Mit über 100 Beteiligten und in einem Zeitraum von nur 7 Monaten hat der ADFC ein Radnetz für Brandenburg erarbeitet, das sich sehen lassen kann. Mehr als 7.000 km Radrouten sollen alle Ober- und Mittelzentren Brandenburgs flächendeckend miteinander verbinden und Radmobilität in Brandenburg entscheidend vorantreiben.

Brandenburg auf dem Rad: Ein ambitioniertes Radnetz-Projekt nimmt Form an

In Brandenburg werden dieser Tage die Weichen für die Verkehrswende gestellt. Der Brandenburger Landtag stimmt nach einem gescheiterten ersten Anlauf im Herbst des vergangenen Jahres über einen zweiten Entwurf für das Mobilitätsgesetz des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung (MIL) ab. Das Gesetz soll nicht weniger als die rechtlichen Grundlagen für eine klimaverträgliche und sozial gerechte Mobilität in allen Teilen Brandenburgs schaffen.

Der ADFC Brandenburg hat dazu mit der Unterstützung von über 100 Ehrenamtlern aus der gesamten Region ein Radnetz konzipiert, das mehr als 7.000 km Radrouten umfasst. Diese Routen verbinden alle Ober- und Mittelzentren in Brandenburg und decken somit eine enorme Fläche von Dömitz im Nordwesten bis zur Oberlausitz im Südosten ab.

Christian Wessel, stellvertretender Landesvorsitzender des ADFC Brandenburg, betont, dass das Ziel des Netzes ist, jedem die Möglichkeit zu bieten, sicher und komfortabel zu alltäglichen Zielen wie Supermärkten, Schulen oder Ämtern zu radeln.

Erstmalig liegt ein Radnetz für Brandenburg vor, das systematisch den Bedarf an interkommunalen Radwegen erfasst. Unser lückenloses Radnetz verbindet die wichtigen Orte und erschließt mit über 7.000 km Radrouten flächendeckend den ländlichen Raum. Das Ziel: Jeder Mensch soll überall in Brandenburg sicher, komfortabel und durchgängig mit dem Rad zum nächsten Supermarkt, zur Schule oder zum Bürgeramt fahren können. Das, was bisher nur mit dem Auto möglich ist, soll endlich auch mit dem Fahrrad machbar sein.

Christian Wessel – ADFC Brandenburg

Finanzierung und Umsetzung

Die Realisierung eines solchen Mammutprojekts ist natürlich nicht ohne Herausforderungen. So schätzt Renate Weisse, ebenfalls stellvertretende Landesvorsitzende des ADFC Brandenburg, dass jährlich etwa 200 Millionen Euro notwendig seien, um das Radnetz innerhalb von 15 Jahren umzusetzen. Dies stellt eine erhebliche Steigerung gegenüber den aktuell im Haushalt vorgesehenen Mitteln dar.

Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem.

Weisse führt aus, aktuell gäbe es an den mehr als 12.000 km Bundes-, Landes-  und Kreisstraßen Brandenburgs lediglich rund 2.000 km Radwege: „Wenn wir beim gleichen Tempo und der gleichen Förderquote wie heute bleiben, würde das über 250 Jahre brauchen, um etwa Bedingungen wie in den Niederlanden zu erreichen.“

Weisse fordert ein Kompetenzzentrum Fuß- und Radverkehr mit dem nötigen Fachpersonal, um das Radnetz umzusetzen und Kommunen bei ihrer Arbeit zu unterstützen.

Das Anforderungspapier des ADFC Brandenburg

Anforderungspapier_Radnetz_Brandenburg_ADFC_1._Auflage_Januar_2024

Bedarf für einen Paradigmenwechsel

Christian Wessel betont, dass für eine erfolgreiche Verkehrswende ein Paradigmenwechsel in der Verkehrspolitik erforderlich ist. Mehr Radverkehr bedeutet weniger Autos, Lärm und Stau, und fördert zudem Gesundheit und Umwelt. Aber um ein solches Ziel zu erreichen, müssen die Weichen neu gestellt werden.

Das Radnetz: Eine Gemeinschaftsleistung

Erwähnenswert ist auch, wie die Pläne für das neue Radnetz zustande kamen. Hartwig Paulsen, ehrenamtlicher Koordinator des Projekts, berichtet von der Arbeit der fünf Regionalteams. Diese Teams hätten in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung und Expert:innen das Radnetz erarbeitet, Lücken geschlossen und Routenvorschläge entwickelt. Dies zeigt, wie Bürgerengagement und Expertenwissen zusammen ein so umfangreiches Projekt realisieren können.

Die Niederlande als Vorbild?

Im Vergleich zu dem unbestritten fahrradfreundlichsten europäischen Nachbarn, den Niederlanden, steht Brandenburg noch am Anfang eines wohl langen Weges. In den Niederlanden ist das Radfahren durch ausgeklügelte Infrastrukturen längst fester Bestandteil des Alltags und der Mobilität. Brandenburgs Vorhaben könnte jedoch ein Modell für andere Regionen werden, die ähnliche Ziele verfolgen.

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Infos und Titelbild: ADFC Landesverband Brandenburg

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