es ein
bisschen was anders, ehrlicherweise. Der hat sich einfach wirklich hart verzockt. Da ist das ganze
Imperium gescheitert und dann reißt es ganz viele mit, bis hin, dass Riva plötzlich ein paar hundert
Meter weiter links stattfindet. Jetzt sind wir froh, dass es stattfindet. Aber es ist ein schöner
Ausdruck an dem Kulturwandel im Markt, im Fahrradmarkt, an dem wir uns jetzt einfach
gewinnen müssen, weil diese Industrie im Guten wie im Schlechten sich verändert. Ob man sie jetzt
erwachsen nennen kann oder nicht, das muss jeder für sich selber beantworten. Aber sie wird sich
stark verändern. Erlauben wir einen kleinen Schlenker, weil du es gerade gemeint hast,
immerhin findet sie statt oder sind wir froh, dass sie stattfindet. Einen kleinen Schlenker
Richtung Outdoor. Die Outdoor-Messe, die traditionell im Sommer erst lange, lange Zeit
in Friedrichshafen geboren und stattgefunden hat, inzwischen in München. Seit sie in München
insleider keinen Erfolg hatte und spiraling downwards und dieses Jahr tatsächlich abgesagt
wurde. Ganz kurz ein Statement von deiner Seite zur abgesagten Outdoor-Messe. Ja, also grundsätzlich
ist es so, das muss man aus Herstellerperspektive bewerten. Wenn eine Messe scheitert, dann scheitert
sie nicht. Dann scheitert sie vor allen Dingen, weil die Hersteller keinen Sinn mehr sehen,
dort hinzugehen. Es ist nicht so, dass die alle kommen, wir würden alle gerne kommen,
aber hups, plötzlich ist diese Messe hinüber. Das hat einfach damit zu tun, dass wir, also
erst einmal sind die ganzen Industrien, Untersport inklusive Sport und Outdoor, teilweise unter
Druck, teilweise laufen sie sehr, sehr gut und teilweise, also es ist total doof, wenn es zu
schlecht läuft, kommen die Markt mit. Läuft es zu gut, machen sie ihre eigenen Events. Warum?
Die sind günstiger. Und es ist oft so, der Rise of the Internet führt dazu, dass die Neuigkeiten
sich schneller verbreiten. Das heißt, diese Notwendigkeit auf die Messe zu fahren, um das
Neue zu sehen, nimmt ein Stück weit ab. Und ich habe es vorhin auch gesagt, wenn eine Marke
extremst erfolgreich ist, dann sparen sie die doch sehr, sehr signifikanten und hohen Kosten
eines Messeauftritts. Das ist tatsächlich nicht mal so sehr der Messeauftritt, also die Fläche
selber, sondern es sind die extrem hohen Personal- und Hotelkosten, Standbau und das ganze Ding drum
herum und da versenkst du ganz, ganz viel Marketing-Dollars für einen Messeauftritt,
bei dem du tatsächlich ganz schwer messen kannst, ob er erfolgreich war oder nicht.
Und dann hast du einen extrem doofen Kontrast, wobei es jetzt wieder zurückdreht, dass der
ganze Online-Marketing-Teil, der ist so herrlich messbar. Also der gibt dir das Gefühl der
Messbarkeit. Wenn du es genau schaust, ist es total Schwachsinn-Metriken, die du da hast,
aber der Marketing-Mensch sagt, pass auf, das steckt mir alles in Social Media, das steckt
mir jetzt alles in Online-Marketing, weil da kann ich zumindest die Performance messen.
Auf einer Messe, ob sie für dich erfolgreich war oder nicht, ist ganz, ganz schwer nachvollziehbar,
weil die meisten Messen einfach keine Order-Messen mehr sind. Also Ordern machst du zu Hause. Und
deswegen verändern sie das so stark. Und ganz ehrlich, wenn die messen, und das verstehe ich
auch an den Messen, dass die sagen, denen geht es ein bisschen teilweise, einfach der Reason
why verloren. Also wir sagen, die Eurobike ist ein bisschen eine Ausnahme, wobei die 25er Eurobike
auch sehr interessant werden wird. Wir müssen, also für Hefa hat, wir haben eine ganz einfache,
wir haben eine ganz klare Haltung. Wir sind auf der Eurobike, wir bleiben auf der Eurobike. Und
jetzt für uns, für uns Kleinstnur-Szechen, legen wir da unglaublich viel Kohle ab. Also
es ist wirklich ein Riesenteil des Marketingbudgets. Aber für uns ist ganz klar, für uns ist das,
wir haben extremste Vorteile daraus. Und die können wir teilweise messen und teilweise sagen,
die sind nicht messbar, aber die sind spürbar. Und das ist das Marktverständnis und das ist
wirklich ein Auffang, die ganzen Marketees. Burschen, ganz ehrlich, du kannst lieber nicht
messen. Du kannst Erfolg teilweise auch nicht immer messen. Und in manchen muss man einfach
mal sagen, du musst es tun, um es dann getan zu haben. Und manche, also das, wir machen sehr…
Wie viel Relevanz misst du dir denn die Endverbraucher-Festivals dann zu?
Ja, eigentlich groß, aber du rechnest eben den Kontaktpreis aus. Also wie viele Endkundenkontakte
hast du denn dann wirklich, also wenn du jetzt wirklich rein, rein auf die Nummern runterbrichst.
Und dann, wenn du mal sagen wir mal 1000, 1000 Leute durchgeschoben hast, also 1000 Kontakte
gehabt hast, sagen wir mal, jetzt nehmen wir irgendeine Nummer, und hast aber 200, 300.000
Euro abgelegt, dann kannst du relativ schnell ausrechnen, wie viel dir ein solcher Kontakt
kostet. Und wenn du das berechnest, dann wird da Angst und Bange. Dann sagst du, naja, dann
haben wir nur ein paar Sekundäreffekte. Und die sehen genau was. Und deswegen ist es so,
ich glaube, die Zeit, dass man einfach nur auf eine Messe geht, sich hinstellt und sagt,
schau, jetzt bitte kommt, strömt es rein, die funktioniert nicht mehr. Ich glaube, das haben
wir, gestern haben wir mit einem Fahrradhersteller, also mit einem Antriebshersteller gesprochen,
der hat gesagt, Leute, wir müssen uns irgendwie zusammentun und wir müssen die Händler auf die
Messe bringen. Und ich bin da fest überzeugt, wir müssen den Endkonsumenten und den Händlern,
wir Hersteller, nicht nur die Messe, sondern wir Hersteller einen echten Grund geben, warum sie
dahin kommen sollen. Und wenn wir zum 10. Mal das gleiche Produkt zeigen, dann brauchen wir uns nicht
wundern, da kommt keiner mehr, weil man sagt, na gut, das kann ich in meinen Katalog anschauen.
Und das ist grundsätzlich für den E-Bike-Markt jetzt unglaublich wichtig, dass wir jetzt neue
Themen draußen lancieren, damit das E-Bike wieder aus dem eigenen Braten, also im Grunde genommen
noch billiger und noch der 10.000ste gleiche Motor eingebaut werden, dass wir neue Themen entwickeln,
die relevant sind. Damals E-Mountainbike hat uns ziemlich alle miteinander den Arsch gerettet. Das
war ein völlig neues Thema, komplett neue Dynamik. Und wir stehen jetzt hier in der
Urbanisierung des E-Bikes. Und das sollten wir jetzt mal anfangen, dass wir eine ordentliche,
richtige, wirklich echte, coole, pragmatische und wirklich für die Menschen da draußen passende
urbane Konzepte bringen mit einem neuen E-Bike-Typen. Und das zeige ich euch alles da. Man
muss es im Grunde genommen nur machen. So, und Sissi, ich weiß, das war jetzt wieder eine ganz
lange und ganz komplizierte Antwort. Na, das ist super interessant, wirklich.
Aber ich glaube, es hilft einfach nicht mehr, ein Fahrradgeschäft aufzumachen, warten,
bis jemand kommt. Es hilft nicht, eine Fahrradmarke aufzubauen und hoffen,
dass jemand kauft, sondern du musst aktiv sein. Und wir, wie fast jeder Fahrradhersteller,
wir sind mittlerweile zu 25 bis 30 Prozent Marketingagentur. Also wir haben jetzt ein
Studio, wir machen Fotos, das ganze, sagen wir mal, haben jetzt alles komplett selber. Warum?
Weil es einfach schnell ist und weil wir einfach Themen generieren müssen, die da draußen relevant
sind. Und da wartet auf uns keiner. Die müssen wir selber kommunizieren. Das gilt auch für Messen.
Und gut kommunizieren.
Und gut kommunizieren, genau.
Zum Abschluss, Geopolitik passt auch gier dazu. Könnten wir beides als Titel nehmen.
The Presidents of the USA. Von AfD bis Zölle gibt es uns ja die tägliche Dosis. Ich würde
mit dir noch ganz kurz gerne über die Zölle sprechen, die ja auch die Fahrradindustrie
betrifft, vor allem in den USA. Aber wer weiß, inwieweit sich das dann eben auch wieder ausweitet.
Wie denkst du über die Trumpsche Zollpolitik? Welche Auswirkungen wird das haben auf die
Bikes im US-Markt, also auf die Preispolitik im US-Markt? Und auch die Frage, die sich ja nicht
nur die Fahrradindustrie stellt, kann man Lieferketten tatsächlich umbauen? Kann man
sie so schnell umbauen vor dem Hintergrund, dass es möglicherweise nur vorübergehend ist?
Also da gibt es eine relativ klare Antwort. Die Lieferketten, diese internationalen Lieferketten,
die jetzt sehr stark finanzlastig sind, gerade was den Rahmenbau betrifft, die sind in einer
Schnelligkeit absolut nicht. Da gibt es nicht die geringste Chance, einen Rahmenbau in Amerika
oder Rahmenbau in Europa aufzuziehen. Es gibt in Portugal ein paar Rahmenbauer, aber jetzt
muss man, das darf man jetzt nicht laut sagen, aber es kommen wirklich, ich schätze mal 95% der
Rahmen werden im Fernhaus gebaut. Warum? Ein Alurahmen ist fast ausschließlich Handarbeit.
Also die werden wirklich per Hand geschweißt, die ganze Verarbeitung ist per Hand. Das ist immer
noch, wir bauen die Rahmen immer noch so wie vor ein paar, also vor zig Jahren, also vor Jahrzehnten,
Entschuldigung. Carbonrahmen sind sowieso insgesamt ein totaler Graus, die werden Handgeklebt von
tausend Händchen, die da wirklich das Zeug zusammenkleben und das ist hier in Europa an
zwei Gründen, also Europa, aber auch Amerika, zwei Gründen sind überhaupt nicht mehr möglich.
Erstens, du findest die Leute gar nicht. Also wir hätten überhaupt keine Chance,
irgendjemanden zu finden, der das noch machen will und grundsätzlich haben wir sowieso einen
riesengroßen Fachkräfte- oder Arbeitnehmermangel wie die Sau und das ist extremst arbeitsintensiv.
Also so einen Rahmen zu bauen ist eigentlich völlig grotesk. Das Gleiche geht in Amerika.
Und nebst der Tatsache, dass Nummer zwei, die Erfahrung gar nicht mehr da ist. Also wir könnten
keine guten Rahmen mehr bauen. Wir können es nicht. Rahmenbau ist extremstes Erfahrungswissen.
Es kann, ich sagte, Ingenieurswissenschaft ist sehr viel Erfahrungswissen. Die Erfahrung
sitzt mittlerweile nicht mehr in Europa, auch nicht mehr in Amerika. Und Nummer drei, kostentechnisch
brauchen wir gar nicht diskutieren, weil es die Rahmen, es wäre keiner, es wäre bei uns keiner
bereit, diese Rahmen, diese hohen Preise für die Rahmen zu zahlen. So, das zu reshawen, das heißt,
dass das alles wieder zu uns zurückkommt. Also es gibt ein Lachen, es ist eine Weine des Augen für
diese Tarife, für diese Zölle. Das Weinen der Auge ist tatsächlich, das zwingt viele eher dazu,
dass sie schneller nur bankrott gehen, als sie jetzt ohnehin schon bankrott gehen.
Also Sie müssten ja rein theoretisch das in der aktuellen Situation direkt weitergeben,
was du eigentlich nicht machen kannst.
Ja, bei 25 Prozent kannst du gar nichts mehr weitergeben. 25 Prozent ist völlig absurd. Wir
in der Europäischen Union, wir haben solche Zölle, wir haben noch viel schlimmere Zölle. Also Rahmen
aus China hat 47, also 42 oder 47 Prozent im Port Texas. Also die Europäische Union ist noch viel
knallhärter, hat nicht dazu geführt, dass die Leute jetzt hier Rahmen bauen. Hat nicht dazu
geführt. Es ist ein unfassbar komplexer Vorgang. Du kannst die Antidumping befreien lassen. Es ist
ein unglaublich gefährlicher, weil du kleinste Fehler und du bist wirklich mit ernstesten
Konsequenzen belegt. Und das zweite ist, kleine Firmen, wir machen das, das ist wirklich extrem
schwierig. Oder es gibt dann so, du gehst nach Cambodia oder Vietnam und baust dort die Rahmen.
Und in Grünengarden wird das Problem dann in Grünengarden verlagert. Das ist das Weinen in
die Augen. Das heißt, es gibt keine schnelle Lösung dafür. Und nochmal, ich muss eines ehrlich
sagen, jeder, der über diese Fernostproduktion schimpft, dem lasse ich eins gesagt sein. Ich
war da drüben, ich habe mich mit den Menschen unterhalten. Die Rahmen schweiße ich. Ich bin
auch nicht ganz, wenn ich die Sitzgesetze habe, versucht mit denen zu reden. Ich habe die Leute
drüben kennengelernt. Ich wage es, ich wage mir wirklich so raus, dass ich mich mit den Menschen
beschäftige. Und die waren heilfroh, dass sie Arbeit hatten, mit dem sie ihren Kindern Bildung
finanzieren konnten, dass sie mal ein bisschen ein besseres Leben haben. Da war ein Junge,
der hat gesagt, sie haben Arbeit, super. Und dann war wirklich jemand dabei, der hat gesagt,
ihr könnt es doch nicht als Sweatshop und so weiter. Und wir schauen, dass wir das irgendwie,
da haben sie gesagt, ihr seid ja wahnsinnig, ihr wollt uns die Arbeit wegnehmen. Wo ist eure Logik?
Und ich möchte das nicht, ich bin jetzt niemand, der diese Sweatshops verteidigen will, ganz und
gar nicht. Aber was ich dazu einladen will, ist, wenn wir das irgendwie einfach komplett zu uns
rüberziehen und automatisieren, da komme ich gleich dazu, dann nehmen wir an manchen Menschen
einfach die Arbeit weg. Und das ist was, wo ich tatsächlich mittlerweile ein bisschen
differenzierteres Bild habe. Und das gehört zum weinen im Auge. Zum Lachen.
Es gibt sicher Produktionsstätten, die so sind und Produktionsstätten, die so sind. Also
sicherlich auch beim Rahmenbau, genauso wie bei den Sweatshops. Und generell Dinge differenziert
sehen, wie du vorhin auch ausgeführt hast, ist halt der Punkt. Also wir müssen uns von unserem
schnellen und oft sehr, sehr blinden und ignoranten Blick lösen. Und ideologisch einfärben.
Ja, ideologische Einfärbung, Überzeugungen, die man in sich trägt, die einen ja auch stabilisieren,
davon auch ein bisschen lösen und Offenheit haben, für auch Argumente oder Perspektiven
zuzulassen, die vielleicht anderes aufzeigen. Und der Alexander von Humboldt hatte zwar nichts
gesagt, aber der Satz wird ihm zugestimmt. Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung
derjenigen, die sich die Welt nie angeschaut haben. Und deswegen, seit ich da öfters drüben war und
bin, hat sich mein Blick schon verändert. Der ist differenzierter geworden.
Aber wie gesagt, du hast jetzt auch nicht die Billigproduktionsstätten gesehen,
die es eben doch auch gibt. Das gibt, aber bei denen produzieren wir einfach nicht.
So ist es. Also da muss man natürlich dann die Entscheidung für die Marke treffen und sagen,
ich glaube, dass diese Marke sich bemüht und auch immer wieder hier mit Monitoring,
ob von eigenen Leuten, ob von neutralen Personen, das auch kontrollieren lässt. Und da muss man
sich einfach verlassen, weil sonst brauchst du aber beim Fahrrad nicht aufhören. Oder bei der
Bekleidung. Und jetzt bin ich da noch das lachende Auge schuldig. Das lachende Auge
ist tatsächlich das, durch diese hohen Importzölle ist ja die Idee die, dass das so teuer wird,
dass die lokalen Produktionsformen wieder eine gewisse Chance haben. Das wird im Rahmenbau
überhaupt nicht funktionieren, weil einfach die ganze Kette einfach nicht stimmt. Die Aluminium
Produktion, wenn wir Aluminiumrahmen hier zusammenschrauben, also zusammen brutzeln mit
Leuten, die wir gar nicht finden, da ist unser geringstes Problem der Preis, sondern die ganzen
Halbzeuge, alles kommt aus Fernost. Und Aluminiumproduktion in energieschwachen
Deutschland ist völlig absurd. Wer davon träumt, der muss schon wirklich mit dem Blinder geschlagen
sein. Aber, und jetzt kommt der Punkt, was es tut, es reißt Tür und Tor auf für absolut überfällige
und notwendige Innovationsmaßnahmen. Zum Beispiel automatisierter, also werkzeuggebundener,
automatisierter Rahmenbau. Short Fiber Injection Molding, wie wir in Bayern sagen, das ist im
Grunde genommen ein Carbon Rahmen, der gespritzt wird. Der konkurriert nicht mit einem Carbon
Rahmen, sondern der konkurriert mit einem Aluminium Rahmen. Das ist ein Recycling Material,
das geschreddert wird, also Autos, weil Carbon ist nicht recycelbar, aber es ist unendlich in
diesem Verfahren wiederverwendbar. Und du hast eine Zykluszeit von 200 Sekunden, dann hast du
ein Fahrradrahmen. Advanced zum Beispiel, die haben diese Technologie eingesetzt. Die sind
nicht an dieser Technologie-Prankrott gegangen, sondern es war komplett was anderes. Die haben
es eingesetzt und die waren sehr erfolgreich damit. Und hast du das, und ich würde mal sagen,
so ein Reshoring bei unserem, wie gesagt, Arbeitnehmer-Schwachen, haben wir einfach mal,
Hochlohnland, ist das nur mit einem Technologiesprung möglich. Und dann müssten wir auch
anfangen, die Produkte vollständig anders zu entwickeln und zwar weniger Rahmen. Das brauchen
wir im E-Bike sowieso nicht mehr so viel Rahmen. Also Uni-Size und auf so ein
Fertigungs- auf hoch automatisierbares Fertigungsverfahren ausgelegt. Dann passiert
bloß noch ein Punkt, über den man sich einmal klar sein muss. Also die Produktion, es kann sein,
dass dann Roboter das zusammenschauen. Dann haben wir es hier im Land, aber die Sache ist so
automatisiert, dass eigentlich die breite Masse der Arbeitnehmer unter Umständen überhaupt nicht
davon profitieren kann. Und dann stellt sich natürlich so ein bisschen die Frage, gut,
die Wertschöpfung sitzt hier, das ist erstmal gut, aber what’s the social benefit? Ich würde sagen,
mittlerweile sage ich so, wenn man jetzt die völlige Destabilisierung durch die Amerikaner
global anschaut, dann würde es mir tatsächlich um strategische Unabhängigkeit gehen. Und ich
glaube, wir werden, also wir verkaufen eh keine Räder da drüben. Also kein Fahrradhersteller,
europäischer Fahrradhersteller ist wirklich in den USA, außer Kennen ein bisschen, die ziehen
sich alle zurück, weil sie sagen, der Markt ist noch nicht so weit. Der war vor zehn Jahren nicht
so weit, ich fürchte, dass der in zehn Jahren immer noch nicht so weit ist. Und jetzt noch
ein kleiner Cliffhanger vom Anfang nochmal aufzulösen. Ich glaube, ich würde mich sogar
so weit versteigen, dass der nächste interessante E-Bike-Markt der Zukunft, in den nächsten fünf
bis zehn Jahren China sein wird. Die fangen jetzt Fahrradfahren an, Rennradfahren, das ist so,
das ist typische, das ist ein neuer, in Anführungszeichen, Elitensport. Und nachdem
China die ganze Entwicklung im Turbo-Modus durchlebt, die haben ja, Fahrradfahren ist
wirklich the poor man’s mobility. Jeder, der ein bisschen was auf sich hält, kauft ein Auto,
das passiert jetzt auch gerade, oder der erste E-Scooter oder Scooter, dann Auto. Jetzt fangen
aber die reichen Eliten bereits an, dass sie im Grunde genommen das tun, was hier auch oft passiert,
dass die halt sehr viel Rennrad fahren, also wirklich viel Rennräder.
Also es bleibt hier wieder im Sportsegment oder startet im Sportsegment.
Genau, damit die ganze reiche Elite, diese Performance, Lifestyle, das ist so offen,
zur Schau gestanden, ich habe die Zeit, ich habe die Kohle, ich bin körperlich fit,
ich kann es mir leisten, wird so eine starke Vorbildfunktion haben, dass das Thema Biken,
Fahrradfahren auch in Fernost und in China, bei Regionen, wo das tatsächlich einigermaßen
klimatisch sinnvoll ist, tatsächlich zu einem Thema wird, das wird in Anführungszeichen über
den Lifestyle, diesen healthy Lifestyle, und die sind tatsächlich mittlerweile sehr körper- und
gesundheitsbewusst, die Chinesen, es geht wahnsinnig schnell, wird dann auch der Punkt
kommen, wo sie das Thema E-Bike dann in einer breiteren Art und Weise entdecken werden.
Die große Frage wird sein, ob es uns in Europa was nutzt, weil ich fürchte, also fürchte in
Anfangszeichen, bis dahin sind die chinesischen Markenbildung, was Marketing, Marke usw. betrifft,
auf so einem hohen Niveau, dass es eigentlich nur noch solche Heritage-Marken wie Colnago
oder Trüm braucht, die einfach einen anderen Spin mitbringen. Trotzdem ist es ein Thema,
wo wir offen bleiben sollten, also ich werde es nicht unbedingt machen, aber für mich,
der amerikanische Markt hat nicht abgekippt, der hebt uns verreckt nicht ab, das liegt
wahrscheinlich ein bisschen daran, weil das E-Bike sehr stark, also es ist ein europäisches Thema,
europäisch-japanisches Thema, und die Amerikaner hassen alles, not invented here ist für die
einfach kein Thema, ihr Heiligtum ist eher das Mountainbiking, ist entweiht worden,
die leben ganz stark von chinesischen super billigen Porten, die haben riesen Qualitätsprobleme,
wie bei uns vor zehn Jahren, wirklich mit Häuser brennt man fast jede Woche, und die haben zwei
Reaktionsmöglichkeiten, entweder sie gehen den Weg von uns, dass sie unsere Regulierung,
unsere Normierung übernehmen, was sehr sinnvoll wäre, das wird, wenn ich jetzt die jetzige Trump
Regierung anschaue, dann schießen sie lieber ins Knie, bevor sie irgendwas aus diesem alten
Europa übernehmen, die werden es höchstwahrscheinlich einfach verbieten, Punkt. Und wenn sie selber
keinen starken Hersteller im Land haben, dann ist es ein bisschen Desinteresse, und dann wird Amerika
als interessanter Markt, unter Umständen, man muss es sehen, aber es wird ausfallen, aber wie gesagt,
ich würde tatsächlich sagen, lass uns mal auf den asiatischen, den rasischen Kontinent schauen,
weil ich glaube, da gibt es tatsächlich sehr gute Möglichkeiten. Interessant, wie sich die
Weltordnung so schnell verschieben kann, oder das Interesse in Märkten. Ich danke dir wieder mal für
eine Tour de Force am Ende dieser Woche, super spannende Einblicke, wirklich sehr interessant,
danke auch für all die Hintergrundinfos, die wir ja nicht kennen und die das Bild dann noch ein
bisschen runder machen und ein wenig Tiefe verleihen. Vielen Dank euch auch fürs Zuhören,
ich hoffe, ihr bleibt positiv und kämpferisch, lasst euch nicht so sehr einschüchtern,
wir lassen es, wir versuchen es zumindest, auch nicht, und schreibt uns wie stets Vorschläge,
Kritik, Feedback, alles bei uns eintrudelt und wir hören uns das nächste Mal, nehmt fleißig das Rad.
Adios. Ciao.
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