Bislang waren Blinker an Fahrrädern und einspurigen E-Bikes in Deutschland nicht erlaubt, doch nun steht eine wichtige Änderung bevor. Experten gehen davon aus, dass diese Neuerung das Unfallrisiko auf den Straßen reduzieren könnte, auch wenn die angekündigte Änderung noch einige Fragen aufwirft.

Ankekündigte Reform wirft Fragen auf

Im urbanen Gelände könnte die gewohnte Bewegung des Armes als Abbiege-Signal mit dem Fahrrad bald der Vergangenheit angehören – beziehungsweise eine Alternative erhalten: Laut der Rheinischen Post ist die Zulassung von Blinkern am Fahrrad in der Diskussion. Die Bundesregierung plant, mit einer Überarbeitung der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung optionale Blinker für alle Fahrräder zuzulassen.

Die angekündigte Reform wirft allerdings noch einige Fragen auf, wie aus dem Experteninterview, welches der Pressedienst-Fahrrad mit Ulrich Haase vom Beleuchtungsexperten Busch & Müller geführt hat, hervorgeht: „Wir sind bislang davon ausgegangen, dass es sich bei einer kommenden gesetzlichen Änderung um Blinker für E‑Bikes handeln wird. Jetzt ist von Fahrrädern die Rede. Aber die Leistung eines Dynamos an einem nicht elektrifizierten Fahrrad ist zu schwach, um einen Blinker kurzfristig mit genügend Energie zu versorgen. Die Räder bräuchten also auch ein separates Akku-System. Dann stellt sich die Frage, ob der Gesetzgeber das zulässt und welche Mindestanforderungen die Akkus haben müssen. Welche Anforderungen an die Blinker gestellt werden, erschließt sich uns deshalb noch nicht. Hier fehlt uns bei den aktuellen Meldungen die Trennschärfe. Für E‑Bikes ist ein Fahrtrichtungsanzeiger sinnvoll und technisch einfach umzusetzen, bei normalen Fahrrädern wird es schwierig.“

Zugewinn für die Verkehrssicherheit

Die Blinker-Reform, die bereits im Januar wirksam werden könnte, ist eine Reaktion auf Forderungen nach mehr Sicherheit im Radverkehr. Bislang waren Blinklichter für den Richtungswechsel ausschließlich bei mehrspurigen Fahrrädern und E-Bikes oder bei S-Pedelecs gestattet. Die Änderung könnte vor allem in riskanten Verkehrssituationen die Sichtbarkeit und damit die Sicherheit von Radfahrern verbessern.

Der TÜV-Verband e. V. berichtet, dass im Jahr 2022 über 97.000 Radfahrer in Deutschland in Verkehrsunfälle verwickelt waren, wobei 474 tödlich endeten. Dies stellt einen Anstieg der Todesfälle im Radverkehr um 16 % gegenüber dem Vorjahr dar. Blinklichter könnten besonders beim Linksabbiegen, einer häufigen Ursache für schwere Kollisionen, die Erkennbarkeit von Fahrradfahrern verbessern.

Während einige Politiker, wie der Grünen-Abgeordnete Stefan Gelbhaar, auf andere Maßnahmen wie die Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur und Tempo 30 in Städten setzen, sieht die SPD die Möglichkeit für elektrische Blinker an Fahrrädern und E-Bikes als eine klare Verbesserung der Verkehrssicherheit.

Mehr Kontrolle bedeutet mehr Sicherheit

Aktuell sind Radfahrer verpflichtet, das Abbiegen anzuzeigen, wobei eine Missachtung als Ordnungswidrigkeit geahndet wird. Die Einführung von Blinkern könnte in Zukunft eine konsequentere und sicherere Fahrtrichtungsanzeige ermöglichen und so mehr Menschen dazu ermutigen, das Fahrrad für ihre Wege in Stadt und Umgebung zu nutzen.

Neben der besseren Sichtbarkeit scheint sich das Bundesverkehrsministerium auch mehr Sicherheit durch einen Blinker zu versprechen. Im Gegensatz zum bisher vorgeschriebenen Handzeichen muss dafür die Hand nicht mehr vom Lenker genommen werden, was mehr Kontrolle während des Abbiegevorgangs zur Folge hat. Das konstatiert auch Experte Ulrich Haase im Interview:

„Das Abbiegen mit dem Arm anzuzeigen, funktionierte über Jahrzehnte super – aber nur tagsüber. Bei Dunkelheit wird der Arm nicht mehr gesehen. Ein anderer Punkt sind Lastenräder. Es ist schwierig, die Räder mit voller Beladung zu lenken, dabei zu bremsen und noch einen Arm zum Abbiegen zu nutzen. Auch ältere Personen mit schweren E‑Bikes kennen derlei Probleme. Oder wenn man bergab fährt und bremsen muss, bleibt meist keine Möglichkeit zum Anzeigen des Abbiegens. Außerdem ist es mittlerweile im Straßenverkehr normal, helles Licht und Blinklicht als potenzielle Gefahrenquelle zu erkennen. Wir sehen deshalb einen großen Nutzen für die Blinker und denken, dass sie sich durchsetzen werden, weil sie sicherheitsrelevant und komfortabel sind.“

Ulrich Haase, Verkaufsleiter beim Lichtspezialisten Busch & Müller

Auf die Frage, ob die Zweifel, man könne aus der Ferne nicht erkennen, in welche Richtung der Blinker das Abbgiegen anzeige, berechtigt seien, hat Haase ebenfalls eine treffende Antwort: „Als Hinterherfahrender muss ich nicht zweihundert Meter voraussehen, wohin jemand vor mir abbiegt, sondern es reichen die letzten zwanzig, dreißig Meter. Die Blinker sind auch bei Tageslicht hell genug, damit sie auf diese Entfernung klar erkenntlich sind.“ 

Pflicht werden sollen die Blinklichter unterdessen nicht – sie sollen lediglich als Option dienen.

Was sagt ihr zum Thema Blinker am Fahrrad im Straßenverkehr?

Infos: Rheinische Post / pd-f | Bild: www.bumm.de / pd-f
  1. benutzerbild

    01goeran

    dabei seit 09/2022

    Was wir hier noch nicht betrachtet haben ist der tatsächliche Nutzen einer solchen Blinkanlage.

    Wirklich was bringen tut das ja nur was, wenn es auch wirklich benutzt wird und da stellt sich für mich die Frage, wie wahrscheinlich ist es, dass so etwas besser genutzt wird, als im eigentlich Straßenverkehr?

    Richtungsänderungen werden ja heute schon nicht per Handzeichen angezeigt, warum sollte es dann mit einem Blinker am Rad besser werden?

  2. benutzerbild

    polyphrast

    dabei seit 01/2024

    Oder ist es mir nicht erlaubt zb. Ansteck-Lichter ans Rad zu montieren?
    Aus der StVZO §67 Abs. 5
    Nach vorne und nach hinten wirkende Fahrtrichtungsanzeiger, genehmigt nach[...(UN ECE R50)...] und angebaut nach [...(UN ECE R74)...], sind nur bei mehrspurigen Fahrrädern oder solchen mit einem Aufbau, der Handzeichen des Fahrers ganz oder teilweise verdeckt, zulässig.

    Richtungsänderungen werden ja heute schon nicht per Handzeichen angezeigt, warum sollte es dann mit einem Blinker am Rad besser werden?
    Weil man einen gewissen Überlebensinstinkt hat? Und weil ein Knöpfchen, dass sich direkt neben dem Griff befindet, schnell und sicher mit dem Daumen gedrückt ist?

    BUMM hat schon ein System (bisher nur für S-Pedelecs und mehrspurige Räder), da sieht man auch wie die Knöpfe angebracht sind.

    und bei Velorian gibts auch ein paar Blinker, deren Leistung ist eher die Auswahl der Blinkermodelle und das Anbieten einer Schalter- und Befestigungseinheit

    Was wir hier noch nicht betrachtet haben ist der tatsächliche Nutzen einer solchen Blinkanlage.
    Ich fahre eine Velomobil. Blinker habe ich vorne, hinten und mittig. Zum Anzeigen des Abbiegen Knöpfchen Drücken ist schon sehr bequem und funktioniert bestens! Gerade im Stadtverkehr wäre so etwas am Zwei-Rad auch top!
  3. benutzerbild

    Haustier-Expert

    dabei seit 07/2023

    Die Idee mit den Blinkern ist grundsätzlich gut. Alle Einwände dagegen sind nachvollziehbar. Das Problem bei Dunkelheit ist ein ganz anderes.
    Die Autoloppy hat es geschafft, ihre Autos so hell zu beleuchten. Wie soll ich das mit einem Zweirad schaffen? Ich bräuchte eine Art Blitzlicht.

  4. benutzerbild

    01goeran

    dabei seit 09/2022

    Weil man einen gewissen Überlebensinstinkt hat?
    Kann ich gut nachvollziehen, sehe aber gerade im Stadtgebiet mehr Radfahrer der Gattung "Unbreakable", denen scheinbar jeder Instinkt fehlt.

    Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie solche Blinker künftig im Alltag ausschauen werden. Aufgrund der geringen Breite eines Fahrrades stelle ich es mit schwierig vor klar erkennen zu können, welcher Richtungswechsel angezeigt wird.
  5. benutzerbild

    schnizzen

    dabei seit 05/2023

    Was wir hier noch nicht betrachtet haben ist der tatsächliche Nutzen einer solchen Blinkanlage.

    Wirklich was bringen tut das ja nur was, wenn es auch wirklich benutzt wird und da stellt sich für mich die Frage, wie wahrscheinlich ist es, dass so etwas besser genutzt wird, als im eigentlich Straßenverkehr?

    Richtungsänderungen werden ja heute schon nicht per Handzeichen angezeigt, warum sollte es dann mit einem Blinker am Rad besser werden?
    Naja das (nicht)Nutzen des Blinkers kennen wir ja schon lange von Autofahrern
    Abbiegen ohne Handzeichen ist auch nichts neues. Ich zweifel noch etwas ob ich als Autofahrer erkenne in welcher Richtung geblinkt wird, wenn die Blinker nicht weit genug auseinander sind. Im Dunkeln könnte sein das man zwar ein blinken wahrnimmt, aber nicht auf welcher Seite.

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den Nimms Rad-Newsletter ein!