Die Firma Prophete, die neben der Eigenmarke über das Tochterunternehmen Cycle Union GmbH auch Marken wie Kreidler oder VSF Fahrradmanufaktur verantwortet, hat Insolvenz angemeldet – das berichtet die Lokalzeitung „Die Glocke“. Der Schritt kam für die Mitarbeiter*innen anscheinend überraschend. Erst 2018 feierte Prophete das 110. Firmenjubiläum.
Update vom 30.01.2023
Laut dem vorläufigen Insolvenzverwalter Manuel Sack sollen nun Angebote für eine Übernahme des Unternehmens aus dem In- und Ausland vorliegen. Mehr als zehn indikative Angebote liegen vor:
Pressemitteilung: Verkaufsprozess für die Prophete Gruppe geht in die entscheidende Runde
Drei Wochen nach Start des Verkaufsprozesses für die Prophete Gruppe, einem der führenden Fahrrad- und E-Bike-Hersteller Deutschlands, liegen bereits mehr als zehn indikative Angebote aus dem In- und Ausland vor. Dazu erklärt der vorläufige Insolvenzverwalter Manuel Sack, Sanierungsexperte und Partner in der bundesweit tätigen Kanzlei Brinkmann & Partner: „Mit dem bisherigen Verlauf des von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC aufgesetzten internationalen Verkaufsprozesses bin ich sehr zufrieden. Die potenziellen Investoren haben sich intensiv mit der Prophete Gruppe und den von uns zur Verfügung gestellten betrieblichen Kennzahlen der einzelnen Gesellschaften auseinandergesetzt. Das zeigt mir, wie groß das Interesse ist.“ Eine tiefgehende Recherche bedeutet für die Interessenten viel eigene Arbeit sowie zusätzliche Kosten für beratende Spezialisten.
Die eingegangenen Angebote werden derzeit ausgewertet, um Bieter auszuwählen, mit denen ab dieser Woche intensive Verhandlungen geführt werden. Eine zukunftsfähige Investorenlösung für die Prophete Gruppe zu finden, ist Ziel des Prozesses. „Dabei gilt es“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Manuel Sack, „das bestmögliche Ergebnis sowohl für die Gläubiger als auch für die Belegschaft zu erzielen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen den Verkaufsprozess enorm, beispielsweise durch hohes persönliches Engagement bei der Bearbeitung detaillierter Fragen aus dem Kreis der Interessenten sowie in der engen Zusammenarbeit mit Kunden, Lieferanten und Dienstleistern.“ Dank des hohen Einsatzes der Beschäftigten, der Loyalität der Kunden und des Entgegenkommens von Lieferanten und Dienstleistern hat sich der Geschäftsbetrieb stabilisiert. So konnten die Auslieferungen von Fahrrädern und E-Bikes aus Rheda-Wiedenbrück und Oldenburg wieder aufgenommen werden. Vor dem Hintergrund dieser Normalisierung geht der Verkaufsprozess nun in die entscheidende Runde und soll Ende Februar mit Auswahl des Erwerbers abgeschlossen werden. Die Übernahme des Geschäftsbetriebs durch einen neuen Investor soll zum 1. März 2023 erfolgen.
Zum Verkauf stehen der operative Geschäftsbetrieb der insolventen operativen Gesellschaften Prophete (Rheda-Wiedenbrück) und Cycle Union (Oldenburg) mit den Marken Prophete, e-bike manufaktur, vsf fahrradmanufaktur und Kreidler. Die nicht von der Insolvenz betroffene Beteiligung an der rumänischen Eurosport DHS in Höhe von 47,5 Prozent sowie die Betriebsimmobilien an den Standorten Rheda-Wiedenbrück und Oldenburg können ebenfalls erworben werden.
Rheda-Wiedenbrück / Oldenburg, 30. Januar 2023
Update vom 12.01.2023
Wie heise.de unter Bezugnahme auf Quellen der F.A.Z. berichtet, gibt der Insolvenzverwalter von Prophete einen Cyber-Angriff als Ursache für die Insolvenz an. Der soll Ende November zu einem mehrwöchigen Betriebsstopp des Unternehmens geführt haben. Die Verluste, die dadurch entstanden, seien für das Unternehmen nicht mehr zu stemmen gewesen. Schon zuvor sei eine schwache Geschäftsentwicklung verzeichnet worden und das Umsatzziel für das abgelaufene Geschäftsjahr 2021/2022 weit verfehlt worden. So seien von 210 Millionen Euro geplantem Umsatz nur 159 Millionen Euro erreicht worden.
Neben dem Cyber-Angriff wurden vom Insolvenzverwalter aber auch Probleme durch gestörte Lieferketten festgestellt, die auch von anderen Herstellern bekannt sind. Neben externen Faktoren werden aber auch interne vermutet. Auch wenn noch keine Belege vorhanden seien, vermutet der Insolvenzverwalter demnach Probleme bei der Planung, da andere Hersteller im gleichen Zeitraum ihre Umsätze deutlich steigern konnten.
Durch den angegebenen Cyber-Angriff und den damit verbundenen Betriebsstopp soll zudem eine Finanzierungsrunde, die noch im Juni 2022 mit Gesellschaftern und Kreditgebern gestartet wurde, geplatzt sein. Die Geldgeber waren durch den Stopp zu keiner weiteren Finanzierung mehr bereit gewesen. Einzelheiten zu dem Vorfall sind noch nicht bekannt.
Während Prophete zumeist Fahrräder im günstigeren bis mittleren Preissegment herstellt, laufen unter dem Tochterunternehmen Cycle Union GmbH, die 2004 unter Prophete gegründet wurde und für das ebenfalls Insolvenz angemeldet wurde, auch bekannte Fachhandelsmarken wie Kreidler, VSF Fahrradmanufaktur und e-bikemanufaktur.
Erst kürzlich hatten wir über ein Prophete Gravel-Bike berichtet, dass bei Lidl erhältlich war – zu einem Kampfpreis von 699 Euro. Ob es taugt, hatten wir auf Basis der verfügbaren Informationen besprochen: Lidl Gravel-Bike für 699 Euro: Wieviel taugt das Prophete Graveler 21.BTM.15e?

Die Gründe der aktuellen Entwicklung müssen laut Insolvenzverwalter Manuel Sack nun aufgearbeitet werden, wie ein Sprecher gegenüber „Die Glocke“ mitteilte. Sobald weitere Informationen bekannt sind, werden wir darüber berichten.
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