Nimms Rad – Der Podcast begrüßt Menschen, die sich mit der Zukunft urbaner Radmobilität beschäftigen – Expertinnen und Experten aus Forschung und Industrie, aus Verbänden und Politik. In dieser Ausgabe spricht Sissi mit Elena Laidler-Zettelmeyer, Leiterin der strategischen Kooperationen bei Zukunft Fahrrad.

Elena Laidler-Zettelmeyer, Leiterin der strategischen Kooperationen bei Zukunft Fahrrad, gibt uns in der neuen Podcast-Episode einen Einblick in die Arbeit des Branchenverbands in Berlin. Wie funktioniert eigentlich Lobbyarbeit? Wie erreicht man die richtigen Politiker:innen (ohne prall gefüllten Geldkoffer)? Was sind die Erfahrungswerte, die großen Erfolge und die zukünftigen Strategien? All das gibt es in der neuen Episode.

Viel Spaß beim Anhören!

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Nimms Rad, der Podcast heute mit Elena Leidler-Zettelmayr.

Beruf?

Ich leite den Bereich strategische Kooperation bei Zukunftsfahrrad.

Heimatort?

Heimatort ist seit zehn Jahren Berlin, aber ich komme eigentlich aus Rhein-Brettbach, einem kleinen Ort im Rheinland.

Alaaf oder Helau?

Uh, Alaaf, auf jeden Fall Alaaf.

Taylor Swift oder Tracy Chapman?

Ich bin die Die Hart Zwifty auf jeden Fall.

Wow, Hertha oder Freiburg?

Mit Fußball habe ich gar nichts am Hut, aber Christian Streich finde ich als Trainer und Mensch gut.

Wohin hast du in der letzten Zeit gern welches Fahrrad genommen?

Ich habe zwei Fahrräder.

Ich habe ein Bike im Abo und ich habe ein Cargobike und ich benutze eigentlich beide gleich gerne und mit meinem normalen Fahrrad fahre ich immer zur Arbeit und mit meinem Cargobike fahre ich meine Kinder durch Berlin.

Also finde ich beides gut.

Du hast ein Bike im Abo?

Ja.

Darfst du die Firma nennen?

Ja, ich habe.

Ist sie ein Mitglied bei Zukunftsfahrrad?

Ja, sie ist Mitglied bei Zukunftsfahrrad.

Okay, dann nähern wir uns dem vielleicht nochmal gleich später an.

Seit wann leitest du die strategischen Kooperationen bei Zukunftsfahrrad?

Ich habe angefangen bei Zukunftsfahrrad vor bald drei Jahren, damals noch als Referentin für politische Kommunikation und strategische Kooperation.

Oh, das ist eine gute Frage.

Vielleicht seit anderthalb Jahren oder so?

Das ist gar nicht so.

Das ist ja sehr viel älter.

Das ist jetzt Zukunftsfahrrad sowieso nicht.

Genau. 2019 hat sich der Verband gegründet.

Magst du erzählen von wem und warum?

Ja, Zukunftsfahrrad gibt es seit Sommer 2019.

Also ganz kurz bevor dann auch Corona angefangen hat.

Interessanter Zeitpunkt auf jeden Fall, einen neuen Verband zu gründen.

Warum wurde Zukunftsfahrrad gegründet?

Zukunftsfahrrad wurde damals gegründet von den ersten 20 Gründungsmitgliedern, also Unternehmen der Fahrradwirtschaft.

Wir sind ein Branchenverband.

Also das heißt, unsere Mitglieder sind Unternehmen der Fahrradwirtschaft.

Jetzt zum Beispiel im Vergleich zum ADFC, was ja ein zivilgesellschaftlicher Verband ist, also wo Privatpersonen am Hauptsichtlichen Mitglieder sind.

Und wurde gegründet, weil diese Unternehmen der Fahrradwirtschaft den Eindruck hatten, dass es die Art der Repräsentation für die Fahrradbranche, insbesondere auch für den Dienstleistungsbereich, der sich ja in den letzten zehn Jahren rasant entwickelt hat.

Es ist die Art der Repräsentation, die sie sich vorstellen, in Berlin, also in Form von Interessenvertretung, Lobby in politischer Repräsentation, noch nicht in der Form gibt, wie sie sich das vorstellen und wünschen.

Und dann haben sie das Heft des Handels in die Hand genommen und gesagt, also wenn es das jetzt noch nicht gibt, dann machen wir einfach unseren eigenen Laden auf.

Und so wurde dann Zukunftsfahrrad gegründet.

Aber hinter Zukunftsfahrrad oder die Entwicklung von Zukunftsfahrrad, da könnte man vielleicht auch nochmal den, glaube ich, den allerersten Podcast, den ich gemacht habe, mit Ulrich Prediger anhören, steckt auch irgendwie Jobrad, weil Ulrich damals sehr stark Lobbyarbeit geleistet hat und die Erfahrung mitgenommen hat und dann gemeint hat, das muss man vielleicht auch weitertragen.

Habe ich das richtig in Erinnerung oder ist das Fantasie meinerseits?

Nein, das hast du richtig in Erinnerung.

Genau.

Die initiale Idee kommt tatsächlich aus dem Jobradbereich von Uli Vasili, der ja von Anfang an unser Geschäftsführer ist, also Geschäftsführer Vasili von Rauch von Zukunftsfahrrad, war damals auch bei Jobrad beschäftigt.

Und die haben dann die Anfangsidee, das Anfangskonzept, wie kann man das machen, wie kann man da einen Verband gründen, was brauchen wir eigentlich, wen brauchen wir eigentlich auch an Unternehmen, die das natürlich mitgründen, denn so ein Verband funktioniert ja nur und hat auch Legitimation, wenn man die Mitglieder hat und wenn das natürlich auch von weiten Teilen der Fahrradwirtschaft getragen wird.

Genau, das originäre Konzept, die Idee, etc. stammt tatsächlich aus dem Jobrad Kosmos.

Zu den Gründungsmitgliedern zählen dann aber in der Tat 20 Unternehmen, die dieses Experiment und Abenteuer dann ganz zu Anfang gewagt haben.

Vielleicht noch mal als Hintergrund, es gab Jahre, die Ulrich Prediger eben mit Jobrad gekämpft hat um die Gleichstellung von Firmenwagen und Fahrrad und ich glaube 2012 war es dann schließlich und endlich so weit, aber es gab wirklich Jahre, wo Jobrad einfach nur Lobbyarbeit betrieben hat und tatsächlich für die Gleichstellung gekämpft hat.

Wer ist denn Mitglied heute?

Wenn es 20 Gründungsmitglieder gab, wer ist Mitglied heute?

Vielleicht kann man so ein bisschen aus den unterschiedlichen Kategorien, ihr habt glaube ich auch unterschiedliche Kategorien jeweils ein paar Beispiele sagen.

Genau, also wir sind in den letzten Jahren sehr stark gewachsen angefangen.

Mit 20 haben wir jetzt fast 100 Mitglieder und ich hatte ja schon ganz am Anfang erwähnt, also diese initiale Idee, die kam insbesondere von Unternehmen der Fahrradwirtschaft, die im Dienstleistungsbereich tätig sind, weil sich da einfach in den letzten zehn Jahren wahnsinnig viel getan hat und da auch wahnsinnig viele neue Unternehmen entstanden sind.

Also wir hatten ja jetzt schon über das Dienstrad Leasing gesprochen, wir hatten auch schon das Thema Abo angesprochen, aber wir haben natürlich auch das Sharing, wir haben andere Dienstleistungsangebote, die es vor 15, 20 Jahren einfach gar nicht gab.

Also wir haben die Anfangszeit, die war schon von den Unternehmen her eher geprägt vom Dienstleistungsbereich, auch Fahrradversicherungen etc.

Und das hat sich jetzt in den letzten Jahren aber sehr stark erweitert, die Palette an Mitgliedsunternehmen, die wir haben.

Also wir haben einmal den Bereich der Hersteller und Hersteller ist dann wirklich Fahrrad, Cargo Bike, E-Bikes, aber auch Komponentenhersteller.

Du kannst das nicht zu nennen, merke ich, gell.

Ich kann gleich auch noch Marc nennen.

Also, wem haben wir da zum Beispiel?

Wir haben Canyon, wir haben Riese und Müller aus dem Fahrradbereich, teilweise natürlich dann auch Cargobereich.

Wir haben Fahrradanhänger wie Cruiser, Zubehör wie von E-Vog.

Wir haben ganz viele Fahrrad-Abstellanlagenhersteller, die in den letzten Jahren sehr viel zu uns gekommen sind.

Wir haben den Händlerbereich wie zum Beispiel Fahrrad XXL und dann haben wir natürlich den Dienstleistungsbereich.

Jobrad ist selbstverständlich Mitglied, aber auch andere Dienstradleasing-Mitglieder wie Elisa oder Bikeleasing-Service, meindienstrad.de.

Wir haben Abos, Swapfeeds, Dance, Nextbike bei TIR als Sharing-Anbieter.

Genau, und haben dann wirklich in den letzten Jahren eine sehr schöne runde Mitgliederschaft gefunden, die uns unterstützt und uns dann natürlich die Legitimation gibt, die Fahrradbranche auch zu repräsentieren.

Insbesondere die neuen Mitglieder.

Ja, was machen Mitglieder?

Ist das dann nur eine finanzielle Unterstützung oder inwieweit engagieren sich eure Mitglieder auch?

Ist das ganz unterschiedlich vielleicht?

Genau, es ist ganz unterschiedlich.

Die finanzielle Unterstützung ist natürlich wichtig für uns, dass wir unsere Arbeit machen können, dass die Geschäftsstelle gut funktioniert.

Es gibt wenige Unternehmen der Fahrradwirtschaft, die wirklich auch ihre eigenen Politikleute anstellen und die selbstständig auch noch in-house-Lobbying machen.

Wir übernehmen natürlich die politische Arbeit für diese Unternehmen und werden dafür auch bezahlt über die Mitgliedsbeiträge.

Das ist super wichtig und auch super, dass das so gut funktioniert.

Was wir von den Mitgliedern natürlich brauchen, ist, wir müssen wissen, wo drückt bei der Fahrradbranche eigentlich der Schuh.

Was können wir im Bereich der Politik und im politischen Berlin insbesondere, was sind eigentlich Themen, die wir angehen müssen, wo wir Änderungen herbeiführen müssen, damit es der Fahrradbranche besser gehen kann?

Und da sind wir natürlich auf den Input angewiesen, den wir aus der Fahrradbranche von unseren Mitgliedern bekommen.

Das kann halt ganz neue Themen von ihnen herangetragen sein.

Das kann aber natürlich auch sein, dass Themen gesetzt werden von der Politik, wo wir mehr Expertise brauchen, wo wir dann an unsere Mitglieder herantreten und sagen, hier zum Beispiel haben wir das Thema Fahrradpartner an Bahnhöfen.

Liebe Fahrradabstellanlagenhersteller, was müssen wir da wissen?

Was sind wichtige Themen?

Wie funktioniert das?

Wie ist die Zusammenarbeit von euch mit den Kommunen, mit der Deutschen Bahn und so weiter?

Schlaut uns mal auf, dass wir eine richtig gute Wissensbasis haben, um dann im politischen Berlin unsere Mitglieder gut vertreten zu können.

Und genau, ob man mitwirken will oder nicht, das ist allen Mitgliedern komplett freigestellt.

Wir haben Mitglieder, die sagen, wir zahlen unseren Mitgliedsbeitrag, bitte mach die politische Arbeit für uns.

Das ist der Sinn der Sache und wir können da keine weiteren Ressourcen reinstecken und das ist total legitim.

Das ist auch unser Job.

Wir sind Dienstleister im Endeffekt als Verband und wir haben aber auch andere Mitglieder, die großen Spaß daran haben, aktiv mitzuarbeiten, die in unseren Arbeitsgruppen mitarbeiten, die in externen Arbeitsgruppen mitarbeiten, die Lust haben mitzumischen und was auch super toll ist und auch legitim ist.

Also alle Mitglieder in dieser ganzen Variation sind bei uns willkommen.

Wie wirkt man in Berlin?

Wie wirkt man in Berlin?

Wie funktioniert Lobbyarbeit?

Also ich meine, jeder von uns hat natürlich so ein bisschen diese Vorstellung, diese traditionelle Vorstellung, schummriges Hinterzimmer, Geldkoffer auf den Tisch gestellt, einmal rüberschieben.

Sorry, aber Zukunftsfahrer oder die Fahrradbranche an sich wirkt jetzt nicht so, als ob sie mit Geldkoffern gerade rumlaufen könnte oder generell auch rumlaufen oder ob unser kleiner Geldbeutel neben dem großen Geldkoffer irgendwas ausrichten könnte.

Wie betreibt man Lobbyarbeit?

Wie funktioniert sowas?

Ja, wie funktioniert sowas?

Also ich glaube, es gibt verschiedene Arten von Lobbyarbeit, das muss man auch mal sagen.

Es gibt auch Arten von Lobbyarbeit, die ein bisschen im schummrigen Licht stattfinden, würde ich sicherlich geben.

Das ist nicht unser Anspruch von Zukunftsfahrrad.

Das ist nicht der Anspruch von uns in der Geschäftsstelle und ich glaube auch nicht von unserem Vorstand oder auch nicht von Zukunftsfahrrad und der Fahrradbranche.

Ja, wie macht man Lobbyarbeit?

Insbesondere, wenn man jetzt ein ganz neuer Verband ist, den niemand kennt.

Also das ist auf jeden Fall eine sehr interessante Erfahrung und ein großes Abenteuer, diesen Verband in Berlin aufzubauen, weil es natürlich riesengroße Unterschiede gibt, ob man Lobbyarbeit macht für einen großen etablierten Verband, der viele personelle und finanzielle Ressourcen hat oder ein Verband, der jetzt vielleicht gerade in dieser Start-up-Phase erst entwachsen ist.

Wir haben im Team Politik insbesondere eine schöne Ansammlung an Lobby-Expertise aus verschiedenen Bereichen.

Alle im Team Politik haben mal im Bundestag gearbeitet, auch für verschiedene Bundestagsfraktionen, haben dann auch noch andere Erfahrungen gesammelt, auch im Verbändebereich.

Also man zieht dann tatsächlich aktiv sozusagen von der anderen Seite Menschen rüber oder sie wechseln von sich aus motiviert auf die richtige Seite.

Ich habe halt Zeit, um das mal zu sagen.

Und haben wahrscheinlich, Connections haben ihre Erfahrungen, wie der Ablauf ist und haben ihre Ex-Kolleg*innen, mit denen sie dann sprechen können und wo sie sagen können, wir greifen uns mal diese Person, weil ich glaube mit der Person können wir was bewirken oder kommen wir in den Ausschuss rein oder…

Genau, also ich denke, dass das ganz Grundlegende für Lobbyarbeit ist, dass man verstehen muss, wie Entscheidungen getroffen werden, wie die Prozesse funktionieren.

Also wie…

Langsam?

Genau, was ist eigentlich so der Lauf von einer politischen Idee, wie funktioniert das eigentlich, wie ist eigentlich der Prozess von so einem Gesetzesvorhaben, wer entscheidet das, wie muss ich ansprechen.

Also das ist glaube ich mal die absolute Grundlage, dass man Menschen hat, die verstehen, wie werden diese politischen Entscheidungen eigentlich getroffen und gemacht und was sind die Prozesse dahinter.

Und dann kann ich ja verstehen und wissen und entscheiden, wo kann ich da eventuell meine Forderungen unterbrechen.

Und dann muss man sich wirklich, das ist auch eigentlich der Hintergrund von politischer Kommunikation, wie kriege ich jetzt diese politische Forderung, die vielleicht entwickelt wurde von uns mit Hilfe der Fahrradwirtschaft, wie kriege ich die jetzt eigentlich an den Mann oder an die Frau gebracht, in dem Sinne ja Politiker oder Menschen in Ministerien, die da arbeiten, dass die verstehen, dass da wirklich eine Notwendigkeit hintersteht und dass da ein gewisser Handlungsdruck ist, dass das dann auch wirklich auf die politische Agenda gesetzt wird und dann ganz, ganz aktiv in einem Gesetzgebungsverfahren geändert wird.

Das muss man ja erreichen.

Es geht oft darum, Frau und Mann, Politiker, MdB, Menschen in Ministerien und so weiter und so fort davon zu überzeugen, dass die politischen Forderungen, die man hat, änderungswürdig sind, dass die sich dafür einsetzen, dass etwas geändert wird und das verstehen.

Geht man dann spezifische Parteien an, weil man schon weiß, da landet man oder versucht man wirklich alles?

Also das kommt ganz drauf an.

Genau, also dann identifiziert man erstmal die Person, mit wem müssen wir eigentlich mal sprechen, wen müssen wir eigentlich mal ansprechen und erzählen, wo hier bei der Fahrradwirtschaft oder Fahrrad insgesamt der Schuh drückt.

Genau, und dann geht es erstmal darum, die richtigen Menschen und Ansprechpersonen zu identifizieren.

Das kann dann im Bundestag sein, MdB, das kann aber noch auf der Ebene drunter sein, Fraktionsreferenten, das kann in Ministerien sein.

Da muss man dann auch immer schauen, wo ist das politische Thema irgendwie aufgehangen, wo ist der Prozess gerade, ist der jetzt irgendwie noch auf Ministeriumsseite oder ist das schon im Bundestag angekommen?

Genau, Personen identifizieren, mit denen sprechen, wenn man jetzt ganz konkrete Themen hat, aber man muss natürlich auch dafür sorgen, dass der Verband irgendwie des Menschen von Zukunft Fahrrad gehört haben.

Das heißt, man macht Events in Berlin, wo man dann mal Leute einlädt, dass sie einen kennenlernen, dass man seine Themen bespricht.

Das ist dann schon wichtig, dass es vor Ort ist oder dass sozusagen der Politiker an dir vorbeifährt und das Schild mal sieht oder das Plakat und sieht, aha, da ist was, da passiert was.

Das ist ja generell auch immer so, dass man gerne so vor der Haustür, man denkt, was vor der Haustür passiert, passiert auf der Welt.

Da ist die Präsenz in Berlin wahrscheinlich dann in speziellem Regierungsviertel wichtig.

Ja, also ich würde sagen, effiziente und effektive Lobbyarbeit zu machen, ohne dass man Menschen hat, die in Berlin sitzen, ist auf jeden Fall schwierig oder ist dann auf jeden Fall mit Vielfalt verbunden.

Aber dann könnte man doch zum Beispiel bei einer Person mal zufällig herausfinden, wo wohnt sie, ein Event genau vor der Haustür machen, wo ganz viele Leute anwesend sind und vielleicht auch Jubelperser von der Straße, weißte, mit ein bisschen Geschick vorgehen, manipulativ, das macht ihr wahrscheinlich nicht.

Das machen wir eher nicht, nee.

Noch nicht.

Aber hast du das Gefühl, du beschreibst Zukunftsfahrrad auch so ein bisschen als Start-up, hast du das Gefühl, dass inzwischen die Politikerinnen eine Vorstellung haben von der Fahrradindustrie, von ihren Bedürfnissen oder wird man immer noch belächelt oder?

Also es ist auf jeden Fall ein Prozess, ich würde sagen, es kommt langsam.

Zukunftsfahrrad hat sich wahnsinnig entwickelt in den letzten paar Jahren.

Wir haben, wie gesagt, ein sehr, sehr schnelles Wachstum hingelegt, wir haben eine sehr, sehr schnelle Professionalisierung hingelegt.

Ich finde, was wir und die Geschäftsstelle, aber auch natürlich Geschäftsführung und Vorstand in den letzten Jahren geleistet haben, wirklich bemerkenswert und ich rede jetzt nicht nur über mich, sondern ich rede über meine Kollegen.

Du bist auch bemerkenswert.

Ich rede über meine Kollegen und Kollegen, ich rede über den Vorstand und alle, die uns da unterstützt haben.

Also ich finde, wir haben eine echt tolle Entwicklung hingelegt, was jetzt den Verband selber angeht, aber auch was unsere Position in der Verbändelandschaft oder in der politischen Landschaft, insbesondere in Berlin, angeht.

Es ist schon so, dass dieses Gefühl, was diese 20 Gründungsmitglieder hatten, dass da vielleicht doch in Berlin irgendwie zu dieser Zeit, seitdem es auch bei anderen Verbänden sehr, sehr, sehr viel passiert, ich rede jetzt wirklich über 2019 insbesondere noch, dass dieses Gefühl, dass da irgendwie ein gewisses Vakuum ist, was nicht so richtig ausgefüllt ist, dass die Fahrradwirtschaft nicht in dem Sinne repräsentiert wird, wie es vielleicht angemessen ist und wie es angemessen sein sollte, auch mit Blick auf wirklich die riesengroßen Themen Mobilitätswende, Verkehrswende, Klimaschutz, Gesundheit und so weiter.

Also Fahrrad berührt ja so viele gesellschaftliche Mega-Themen.

Ich denke, man kann jetzt schon nach diesen paar Jahren sagen, dass dieses Gefühl, dass diese 20 Gründungsunternehmen hatten, nicht ganz falsch war und dass wir auch in einen Raum vorgestoßen sind in Berlin, der jetzt nicht besonders stark besetzt war.

Was natürlich schade ist, weil, glaube ich, einfach die letzten zehn Jahre da auch viel versäumt worden ist.

Aber wir könnten wahrscheinlich auch schon viel weiter sein, wenn es diese Repräsentation schon vor zehn Jahren gegeben hätte.

Auf der anderen Seite war es eine super tolle Gelegenheit und Chance für uns, dann einfach überall in diese Lücken reinzustoßen und uns dann da reinzusetzen.

Darf ich vielleicht mal ganz privat fragen, was dein Hintergrund ist und wie du und warum du zu Zukunft Fahrrad gekommen bist?

Ja, die Frage wurde mir natürlich schon öfter gestellt und ich beantworte sie immer gleich, weil es auch einfach wahr ist.

Ich wollte eigentlich schon immer das, was ich jetzt mache, wollte ich eigentlich schon, glaube ich, mein ganzes Leben lang machen.

Ich wusste es nur nicht, bis ich die Stellenausschreibung gelesen habe von Zukunft Fahrrad damals, ja, das war das Januar 2021 oder Dezember irgendwie so.

Genau, ja, also ich bin immer schon begeisterte Radfahrerin gewesen, aber wirklich so im Sinne von Alltagsradfahrerin.

Hat das für mich entdeckt, also wir sind schon in der Familie immer viel Fahrrad gefahren, im Urlaub und so.

Mein Vater fährt auch super gerne Fahrrad und bin dann mit zehn aufs Gymnasium gekommen im Nachbarort und sollte dann mit dem Bus dahin fahren.

Ich habe das in Wien ein paar Mal gemacht und dachte, das ist so schrecklich, es ist so heiß und es ist so eng und da muss man immer auf dem Bus warten und irgendwie dieser ganze Bus, nichts gegen Busse, nichts gegen ÖPNV, großer Fan von ÖPNV, aber für mich in diesem Moment und in diesem Schulbus, das war nichts für mich und da habe ich gesagt, so jetzt fahre ich mit dem Fahrrad zur Schule und das war eigentlich der Dreh- und Angelpunkt.

Ich bin dann damals auf das Fahrrad aufgestiegen als Alltagsverkehrsmittel und bin nie wieder abgestiegen.

Als Junge, als Schulpendlerin.

Genau, als Junge, als Schulpendlerin und dann kam natürlich auch die Zeit, wo dann alle mit 18, 19 angefangen haben mit dem Auto zu fahren und auch mit dem Auto teilweise zur Schule gefahren sind und ich habe es einfach nicht verstanden.

Ich habe es einfach mein ganzes Leben bis heute, ich kann es einfach nicht verstehen, wieso man nicht die Parkkilometer einfach mit dem Fahrrad fährt, weil man ist meistens schneller und dann…

Und was studiert dann eine Fahrradfahrerin, die den Kopf schüttelt über die Autofahrer?

Ja, ich hatte mich damals noch überhaupt gar nicht mit dem…

Ich hatte ja, wie gesagt, ich war völlig…

Ich hätte niemals gedacht, dass ich mal Fahrradlobbyistin oder sowas werde.

Wie gesagt, das war völlig ein Berufsfeld, das ja auch noch nicht existierte.

Ja, vielleicht damals noch nicht so.

Im ADFC vielleicht schon.

Ja, und Jahre vergehen, man studiert, man arbeitet, dann bin ich nach Berlin gezogen, habe dann da im Bundestag gearbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin von Bundestagsabgeordneten, insbesondere auch, habe da Finanzpolitik und Finanzthemen bearbeitet, dann war ich bei einem anderen Verband, habe da aufgehört, habe dann bei einem anderen Verband politische Kommunikation gemacht, auch in diesem Bereich Finanzthemen und so weiter.

Bin dann natürlich immer jeden Morgen treu mit meinem Fahrrad zur Arbeit gefahren und wieder nach Hause und habe mich dann, wie so viele andere Menschen auch, die in Berlin Fahrrad fahren, radikalisiert und politisiert, was das Fahrradfahrthema angeht.

Einfach nur weil diese, genau, Erfahrung in Berlin, einfach sehr regelmäßig Fahrrad zu fahren, das macht auf jeden Fall was mit einem.

Und ich glaube, viele Menschen sind einfach nur über diese Erfahrung in Berlin, viele Fahrrad zu fahren, haben die sich irgendwie bei diesem Thema politisiert und teilweise auch radikalisiert.

Das ist keine Radikale, aber naja.

Ja, hoffentlich nicht.

Also wir versuchen ja so viele Menschen, die hier möglich abzuholen.

Und ich lese gerade oder zum zweiten Mal tatsächlich ein sehr spannendes Buch von Dirk Brockmann „Im Wald vor lauter Bäumen“, ein Komplexitätsforscher, der ursprünglich aus der Physik kommt, aber ich glaube, so transdisziplinär sehr, sehr gerne arbeitet.

Und da geht es auch sehr viel um Meinungsbildung, kollektives Verhalten und man lernt unter anderem, dass die Menschen an den radikalen Punkten sich nicht annähern werden und man da auch keine Menschen gewinnen kann.

Man sich also aufeinander zubewegen muss, wenn man Meinungen verändern möchte.

Und ich glaube, das ist eines der zentralen Themen in unserer Gesellschaft aktuell, sich gegen diese Polarisierung zu stellen.

Deswegen lese ich mich da gerade so ein bisschen rein.

Sehr empfehlenswert.

Fühlst du dich dann auch gerade in diesen strategischen Kooperationen zu Hause?

Und was machst du konkret?

Ja, jetzt noch, genau.

Und dann bin ich zufällig, habe die Stellenausschreibung gesehen von Zukunftsfahrrad, die hatten dann jemanden gesucht, Referenten politischer Kommunikation, auch gerne mit so ein bisschen Finanz- und Steuerhintergrund, weil wir gerade bei den Dienstleistungen auch viele Steuerthemen und so weiter haben.

Und ich hatte dann diese Stellenausschreibung gelesen und dachte, ha, that’s me.

Da muss ich mich jetzt mal bewerben.

Und so bin ich dann zu Zukunftsfahrrad gekommen.

Wie gesagt, zuerst als Referentin politischer Kommunikation, ganz allgemein.

Und dann, was sich so ein bisschen herauskristallisiert hat, auch noch mal zum Thema, wie baut man einen Verband auf, wie macht man sich eigentlich bekannt, wie kreiert man eigentlich auch Hebel irgendwie, weil die Fahrradbranche ist natürlich toll und wichtig.

Und unsere Mitgliedsunternehmen sind toll und wichtig in der Fahrradverkehr.

Und das da natürlich mehr passieren muss, das ist alles klar.

Aber unsere Macht wird natürlich im Vergleich zur Automobilindustrie und auch zur Schiene und anderen Akteuren natürlich einfach, was unsere Größe angeht und die Beschäftigtenzahl und auch Wertschöpfung und Umsatz, es ist natürlich einfach begrenzt.

Also so realistisch muss man mit sich und der Welt dann natürlich einfach sein.

Und deswegen war uns eigentlich relativ schnell klar, wenn wir mehr bewegen wollen, als wir jetzt irgendwie originär mit der Fahrradwirtschaft vielleicht im politischen Raum bewegen können, ist eigentlich ein ganz wichtiges Ziel, dass wir Verbündete suchen, dass wir Allianzen schmieden, dass wir Bündnisse bilden, dass wir wirklich schauen in der großen Linie, wer ist denn alles noch Mitstreiter beim Großthema nachhaltige Mobilitätswende, nachhaltige Verkehrswende.

Und das findet man eigentlich doch einige Akteure, die ebenfalls in diesem Großthema unterwegs sind.

So hat sich dann eigentlich dieser ganze Bereich strategische Kooperation dann irgendwie so step by step herausgebildet und… Ist denn zum Beispiel jetzt euer Bündnis, das im Januar bekannt wurde, aus den Verbänden und Gewerkschaften, also du musst mich berichtigen, aber der ADFC ist dabei, das ist jetzt nicht ungewöhnlich, aber auch die Allianz Pro Schiene, die EVG, das ist die Eisenbahn… Eisenbahn Gewerkschaft, ja. …und tatsächlich auch IG Metall.

Ist das so ein bisschen dein Aushängeschild?

Das ist ein anderes, genau.

Wir haben zwei Bündnisse.

Wir haben ein Bündnis, wo wir im Lead sind.

Das ist das Bündnis Nachhaltig Mobilitätswirtschaft.

Da geht es wirklich um Wirtschaftskraft und auch Wirtschaftsinteressen der nachhaltigen Mobilitätsbranche.

Da sind wir im Lead und machen da auch die Steuerung und unsere Mitglieder, also der Kerngruppe, sind auch die Allianz Pro Schiene, der VDV, also Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, der dann den ÖPNV repräsentiert und der Bundesverband Carsharing.

Und das Bündnis, das gibt es etwa seit anderthalb, zwei Jahren.

Wir haben da jetzt viel gemacht, insbesondere auch zum Thema Mobilitätsbudget.

Wir werden jetzt im März eine Wirtschaftsstudie veröffentlichen, die wir zu viert haben anfertigen lassen, wo wir einmal darauf schauen, wie viele Beschäftigte eigentlich die nachhaltige Mobilitätswirtschaft hat und was wir für eine Wertschöpfung generieren.

Weil das ein riesengroßer Punkt ist für die politische Kommunikation, weil in Deutschland Fakten schaffen, ein großer Punkt in der politischen Kommunikation, insbesondere in einem Land, wo viele Diskussionen damit beginnen und enden, dass man sagt, die Automobilwirtschaft, die hat ja so und so viele Arbeitsplätze und da haben wir so und so einen Umsatz und so und so eine Wertschöpfung und wir können eigentlich wenig machen, um das zu gefährden.

Da war eigentlich unser Gedanke, okay, wir müssen irgendwie schauen, was haben wir eigentlich zu bieten?

Was hat eigentlich die nachhaltige Mobilitätswirtschaft zu bieten?

Heißt Schiene, ÖPNV, Carsharing, Fahrrad, alles, was sich irgendwie auch Taxi und Mietwagen, alles, was sich irgendwie auf dieser nachhaltigen Mobilitätsseite befindet.

Was haben wir eigentlich zu bieten?

Also alle wissen immer alles, was die Automobilwirtschaft zu bieten hat, aber wir müssen uns ja noch etwas entgegensetzen.

Genau, da werden wir auf jeden Fall jetzt nächsten Monat die Ergebnisse veröffentlichen und das ist die Vorab-Ergebnisse, haben wir gesehen und das ist super spannend.

Du willst noch nichts teasern?

Ich will noch nichts teasern und irgendwie in dieser Idee und Dunstkreis, hat sich dann quasi auch dieses zweite Bündnis draus entwickelt, was wir eben schon angesprochen haben, in einer ein bisschen anderen Zusammensetzung, das ist aber die Allianz Pro Schiene in Lied, das ist Allianz Pro Schiene, EVG, Eisenbahn-Gewerkschaft, ADFC, wir, Zukunft Fahrrad und die IG Metall.

Da haben wir genau jetzt im Januar auch ein Positionspapier veröffentlicht.

Wie kann man eigentlich so eine Verkehrswende gut gestalten?

Wirklich dann im Sinne von, was brauchen wir auch an Infrastruktur, wo ja hauptsächlich auch der ADFC, also das ist ja ein ganz starkes ADFC Thema, Infrastruktur, Infrastrukturfinanzierung, was brauchen wir eigentlich an Fahrradinfrastruktur, was brauchen wir an Schieneninfrastruktur, wie können wir die Transformation innerhalb der Automobilindustrie, die ja teilweise schon im Gange ist, aber auch noch kommen wird, hin zu Elektroautos, wie können wir die eigentlich gut begleiten, dabei ist das natürlich ganz stark Expertise von der IG Metall.

Was haben wir auch zu bieten?

Ja, also was hat auch die Eisenbahnbranche, ÖPNV, Fahrrad, was haben eigentlich alle anderen zu bieten?

Und was wir uns einfach wünschen, auch von der Politik ist, dass wirklich mal begonnen wird, das alles zusammen zu denken.

Also es ist doch noch ein sehr starkes Silo-Denken.

Hier ist die Automobilindustrie, hier sind die Autobahnen, hier ist die Schiene und hier ist die Schieneninfrastruktur, hier ist ÖPNV und hier ist Fahrrad.

Und was wir einfach sagen und was diese zweite Bündnis hatte als ganz starke Botschaft, wir müssen dieses Silo-Denken mal ein bisschen aufbrechen, also lasst uns Verkehrskonzepte doch mal wirklich gemeinsam denken und lasst uns doch auch mal die Mobilitätswirtschaft und die Transformation, die da jetzt einfach in den nächsten Jahren auch stattfinden wird, lasst uns doch wirklich mal zusammen denken, lasst uns das gemeinsam gestalten, lasst uns auch versuchen, vielleicht Beschäftigte, die in der Eierbranche vielleicht ihre Arbeit verlieren werden, dann in der Schienenbranche zum Beispiel unterzubringen und das mal ein bisschen holistischer und weiter zu denken, weil wir aktuell noch den Eindruck haben, dass die Politik dies nicht macht und das eigentlich schade ist, weil da ganz viel Potenzial unserer Meinung ist und wenn wir das gemeinsam denken und gemeinsam gestalten, kann da am Ende was richtig Gutes bei rauskommen.

Das klingt natürlich wunderbar, holistisches Denken.

Zählt ihr, sprecht ihr mit dem VDA, mit der Autolobby auch oder ist das tatsächlich so eine Frontenbildung und da drüben steht der Gegner und wir müssen uns dagegen positionieren?

Nein, wir sind vielleicht persönlich radikale Fahrradfahrer, aber das ist nicht unsere Verpasstposition.

Nein, also wir sprechen selbstverständlich mit dem VDA, wir sprechen mit allen.

Ist da eine Offenheit vorhanden?

Ja, es geht nur gemeinsam.

Es geht auch nicht ohne motorisierten Individualverkehr, es wird ja immer gesagt, achten Fahrradfahrer und die sind ja alle gegen Autos.

Also man kann uns schon vertrauen, dass wir soweit in der Realität verhaftet sind, dass uns natürlich klar ist, dass es nicht ohne motorisierten Individualverkehr gehen wird und das ist ja auch überhaupt nicht unser Ziel.

Und dennoch, ihr fordert eine Umschichtung und diese Umschichtung passiert ja auch aktuell, allerdings genau in die Gegenrichtung.

Wie geht man damit um?

Für mich macht das natürlich alles Sinn, was du sagst und für mich liegt darin die Hoffnung.

Die Frage ist nur, wie wird es dann tatsächlich draußen angenommen, wenn wir sehen, die Realität, die gerade Politik gestaltet wird, geht genau in die Gegenrichtung.

Wir haben ein großes Finanzloch, es wird wahrscheinlich noch schlimmer werden, was die Gestaltung der Infrastruktur oder die Nichtumsetzung der Infrastruktur anbelangt.

Also die Hoffnungen, die wir in viele Projekte gesetzt haben, werden jetzt wieder zurückgenommen oder werden zum Teil gekappt.

Wie geht man dann von eurer Seite damit um?

Wie motiviert man sich oder wo sucht man dann neue Wege?

Also aktuell sind es ja dann doch eher negative Nachrichten.

Ja, wir sind weiterhin davon überzeugt, dass das, was wir fordern, logisch und folgerichtig ist und deswegen können wir auch guten Mutes an unseren Forderungen festhalten.

Denn was wollen wir denn eigentlich?

Es geht uns ja nicht um die Abschaffung von Autos, es geht uns nicht um irgendwelche radikalen Angelegenheiten, was wir sagen oder was auch Schiene und ÖPNV sagen.

Oder ja auch ganz konkret, wir von Zukunft Fahrrad, wir sagen, die Anzahl von Autos, die wir aktuell auf der Straße haben, ist unglaublich viel und es ist zu viel.

Zu viel, das heißt ja nicht, dass man auf Null geht, sondern es ist einfach zu viel.

Wir sagen, der Platz ist ungerecht verteilt auf der Straße, was jeder sehen kann, wenn er auf die Straße tritt und sich mal wirklich schaut, wie viel Platz hat der fließende Verkehr, hat der runde Verkehr und was ist dann noch übrig für Fußgänger und Fahrradfahrer.

Was wir ja fordern ist ein Level Playing Field sowohl was Finanzierung angeht als was auch Platzverteilung angeht, als was auch Wirtschaftsförderung angeht und unser Ziel ist, dass Leute wirklich überhaupt erstmal die Wahlfreiheit haben, wirklich das Verkehrsmittel auszusuchen, das sie wirklich nutzen wollen.

Es gibt nämlich wahnsinnig viele Leute, die gerne sehr viel mehr Fahrrad fahren würden, sie trauen sich aber nicht, weil es keine Infrastruktur ist.

Es gibt auch Leute, die würden gerne mehr Bahn fahren, haben aber Sorge, dass die Bahn irgendwie unzuverlässig ist und planen dann vielleicht nicht ihren Familienurlaub mit der Bahn.

Das wäre aber alles beheben, wenn man sich um diese Verkehrsmittel und die Infrastruktur und Finanzierung besser kümmern würde als Politik.

Ich bin voll bei dir.

Wir sind weit, aber du bist so eine Politikerin.

Nein, nein, nein, ich komme jetzt darauf.

Ich komme jetzt auf das Schlechte.

Nein, nicht auf das Schlechte, sondern wie man da strategisch vorgeht, wenn man merkt, dass das nicht fruchtet.

Wie geht man da weiter?

Jetzt, in diesem Moment hat es nicht so gefruchtet, wie wir uns das gewünscht hätten.

Das ist jetzt ein Rückschlag gewesen, davon kann man sich jetzt aber nicht entmutigen lassen.

Das geht einfach nicht.

Und es geht einfach nicht und müssen wir auch nicht, weil wir an der Grundidee, dass das Verkehrssystem, so wie es jetzt ist, ineffizient ist und auch Autofahrer finden, dass das Verkehrssystem, so wie es im Moment läuft, nicht gut.

Die beschweren sich nämlich auch, dass sie im Stau stehen und irgendwie Parkplatz und und und und und.

Es ist ja jetzt nicht so, als wären die Autofahrer super zufrieden und alle anderen gucken irgendwie in die Röhre.

Also wir sind weiterhin davon überzeugt.

Wir versuchen uns wirklich an Fakten zu orientieren.

Wir haben eine Klimakrise, die sich nicht aufhalten lässt.

Wir haben ein Verkehrssystem, was ineffizient ist und was wirklich einfach man mit Fahrrädern, mit mehr ÖPNV, mit kleineren Autos, mit weniger Autos einfach wahnsinnig viel erreichen kann.

Das ist wissenschaftlich bewiesen.

Da kann man einfach guten Mutes dran glauben, auch wenn die politische Richtung im Moment so nicht eingeschlagen wird.

Wir sind weiter davon überzeugt, dass eine Verkehrswende, eine Mobilitätswende, mehr Fahrradfahren, mehr Bahnfahren, mehr ÖPNV ein Gewinn für alle darstellt.

Wir sind felsenfest davon überzeugt und können dann auch durch schwere Zeiten und Täler diese Idee weiter durchtragen.

Wie tief ist das Tal?

Was ist deine Einschätzung?

Jetzt auch langfristig gedacht, denkt ihr schon so ein bisschen Richtung Regierungswechsel und dass sich die Lage vielleicht auch nochmal verschärft?

Also dass das Interesse oder das Verständnis für all die Punkte, die du auflistest, die für uns sehr einleuchtend sind, absolut nachvollziehbar.

Wirklich, wie du sagst, es ist einfach nur logisch.

Es ist gesunder Menschenverstand.

Es ist ein Blick auf die Straße.

Und dennoch sind ganz viele Menschen, die das nicht so sehen.

Und diese Menschen müssen wir ja mitnehmen.

Das ist ja der Punkt.

Es ist ja nicht der Punkt, unsere eigene Bubble zu überzeugen und zu sagen, wir haben Recht.

Das fällt leicht.

Die Mehrheit zu erreichen, das ist ja das Schwierige.

Und es wird wahrscheinlich in Berlin das Gleiche bei euch sein.

Ich bin mir sicher, dass es Parteien gibt, zumindest eine sicherlich, wo ihr Fürsprecherinnen habt.

Aber es gibt eben auch Parteien, die sich wahrscheinlich strategisch fast schon dagegen positionieren.

Und die Frage ist ja, wie geht man dann damit um?

Und wir müssen damit rechnen, dass es nächstes Jahr sich vielleicht durch einen Regierungswechsel nochmal herauskristallisiert, dass das Thema weiterhin nicht auf der Agenda steht.

Du hast natürlich völlig Recht, was wir jetzt natürlich auch wahrgenommen haben.

Das letzte Jahr, dieses ganze Thema Antiverkehrswende und pro Auto und irgendwie auch so ein Krieg gegen das Auto herbeizufantasieren, was wirklich ja teilweise einfach entspricht.

Nur weil man jetzt irgendwo mal ein paar Fahrradwege einzieht, ist es noch kein Krieg gegen Auto.

Wir haben schon auch gesehen, auch was so im Ausland los ist, dass die ja teilweise dann schon die konservativen Parteienfamilien das so ein bisschen als ihr Thema sich gesucht haben und sich das dann auch ein bisschen voneinander abgucken europaweit.

Ja, das ist eine sehr missliche Entwicklung.

Also das muss man auch erstmal verdauen.

Das muss man auch erstmal als Verband verdauen und als Beschäftigte.

Und da kann man auch mal schlicht Laune haben, mal ein paar Tage.

Das ist…

Ja, es ist eine blöde Entwicklung.

Ich sag euch, ihr müsst euch strategisch vor den Häusern dieser Menschen platzieren, große Stände aufbauen, viele Jubelperse einkaufen oder in Aufrufstarten.

Und wo die Menschenmassen sind, da sind die Wähler*innen.

Ja, das stimmt, das stimmt.

Nur so als kleiner möglicher Entrier-Act.

Nein, ich bin aber ein Wirtschaftsverband.

Wir sind kein zivilgesellschaftlicher Verband, da muss man auch immer ein bisschen differenzieren.

Nein, und ich meine, wir können nur das machen, was wir jetzt schon machen.

Was wir machen ist, wo können wir besser werden?

Wie können wir den Verband noch besser aufstellen?

Wie können wir also intern den Verband so entwickeln und weiterentwickeln, dass wir noch effizienter werden, dass wir schlagkräftiger werden, dass wir besser arbeiten?

Wir setzen uns hin und natürlich denken wir darüber nach über Strategien.

Wir sind auch, was ich auch wirklich super finde, jetzt was unsere Verbandsarbeit angeht, wir sind immer, wir holen immer Externe auch rein, die uns beraten.

Wir versuchen wirklich auch nicht im eigenen Saft irgendwie zu sitzen.

Wir versuchen als Verband immer besser zu werden.

Wir versuchen als Verbandsmitarbeitende immer besser zu werden.

Wir müssen besser werden.

Wir müssen es noch besser machen und wir müssen einfach die Ausdauer weiter haben, das was wir machen und das was wir gut machen, weiter zu machen.

Also wir können jetzt nicht die Flinte ins Korn werfen.

Es ist jetzt hart, da ist jetzt auch Gegenwind.

So what?

Dann müssen wir halt noch stärker, dann müssen wir halt noch mehr und dann müssen wir halt noch besser und dann müssen wir uns noch mehr Partner suchen und dann müssen wir noch mehr Mitglieder finden, die uns finanzieren und dann müssen wir vielleicht noch zwei Leute einstellen und dann müssen wir, was bleibt uns jetzt übrig, also noch mehr einzuhauen und noch stärker für das Fahrrad zu kämpfen und ich finde wir haben da auch richtig coole Leute in der Geschäftsstelle.

Wir haben auch einen richtig guten Mix aus radikalen Optimisten und radikalen Realisten und die Hälfte unserer Energie kommt aus Wut und die andere Hälfte kommt aus Hoffnung und da muss man jetzt einfach weiter machen.

Stur mit dem Ziel im Blick.

Ja, es ist ja nicht so, dass ihr nicht gut seid aktuell.

Also ich habe es mir jetzt so reflektierend vor dem Gespräch noch mal gedacht, wie in kürzester Zeit, also wirklich, wenn man vor ein paar Jahren noch nicht so diese Präsenz hatte überhaupt, wie du sagtest, es war ein Vakuum da. 2019 bildet sich Zukunftsfahrrad für uns in der Branche, in der Industrie ist es inzwischen einfach ein Standard geworden, dass da jemand ist.

Ob das als Ansprechpartner, ich höre das von den Marken, ich habe ein Gespräch mit dem Jan von eBog zum Beispiel gehört, der gemeint hat, wir versuchen mit Zukunftsfahrrad daran zu arbeiten, dass unser Rucksack, ja also ein Airbag-Rucksack für den urbanen Raum auch in dieses Leasing-Modell mit aufgenommen werden kann, weil das wäre natürlich für uns super.

Vor kurzem hatte ich einen Podcast aufgenommen mit dem Anatol von Rose, da war auch ganz selbstverständlich, das ist ein wichtiger Bestandteil auf dieser Ebene Gas zu geben, weil das wäre dann auch nicht nur der einzige Punkt für uns, das Fahrrad im urbanen Raum voranzutreiben, aber einer der wichtigsten Säulen.

Was sind denn eure oder für dich auch so die großen Erfolge von Zukunftsfahrrad in den letzten Jahren?

Also überhaupt diese Entwicklung des Verbandes, diese rasante Mitgliederzuwachs, wachsende Geschäftsstelle, unsere Position in politischen Berlin, also das ist schon, also ich glaube das, was man sich vielleicht mal vor zwei, drei Jahren erträumt hatte, haben wir mindestens erreicht, aber auf jeden Fall übertroffen.

Dass wir von anderen Verbänden, großen Verbänden, alteingesessenen Verbänden, bekannten anderen Verbänden einfach ganz natürlich als Partner, als Bündnispartner, als strategischer Partner wahrgenommen werden, das ist ein Riesenerfolg für uns und darum geht es teilweise wirklich auch einfach in diesen ersten Verbandsjahren sein, Platz zu finden in der Verbändelandschaft, in der politischen Landschaft, dass man dann, dass natürlich dann das, was man sagt, auch gehört wird.

Wir haben wirklich gute Beziehungen aufgebaut zu den relevanten Ministerien, wo vorher teilweise wirklich auch noch nie jemand von der Fahrradwirtschaft vorstellig geworden ist.

Das muss man sich einfach auch mal auf der Zunge zergehen lassen.

Wir haben da wirklich, also was Netzwerkaufbau angeht, was Mitwiderschaft angeht, was wie gesagt Professionalisierung und Wachstum der Geschäftsstelle angeht, das ist ein riesengroßer Erfolg, der dieser Verband vorzuweisen hat.

Wir haben jetzt aktuell zwei kleinere Themen, die im Finanzministerium behandelt werden.

Und dann kommt im Referentenentwurf zum Jahressteuergesetz ganz konkret.

Also, ja, wir sind auf jeden Fall einfach voll angekommen in Berlin und haben da eine super gute Basis geschaffen, um da jetzt wirklich unser politisches Wirken entfalten zu können.

Super.

Ich bin gespannt auf die Zahlen nächsten Monat, die nachhaltigen Zahlen vom Bündnis.

Und ich bedanke mich tatsächlich bei euch für eure Arbeit, weil das wirklich für uns sehr, sehr wichtig ist für die gesamte Industrie.

Da schließe ich mich mit ein als Journalistin, die nur teilweise in der Fahrradbranche zu tun hat, aber natürlich vor allem auch als Radfahrerin in der Stadt, über Land generell.

Es ist so wichtig, dass sich was tut und das ist sehr, sehr wichtig.

Und auch gut zu wissen, dass da Lobbyarbeit in Berlin passiert.

Alle wissen es ja noch nicht, deswegen war mir das jetzt auch mal eine Herzensangelegenheit mit dir zu sprechen.

Vielen lieben Dank.

Liebe Grüße ins Team.

Danke für euer Engagement, für eure Arbeit und viel, viel, viel Erfolg und weiterhin Optimismus.

Und natürlich auch großen Dank an die beste Zuhörerschaft, die wir da draußen haben.

Meldet euch mit Fragen und Kommentaren etc. unter [email protected].

Nimm fleißig das Rad.

Ciao.

Ciao.

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Sissi Pärsch

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