Bisher waren Mehrzweckstreifen in Österreich ausschließlich innerorts bei maximal 30 km/h erlaubt – etwa in Wohngebieten oder kleineren Ortsdurchfahrten. Nun geht das Forschungsprojekt „MZSFreiland“, koordiniert von Salzburg Research, einen Schritt weiter: Teststrecken entstehen unter anderem am Wörthersee, im Burgenland und in Vorarlberg.
Wie funktionieren Mehrzweckstreifen?
Das Konzept sieht eine mittige Kernfahrbahn für den motorisierten Verkehr vor, die von zwei seitlichen Mehrzweckstreifen flankiert wird. Diese Streifen sind in erster Linie für Radfahrende vorgesehen, dürfen aber bei Gegenverkehr auch von Autos mitbenutzt werden – allerdings nur, wenn dabei kein Radverkehr gefährdet wird.
Die Fahrbahnmarkierungen machen damit sichtbar, was im Alltag häufig unklar ist: Wo gehört wer hin? Und sie könnten dazu beitragen, dass Überholvorgänge auf engen Landstraßen geordneter und sicherer ablaufen.
Forschung mit Sensorrad und Sozialstudien
Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet. Ein spezielles Sensorfahrrad misst mithilfe von Open-Bike-Sensoren, Seitenradaren und Kameras das Überholverhalten von Kraftfahrzeugen. Gleichzeitig erfassen Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, wie sicher sich Radfahrende fühlen und wie die Akzeptanz in der Bevölkerung aussieht.
„Wir brauchen neue Ansätze, um Lücken im Radwegenetz abseits der Städte zu schließen“, erklärt Sven Leitinger, Projektleiter bei Salzburg Research. „Mehrzweckstreifen mit schmaler Kernfahrbahn sind ein vielversprechendes Modell, das wir nun wissenschaftlich prüfen.“
Teststrecken und Zeitplan
Die Versuchsabschnitte liegen an besonders typischen Engstellen:
- Wörthersee-Süduferstraße zwischen Oberdellach und Auen (Kärnten)
- L 343 zwischen Weppersdorf und Lackenbach (Burgenland)
- Montfortstraße zwischen Götzis und St. Arbogast (Vorarlberg)
Die Markierungen werden im Herbst 2025 aufgebracht. Nach einer Eingewöhnungsphase folgen Messungen und Befragungen bis Sommer 2026.
Mehrzweckstreifen als Modell für Deutschland?
Auch in Deutschland gibt es bislang nur innerorts vergleichbare Markierungen, etwa Schutzstreifen oder Fahrradpiktogramme auf der Fahrbahn – meist bei Tempo 30. Auf Landstraßen dagegen ist der Radverkehr nach wie vor oft gezwungen, sich mit Autos die Fahrbahnen zu teilen.
Angesichts steigender Unfallzahlen auf außerörtlichen Strecken könnte der österreichische Ansatz auch hierzulande zum Vorbild werden. Immerhin gelten auf beiden Seiten der Grenze bereits dieselben Mindestabstände beim Überholen – 1,5 Meter innerorts, 2 Meter außerorts.
Meinung @Nimms-Rad.de
Mehrzweckstreifen auf Landstraßen sind ein mutiger Versuch, den Radverkehr sicherer und sichtbarer zu machen – gerade dort, wo baulich getrennte Wege nicht ohne Weiteres möglich sind.
Doch wie viel Sicherheit entsteht tatsächlich, wenn Autos und Räder sich eine Fahrbahn teilen, nur getrennt durch Farbe und Verständnis?
Wie seht ihr das: Würden solche Mehrzweckstreifen auf Landstraßen auch in Deutschland mehr Sicherheit bedeuten – oder eher neue Konflikte schaffen?
Kommentare
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Mehr Platz für Fahrräder auf der Landstraße: Österreich testet Mehrzweckstreifen außerorts
Wie seht ihr das: Würden solche Mehrzweckstreifen auf Landstraßen auch in Deutschland mehr Sicherheit bedeuten – oder eher neue Konflikte schaffen?
bei uns in Niedersachsen gab es vor gut 15 Jahren eine ähnliche Studie "durch Markierung verschmälerte Fahrbahn auf Landstrassen"
kein Plan was von geworden ist,
aber manch Fahrmanöver von Autofahrern war belustigend 😀
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