Die erste Fragerunde unserer neuen Serie „Frag den Förster“ ist vorbei und ihr habt uns viele spannende Fragen geschickt! Michael Veeck und Lorenz Berger, unsere beiden erfahrenen Förster und Mountainbike-Enthusiasten, haben ihre Antworten parat.

Mit der ersten Runde bei „Frag den Förster“ haben uns viele spannende Fragen erreicht, denen sich unsere Experten stellen durften. Als kleine Info am Rande – da sich viele eurer Fragen zum Teil auch überschnitten haben, haben wir uns erlaubt, eure Fragen zum gleichen Thema zusammenzufassen.

Frage: Mich würde eure Sicht auf das Thema „Nightrides“ interessieren.

Michael:

Ich will in dem Kontext weder dramatisieren noch etwas bagatellisieren. Grundsätzlich ist es so, dass wir letztlich „Eindringlinge“ in den Lebensraum von Wildtieren sind. Ja, es stimmt zwar, gerade auch Rehe gewöhnen sich bis zu einem gewissen Grad an den Menschen. Wir dürfen ihnen und anderen Tieren aber auch nicht zu sehr und ständig auf „die Pelle“ rücken. Wir greifen dadurch in ihre gewohnten Lebensabläufe ein und das kann ihnen letztlich Probleme bereiten.

Für gewöhnlich müssen Rehe bis zu 11 Mal am Tag Nahrung aufnehmen. Sie verlassen dazu ihre sicheren Verstecke und bewegen sich zu ihren Äsungsplätzen. Dort fressen sie sich ihre Bäuche voll und ziehen sich dann wieder in ihre sicheren Verstecke zurück. Das ist ein normaler Tagesablauf eines Rehes. Wenn es dabei zu oft gestört wird, kann es vor allem im Winter Probleme bekommen. Es ist ständig im Fluchtmodus und verbraucht dadurch mehr Energie, als es durch Nahrung wieder aufnehmen kann.

Frage: Wie steht ihr zum Freischneiden und Freisägen der Wege durch die MTB-Fahrer?

Michael:

Ich würde mich an deiner Stelle in so einem Fall grundsätzlich mit dem zuständigen Förster ins Benehmen setzen. Sprich ihn doch einfach an und trefft eine konstruktive Vereinbarung. Ich kenne Beispiele für Absprachen zwischen Förster und Mountainbikern, wo die Biker so eine Art „Patenschaft“ für den betreffenden Weg übernommen haben. Sie pflegen die entsprechende Wegstrecke selbständig und haben genau abgeklärt, was sie letztlich „dürfen“, d.h. in welchem Rahmen sie beispielsweise Äste mit einfachen Gerätschaften entfernen dürfen. Bei Fragen der Wasserableitung solltest du genauso vorgehen. Das Thema Wasserrückhalt im Wald ist bei uns in Rheinland-Pfalz ein ganz großes Thema. Ich empfehle dir unbedingt, den Förster darauf anzusprechen. Du wirst merken, mit den Kerlen kann man eigentlich ganz gut reden ☺.

Frage: Darf „Totholz“ bzw. Äste/Zweige, die auf einen Wanderweg gefallen sind, eigenständig vom MTB-Fahrer weggeräumt werden?

Michael:

Wir alle kennen es: Man ist auf einem Wanderweg unterwegs und es liegt ein Ast im Weg. Meistens denkt man nicht drüber nach und räumt ihn flott auf die Seite. Das ist auch kein Problem. Haben wir es allerdings mit einem ganzen Baum oder einem Kronenteil zu tun, vielleicht sogar noch irgendwo angelehnt oder verhakt, wird es schon spannender. Wenn man da dran zieht oder die Säge ansetzt, könnten die recht unkontrolliert herunterkommen oder sich starke Spannungen lösen, die einem schnell richtig gefährlich werden können.

So ein Baum kann recht unscheinbar mehrere Tonnen Spannung „verbergen“, sodass bei der falschen Herangehensweise auch die beste Schutzausrüstung nichts nutzt und es zu Unfällen mit schlimmen Verletzungen kommen kann. Zudem kann der Baum auch noch von der Holzverwertung her wertvoll sein, sodass man in der Sachbeschädigung ist. Also, wenn das Teil größer ist, am besten ein aussagekräftiges Foto machen, sodass man Größe und Lage ganz gut einschätzen kann, und am besten einen Standort dazu aufnehmen und ans Forstamt, die Kommune oder, wenn bekannt, direkt an den Förster schicken. Solche Hinweise bekomme ich in meinem Revier sehr häufig und sie sind sehr wertvoll, da wir dadurch viel mehr „Augen“ in der Fläche haben.

Frage: Welche Auswirkungen hätte ein bevorstehender Nationalpark auf das MTB-Fahren auf bestehenden Wegen/Trails?

Michael:

Jeder Nationalpark hat sein eigenes Regelwerk, was von den Akteuren verhandelt werden kann und das kann von Sperrung und Rückbau von bestehenden (Forst-)Wegen bis hin zu ausgefuchsten Sonderlösungen reichen. Um da die Bedürfnisse und Gewohnheiten einbringen zu können, ist es wichtig, gut organisiert und vernetzt zu sein.

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# landesforsten-25

Frage: Wie stark schädigen Reifen die oberflächennahen Wurzeln der Bäume und wie sehr ist das für den gesamten Baum ein Problem?

Lorenz:

Das Bild der blanken Wurzel auf dem Wanderweg um die Ecke oder dem Hometrail ist wohlbekannt. Schadet das dem Baum? Eine gute Frage! Forschung dazu gibt es bisher keine, aber wir haben am Flowtrail Stromberg gerade eine Anfrage von einem Forscher der Uni Mainz erhalten, der sich auch eine coole Methodik überlegt hat. Es tut sich also was! Prinzipiell ist es für den Baum eine Wunde und Wunden sind grundsätzlich nicht gut. Sie sind Eintrittspforten für Pilze und Fäule. Hier hat jede Baumart ihre eigene Anpassungsstrategie. Eine angepasste Fahrweise, wie es z.B. die DiMB propagiert, hilft schon mal. Wenn Ihr beim Trailbau den Wurzeln zusätzlich noch was Gutes tun wollt, könnt ihr vorsichtig Steine dazwischen packen, dann werden die Wurzeln nicht so freigestellt.

Frage: Versetzen und Aufhäufeln von lokal vorkommenden Steinen: Ist das ein Problem wegen Lurchen/Asseln?

Lorenz:

Grundsätzlich kann das ein Problem sein und sollte nicht übertrieben werden. Vor Ort gibt es immer Leute, die sich mit so etwas auskennen. Solche Leute kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen, ist enorm wichtig für eine gute und dauerhafte Zusammenarbeit. Meistens sind die Beteiligten froh gefragt zu werden und sich einbringen zu können. Das führt oft zu sehr guten Lösungen in anderen Fragen rund um einen Trail oder das Mountainbiken in der Region.

Frage: Beim legalen Trailbau dürfen wir nur „zertifizierte“ Erde einsetzen. Wird der Waldweg nebenan ebenso geschottert?

Lorenz:

Bei Waldwegen wird, wenn verfügbar, regionaler Schotter verwendet, um dem Ökosystem kein „unbekanntes“ Gestein vor die Nase zu setzen und die Transportwege kurz zu halten. Je nach Gesteinsart können die pH-Werte in der Umgebung und damit auch Flora und Fauna stark beeinflusst werden. Das Schottern einer Fläche ist eine Art der Versiegelung und daher zu vermeiden. Bei den Waldwegen wird der Schotter meist erneuert, von daher ist es keine zusätzliche Versiegelung.

Frage: Der Trail führt durch ein sehr feuchtes Gebiet, zurzeit steht er unter Wasser. Wie kritisch sind Drainagen?

Lorenz:

Feuchte Stellen sind meist ökologische Hotspots und teils sehr empfindlich. Da hilft es auch, den örtlichen Förster mal zu fragen, ob er einen Tipp hat. Ein kleiner „North-Shore“, ein Steinfeld mit großen Fugen als Furt oder ein kurzer schmaler Graben können da helfen. Um aber das „Richtige“ für die Feuchtstelle vor Ort zu finden, gibt es leider nicht die eine Lösung. Vielleicht geht ja eine Verlegung über trockenes Terrain.

Frage: Warum sind Drainagerohre ein Problem, aber Betonrinnen mit Deckel sind erlaubt?

Lorenz:

Der Forstweg ist in seiner Lage recht unflexibel und wie schon beschrieben auf eine Art versiegelt. Das Wasser muss weg vom Weg in die Fläche geleitet werden, um die Funktion des Weges für die Waldwirtschaft, Feuerwehr und Rettungsdienst zu erhalten. So ein Rettungswagen ist leider nicht sonderlich geländegängig, sollte aber jederzeit so nah wie möglich zum Unfallort kommen können. Bei Kunststoff im Wald ist oft das Problem, dass er über die Jahre in Vergessenheit gerät und vor Ort zerbröselt. Eine Lösung können Rinnen aus Stein sein, wie man sie von den Wanderwegen aus Großbritannien und Irland kennt. Die sind einfach zu pflegen und passende Steine lassen sich oft vor Ort finden.

Frage: Uns ist es verboten, Holzelemente zu integrieren. Ist das ein versicherungstechnisches oder umwelttechnisches Thema?

Lorenz:

Die Gründe können vielseitig sein. Je nach Auslegung kann ein Holzelement als Brücke gesehen werden, was dann Anforderungen aus dem Baurecht nach sich zieht. Auch in dem Fall ist deshalb der direkte Kontakt zu den Leuten vor Ort das Wichtigste. Holzschutzmittel sollen ja ihren Zweck erfüllen und sind meist sehr wirksam gegen Pilze und Insekten. Da solche Organismen aber ganz wichtige Bestandteile des Ökosystems Wald sind, dürfen sie natürlich nicht geschädigt werden, am allerwenigsten durch Holzschutzmittel.

Aus ökologischen Gründen haben sie daher nichts im Wald zu suchen. Langlebige Hölzer wie Lärche, Douglasie, Eiche, Esskastanie etc. sind dagegen sehr geeignete Baumaterialien. Ob Zapfen, Nägel oder Schrauben zum Einsatz kommen dürfen, sollte auch vor Ort besprochen werden. In dem Zusammenhang kann auch die Abnahme der Versicherung für die Strecke ein wichtiger Punkt sein.

landesforsten-14
# landesforsten-14

Wie geht’s weiter?

Habt ihr weitere Fragen? Dann schreibt uns in den Kommentaren! Michael und Lorenz werden versuchen, so viele Fragen wie möglich zu beantworten. Zudem werden wir in einer Art Spezial auf das Thema Harvester näher eingehen – das sehr komplexe Thema lässt sich nicht ohne Weiteres abhandeln, aber natürlich möchten euch Michael und Lorenz auch hier Rede und Antwort stehen.

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