Ein Lastenrad wird von einem Pkw seitlich voll erwischt – Kinderdummys fliegen in hohem Bogen aus der offenen Passagierkabine … drastische Szenen aus der jüngsten Infokampagne „Sicher starten mit dem Lastenrad“ der Verkehrswacht NRW sorgen aktuell für Aufsehen. Alle Infos zur Kampagne und eine Einordnung unsererseits gibt’s jetzt hier.

Kampagne zeigt Gefahren deutlich auf

In der aktuellen Kampagne „Sicher starten mit dem Lastenrad“ informiert die Verkehrswacht NRW über die Risiken und Gefahren der Nutzung des von Lastendrädern. Gezeigt werden dazu Szenen aus Crashtests, welche in Zusammenarbeit mit den Autotestern der DEKRA und der Provinzial Versicherung durchgeführt wurden.

Die Kampagne "Sicher starten mit dem Lastenrad" macht mit drastischen Crashtest-Szenarien auf Gefahren im Straßenverkehr auferksam.
# Die Kampagne "Sicher starten mit dem Lastenrad" macht mit drastischen Crashtest-Szenarien auf Gefahren im Straßenverkehr auferksam.

Die Erkenntnisse aus den Tests und weitere Sicherheitstipps wurden in einem Flyer und auf einer Website für die Nutzerinnen und Nutzer aufbereitet. Wie die Tests abgelaufen sind – und welche Motivation dahintersteckt, erläutert die offizielle Pressemitteilung zur Kampagne:


Essen, 28. März 2023

Lastenradfahren boomt. Ob in der Stadt oder auf dem Land, immer mehr Familien nutzen das Fahrrad mit Transportbox. Durch die Modelle mit Elektroantrieb ist das Lastenrad auch bei Menschen, die in bergigen Regionen wohnen, eine beliebte und nachhaltige Alternative zum Auto. Für einen sicheren Start mit dem Lastenrad geben Landesverkehrswacht NRW, Provinzial Versicherung und DEKRA zum Anfang der Fahrradsaison praktische Tipps und zeigen geltende Vorschriften auf.

Lebensversicherer Gurt und Helm

Wie wichtig das richtige Anschnallen und das Tragen eines Helmes ist, demonstrierten die Landesverkehrswacht NRW, Provinzial und DEKRA im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz auf dem Verkehrsübungsplatz in Essen. Hier simulierten die Experten von DEKRA eine Vollbremsung mit dem Lastenrad aus voller Fahrt. Der nicht angeschnallte Kinderdummy verlor seinen Halt, flog aus der Lastenradbox und schlug krachend auf den Asphalt. „Was einem Kind bei einem solchen Aufprall passieren würde, kann man sich denken. Daher raten wir bei jeder Fahrt, und sei diese noch so kurz, Kinder mit den vorhandenen Gurten und einem passenden Fahrradhelm zu schützen“, raten Jörg Weinrich, Geschäftsführer der Landesverkehrswacht NRW, und Dr. Martin Creutz, Bereichsleiter der Provinzial Versicherung. Mit noch schlimmeren Verletzungen ist bei einem Crash zwischen PKW und Lastenrad auszugehen, der ebenfalls simuliert wurde. Auch hier ein Kinderdummy an Bord …

Präventionskampagne gestartet

Um auf Gefahren im Umgang mit Lastenrädern aufmerksam zu machen, haben Landesverkehrswacht, Provinzial und DEKRA in einem Flyer, auf einer Internetplattform (lvwnrw.de/lastenrad) sowie mit einer gemeinsamen Social Media-Kampagne unter dem Hashtag #lastenradnrw Informationen aufbereitetet. Sie sollen Einsteigern und allen, die sich einen ersten Überblick verschaffen möchten, Wissenswertes vermitteln. „Denn wer wen und vor allem wie mitnehmen darf, ist nicht jedem bewusst“, sagt Luger Bolke, Niederlassungsleiter von DEKRA in Münster. So ist erst seit einer Änderung der Straßenverkehrsordnung im Jahr 2020 erlaubt, erwachsene Personen zu transportieren. „Das Lastenrad gilt als Fahrrad bzw. in der elektrisch betriebenen Variante als Pedelec. Aber es gibt auch hier rechtliche Ausnahmen“, fährt Bolke fort. Wenn der Fahrradweg für ein Lastenrad faktisch nicht benutzbar ist, darf auf der Straße gefahren werden.

Neue Zielgruppe in der Verkehrssicherheitsarbeit

Wie lerne ich, sicher zu fahren? Was sollte ich für meine Mitfahrer und mich beachten? „Ob ein- oder zweispurig, ob mit Kindern, Erwachsenen oder tierischer Ladung: Lastenrad-Nutzer sind eine neue und wichtige Zielgruppe in der Verkehrssicherheitsarbeit“, sagt Dr. Creutz, der als Bereichsleiter der Provinzial Versicherung auch die Präventionsarbeit verantwortet und ergänzt: „Wichtig ist auch die Eigenverantwortung in der fahrtechnischen Beherrschung von Lastenrädern zu übernehmen. Wer – vor allem mit Kindern – losfährt, sollte an der eigenen Performance arbeiten und sicheres und vorausschauendes Fahren zuvor üben.“

Sehen und gesehen werden

„Neben dem richtigen Fahrverhalten spielt die Sichtbarkeit im Straßenverkehr eine große Rolle“, betont Jörg LVW-Geschäftsführer Weinrich. Gerade in den Abend- und Nachtstunden oder der dunklen Jahreszeit ist das Tragen einer reflektierenden Warnweste und eine funktionierende Beleuchtung besonders wichtig.

Gemeinsam mit den Verkehrswachten in der Region sollen nun die Themen rund um das sichere Fahren mit dem Lastenrad ausgerollt werden.

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Meinung @Nimms-Rad.de

Im Kern zeigt die Kampagne natürlich wichtige und richtige Dinge auf, die allerdings selbstverständlich sein sollten, wie etwa das Anschnallen und Helmtragen von Schutzbefohlenen. Die Ergebnisse aus den getesteten Szenarien sind ebenfalls wenig überraschend, weshalb wir ihre drastische Darstellung für fragwürdig halten.
Fragwürdig, weil unserer Meinung nach eine Kampagne mit dem Titel „Sicher starten mit dem Lastenrad“ die allgegenwärtige Hauptgefahr für Lastenradpassagiere – den motorisierten Individualverkehr sowie das Fehlen durchgehend sicherer Radinfrastruktur – komplett auszublenden scheint.
Im Gegensatz zu den drastischen Aufnahmen der Crashtests können wir die Inhalte der genannten Website durchaus empfehlen, da diese tatsächlich ein paar hilfreiche Tipps bereithält. Für mehr Sicherheit im Radverkehr ist jedoch die Politik mindestens so sehr zum Handeln aufgerufen wie die direkt Betroffenen der noch immer autozentrierten Infrastruktur.

Was sagt ihr zur Aufmachung der Kampagne?

Infos/Fotos: Pressemitteilung Landesverkehrswacht NRW/Thomas Küppers
  1. benutzerbild

    Technofrikus

    dabei seit 04/2023

    Ihr benutzt ja auch das spektakuläre Bild für euren Artikel und beschwert euch gleichzeitig darüber? Auf der Seite von der Verkehrswacht sind dagegen alle Bilder eher süß gemacht und kein Crash gezeigt.

    Aber stimme dem Denkanstoß schon zu. Bessere Infrakstruktur ist super wichtig. Andererseits gibt es auch schon "immer" spektakuläre Bilder von Autocrashs und das hält auch kaum jemanden ab.

  2. benutzerbild

    Osama

    dabei seit 03/2022

    erschrecken mit diesen Tafeln, welche die Raser nicht mal ansatzweise interessieren...
    Wie soll man die bei dem Tempo auch noch wahrnehmen....
    smilie
  3. benutzerbild

    sir.tobsen

    dabei seit 04/2023

    Ist es nicht offensichtlich, was passiert, wenn 1,5 Tonnen auf 150 kg treffen?
    Am Ende suggeriert die Website auch mit ihren drastischen Darstellungen, dass man es sich doch wirklich gut überlegen sollte aufs Rad umzusteigen, da das Auto einfach das viel sicherere Verkehrsmittel ist. Man könnte schon fast von Opferumkehr/ Victim blaming sprechen. Schade

  4. benutzerbild

    schlaurenz

    dabei seit 02/2022

    Ist es nicht offensichtlich, was passiert, wenn 1,5 Tonnen auf 150 kg treffen?
    Am Ende suggeriert die Website auch mit ihren drastischen Darstellungen, dass man es sich doch wirklich gut überlegen sollte aufs Rad umzusteigen, da das Auto einfach das viel sicherere Verkehrsmittel ist. Man könnte schon fast von Opferumkehr/ Victim blaming sprechen. Schade
    Amen 🙏🏼
  5. benutzerbild

    01goeran

    dabei seit 09/2022

    Ist es nicht offensichtlich, was passiert, wenn 1,5 Tonnen auf 150 kg treffen?
    Es gibt in manchen Städten Lichtzeichen an Kreuzungen auf dem Boden, damit der heutige multimediale Smartphonetransporteur nicht blind auf eine Straße läuft.
    Sprich Intelligenz wird zunehmend auf die Technik verlagert. smilie

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