Radentscheide

friederjohannes

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Moin, ich dachte es wäre mal ganz nett, etwas mehr über die Wirkung der Radentscheide bundesweit zu erfahren.

Gibt es bei euch einen, wart/seid ihr vielleicht sogar selbst dabei?
Hat er schon etwas bewegen können, und wenn ja, was konkret?
Wie groß muss eine Stadt sein, damit ein Radentscheid etwas bewegen kann?
Funktioniert ein ähnliches Konzept vielleicht auch in ländlicheren Gegenden?
Haltet ihr vielleicht gar nichts von dem Format?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich selbst wohne in Frankfurt am Main (noch nicht sehr lang) und habe das Gefühl, dass durch den Radentscheid doch einiges an Bewegung in die Lokalpolitik gekommen ist. Dafür ist der natürlich nicht allein verantwortlich, und wie groß sein Anteil war, kann ich nicht gut beurteilen, weil ich eben noch nicht so lange hier wohne. Es ist aber definitiv einiges im Wandel in der Stadt und von den Zielen, die der Radentscheid im Römer durchgesetzt hat, sind einige auf einem guten Weg.

So wurde zum Beispiel in der Innenstadt eine Nebenstraße fahrradfreundlich umgestaltet, und auf einer Hauptstraße bei mir um die Ecke wurde ein Fahrstreifen für Fahrräder reserviert, auch wenn das aktuell noch relativ unvermittelt wieder endet. Das sollen nur Beispiele sein, es gibt noch deutlich mehr Vorhaben mit unterschiedlichem Fortschritt. Wie sieht es da bei euch aus?
 
Ich kenne das gar nicht, mit dem Radentscheid. Im Westen vom Pott scheint es das nicht zu geben.

Kannst du noch Infos von anderswo verlinken, bitte?

Danke & Viele Grüße,
Arno

Klar, hätte man drauf kommen können. Die Idee des Radentscheids (der erste war in Berlin) ist es, die Verkehrswende über den Weg des Volksbegehrens nach vorn zu bringen. D.h. es wird ein konkretes Gesetz formuliert, in dem besondere Förderung von Rad- und Fußverkehr zentral sind, und dafür werden dann Unterschriften gesammelt.

Die genauen Vorschriften sind da regional etwas unterschiedlich soweit ich weiß, aber im Kern ist es so dass wenn eine Mindestzahl an Unterschriften (VIELE) zusammen kommt, das zuständige Parlament über das Gesetz abstimmen MUSS, oder sich jedenfalls mit den Initiatoren zusammen setzen muss um die Ziele möglicherweise auch durch anders formulierte Gesetze zu erreichen. Letzteres ist meines Wissens in Frankfurt passiert.

Die Radentscheide sind überparteiliche Bürgerinitiativen, und nach dem Erfolg in Berlin gibt es mittlerweile in vielen Städten welche, da fand ich es interessant mal zu sehen wie da so die Erfahrungen sind.

Links:

Wikipedia
Radentscheid Frankfurt
 
Ich selbst wohne in Frankfurt am Main (noch nicht sehr lang) und habe das Gefühl, dass durch den Radentscheid doch einiges an Bewegung in die Lokalpolitik gekommen ist. Dafür ist der natürlich nicht allein verantwortlich, und wie groß sein Anteil war, kann ich nicht gut beurteilen, weil ich eben noch nicht so lange hier wohne. Es ist aber definitiv einiges im Wandel in der Stadt und von den Zielen, die der Radentscheid im Römer durchgesetzt hat, sind einige auf einem guten Weg.

So wurde zum Beispiel in der Innenstadt eine Nebenstraße fahrradfreundlich umgestaltet, und auf einer Hauptstraße bei mir um die Ecke wurde ein Fahrstreifen für Fahrräder reserviert, auch wenn das aktuell noch relativ unvermittelt wieder endet. Das sollen nur Beispiele sein, es gibt noch deutlich mehr Vorhaben mit unterschiedlichem Fortschritt. Wie sieht es da bei euch aus?
Hier in Darmstadt gab es ein Bürgerbegehren für einen Radentscheid, das aber vom Magistrat aufgrund von Mängeln beim Kostendeckungsvorschlag nicht angenommen wurde. Näheres kann man finden unter:

https://radentscheid-darmstadt.de

Unabhängig von der rechtlichen Seite (die aber anscheinend noch in Klärung ist), wurden aber trotzdem zusätzliche Investitionen von 4 Mio. € pro Jahr in die Radverkehrsinfrastruktur mit einer Laufzeit von mindestens vier Jahren (also 16 Mio. €) und die Anstellung vier weiterer Radverkehrsplaner*innen beschlossen.

Für die südhessische Region scheint sich also doch ein bißchen was zu tun. In Darmstadt sind innerhalb der letzten Jahre einige Straßen dazugekommen, die dem Radfahrer entgegenkommen. Sei es durch Umwandlung zu Fahrradstrassen oder abgetrennte Fahrspuren, wenn auch nicht immer konsequent und mitunter etwas abenteurlich umgesetzt. Aber: Es wird etwas gemacht. Radschnellweg Darmstadt - Frankfurt wird sukzessive ausgebaut und ist wie ich finde auch ein schönes Beispiel.

In Frankfurt bin ich immer mal wieder mit dem Rad unterwegs. Da das nicht so häufig vorkommt, fällt es mir inzwischen doch auf, wie gut man im Vergleich zu früheren Jahren die Stadt von Süd nach Nord durchqueren kann.

Gruß
tebis
 
Hier in Darmstadt gab es ein Bürgerbegehren für einen Radentscheid, das aber vom Magistrat aufgrund von Mängeln beim Kostendeckungsvorschlag nicht angenommen wurde. Näheres kann man finden unter:

https://radentscheid-darmstadt.de

Unabhängig von der rechtlichen Seite (die aber anscheinend noch in Klärung ist), wurden aber trotzdem zusätzliche Investitionen von 4 Mio. € pro Jahr in die Radverkehrsinfrastruktur mit einer Laufzeit von mindestens vier Jahren (also 16 Mio. €) und die Anstellung vier weiterer Radverkehrsplaner*innen beschlossen.

Für die südhessische Region scheint sich also doch ein bißchen was zu tun. In Darmstadt sind innerhalb der letzten Jahre einige Straßen dazugekommen, die dem Radfahrer entgegenkommen. Sei es durch Umwandlung zu Fahrradstrassen oder abgetrennte Fahrspuren, wenn auch nicht immer konsequent und mitunter etwas abenteurlich umgesetzt. Aber: Es wird etwas gemacht. Radschnellweg Darmstadt - Frankfurt wird sukzessive ausgebaut und ist wie ich finde auch ein schönes Beispiel.

In Frankfurt bin ich immer mal wieder mit dem Rad unterwegs. Da das nicht so häufig vorkommt, fällt es mir inzwischen doch auf, wie gut man im Vergleich zu früheren Jahren die Stadt von Süd nach Nord durchqueren kann.

Gruß
tebis
Auf dem Radschnellweg bin ich tatsächlich fast täglich unterwegs, einer der fertigen Abschnitte liegt auf meiner Pendelstrecke. Ich finde der ist auch nur in Teilen ein gutes Beispiel, weil im Detail dann doch wieder einiges nicht schön läuft. Zum Beispiel war es bei Egelsbach (edit: die Stelle ist in Wirklichkeit zwischen Erzhausen und Wix(sic!)hausen) offenbar zu viel verlangt, zwei Meter Schrebergarten auf offenem Feld zu enteignen, so dass an der Stelle jetzt eine gefährliche und schlecht einsehbare Verengung ist, die die Baukosten sicherlich auch noch ordentlich in die Höhe getrieben hat. Das alles um eine Dornenhecke und einen schiefen Schuppen zu retten, um die ringsherum massig Platz ist :rolleyes:

Aber hier soll es ja um die Radentscheide gehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, die Stelle kenne ich. Gerechnet auf die bisherige Gesamtstrecke kann ich mit der Einschränkung leben, auch wenn es an der Ecke wohl schon Unfälle gab.
Wenn Dir mal jemand auf einem grauen Raleigh Tourenrad mit grauer Ortlieb hinten rechts entgegenkommt, dann freundlich klingeln. Das bin dann ich ;)

Gruß
tebis
 
Irgendwie sind diese Volksentscheide zahnlose Tiger. In Berlin haben es zwei Entscheide (Tegel eröffnet lassen, DW enteignen) wegen mangelnder Realisierbarkeit nicht zum Gesetz gebracht. Der Volksentscheid Fahrrad dagegen schon.

Da ich eine Zeit lang auch beim fahrradfreundlichen Netzwerk in Berlin mitgemacht habe, bin ich der Ansicht, dass eine extrem detaillierte Radnetzkarte mit sämtlichen Schwerpunkten das Wichtigste ist, wenn erst einmal Gesetze verabschiedet wurden.

Dadurch kann immer wieder auf die Rolle von Straße XY im Radwegenetz / und Radwegeschwerpunktnetz hingewiesen werden und man kann gezielt Lobbypolitik betreiben, gegenüber bräsigen und widerwilligen Verwaltungen. Jede neue Veränderung der Radfahrsituation wird begutachtet und kommentiert.

Man muss dazu sagen, dass "changing Citys" und die Netzwerke in Berlin extrem kompetent besetzt sind, mit promovierten Verkehrsingenieuren und vergleichbaren Leuten. Dasselbe habe ich zum Beispiel im Pott nicht das Gefühl gehabt, als ich beim Besuch meiner Schwerster auf die Initiative dort gestoßen bin. Motivation ist die eine Sache, aber es kommt eben auf die Details an und da helfen einem Profis auf jeden Fall weiter.
 
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Sogar in Osnabrück mit seinem Grün-Rot-Lila-Stadtrat und der direkt gewählten schwarzen, radelnden OB'in gibt's nen Radentscheid. Auf dem Wallring soll eine Autospur für Radler/innen freigemacht werden – wenn's denn klappen sollte... Kostet halt viel Geld... Es soll Achsen ins Umland geben, und die bisherigen „Fahrradstraßen“ sind – naja, vielleicht ein Anfang... Der Radschnellweg nach Belm (vergleichbar dem RS 1 zwischen MH und E) wird zu Sport- und Jahrmarktszeiten immer zugeparkt, da muss was passieren. Neulich hatten wir wieder einen der typischen und tödlichen Lastzug-Rechsabbieger-Unfälle. Der Fahrer ist schon verurteilt worden (fahrlässige Tötung).
 
Moin. Hier in Lüneburg wurde schon einiges bewegt dank des Radentscheid. Fahrradstrassen, Verkehrsberuhigung usw. Wenn es jetzt noch mit dem Radschnellweg nach HH klappt…
Ich selber wirke da nicht mit, unterschreibe aber regelmäßig. Bei Veranstaltungen bin ich meistens dabei. Manchmal sind mir die Aktionen zu radikal. In meinen Augen bewirken Demos mit Sperren der Straßen im Berufsverkehr eher, dass die Autofahrer noch mehr Hass und Abneigung entwickeln. Teilweise hetzt der Radentscheid nur gegen Autos und verliert Lösungen für ein besseres Miteinander aus den Augen. Im Großen und Ganzen aber eine gute Sache.
Gruß Marcus…

https://radentscheid-lueneburg.de/
 
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